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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
Autoren: Dietrich Faber
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doch. Nun sagen Sie schon, woher kenne ich Sie denn?»
    Mein Vater wird aufgeklärt, und wir machen uns auf den Weg zu einem weiteren Kollegen, der uns nach Mitte zurück zum Hotel, zu den Kindern, den Hunden und der speienden Mutter bringt.
     
    Als ich wenig später mit meinem Vater vor seiner Hotelzimmertür stehe, versuche ich unter dem Eindruck dessen, was wir gerade durchgemacht haben, etwas unbeholfen so etwas wie eine Umarmung.
    «Erhol dich gut», sage ich dabei. Mein Vater hält mich mit seinen Armen dabei so kunstvoll auf Distanz, dass ich lachen muss.
    «Warum lachst du?», fragt er.
    «Ach, nur so.»
    Dann versucht er die Zimmertür zu öffnen, hält allerdings seine Magnetkarte mehrmals hintereinander falsch herum vor die Klinke. «Kann man nicht mal hergehen und vernünftige Schlüssel aushändigen?», brummt er nervös.
    Ich versuche ihm zu helfen, da harscht er mich an: «Lass das, ich bin doch noch kein alter Tattergreis.»
    Eine gefühlte Stunde später gelingt es ihm, die Tür zu öffnen, und ich sehe durch den Spalt meine Mutter friedlich schlafend auf dem Bett liegen, sodass ich mich guten Gewissens in mein eigenes Zimmer zurückziehen kann.
     
    Ich öffne die Tür und werde von einer riesigen Vagina begrüßt.
    Auf einem Flachbildschirm. Davor sitzt gebannt mit offenem Mund ein siebenjähriger Junge, der keine Anstalten macht, seine Augen von diesem Schauspiel abzuwenden. Laurin hat, wie es scheint, Bekanntschaft mit dem Hotel-Pay- TV -Angebot geschlossen. Ich stürme zum Fernseher, schalte ihn hektisch aus und frage verärgert, wo denn Melina sei.
    «Die ist unten in der Bar», antwortet er, während die Hunde freudig japsend an mir hochspringen.
    Ich rufe bei der Rezeption an und lasse die Bezahlsender sperren. Zu spät zwar, aber besser jetzt als nie mehr.
    Laurin deutet auf meine verschmutzte Hose. «Was hast du denn gemacht?», fragt er.
    «Bin ausgerutscht», antworte ich und entscheide mich, zum einen nicht von Schüssen auf Beerdigungen zu berichten und zum anderen auf ein erstes Aufklärungsgespräch zu verzichten. Es ist jetzt nicht die Zeit dafür, zu erklären, dass im wirklichen Leben nicht alle Frauen in durchsichtigem Nachthemdchen einem Handwerker zunächst die Tür und wenig später die Beine öffnen.
    «Komm, wir gehen mit den Hunden raus», befehle ich ihm. Ein bisschen frische Luft wird der verdorbenen Jungenseele guttun.
    «Och nöööö, kann ich nicht noch ein bisschen fernsehen?»
    «Du kommst mit, keine Diskussion.»
     
    Melina sitzt lässig bis damenhaft an der Bar und schlürft verwegen an ihrem dritten Cocktail. Es steht ihr, ich verbiete ihr aber trotzdem die Bestellung eines vierten. Dies sage ich auch dem Barkeeper, der sich unterwürfig dafür entschuldigt, einer Minderjährigen Alkohol ausgeschenkt zu haben. Er habe sie für zwanzig gehalten. Das braucht auch kein Nachspiel zu haben, er müsse eben nur die Cocktails von der Rechnung löschen. Er nickt stumm. Melina verdreht die Augen und trinkt zum Abschluss eine legale Cola.
    Auch ihr erzähle ich erst einmal nichts von den Vorfällen auf der Beerdigung. Wie das in Zukunft zu handhaben ist, weiß ich noch nicht. Gerade in solchen Momenten fehlt mir Franziska sehr.
     
    Nach einem kurzen Spaziergang mit Laurin und den Hunden durch Abgase und Nieselregen und nach all dem, was in den letzten Stunden geschehen ist, sehne ich mich intensiv nach so etwas wie Ruhe oder Entspannung. In unserem Familienzimmer scheint das nicht möglich. Zu sehr nerven mich laufende Fernseher, zappelige Siebenjährige oder schnippische Pubertierende.
    So beschließe ich kurzerhand, den Wellness-Spa-Bereich unseres Hotels aufzusuchen. Warum auch nicht: Dafür ist er doch da.
    Ich fackele nicht lange und lasse mir an der Rezeption einen weißen Bademantel in Einheitsgröße reichen und Badeschuhe, die diesen Namen nicht verdienen. Den Bademantel trage ich bei meiner Körpergröße von eins neunzig als keckes Minikleid.
    Trotzdem freue mich nun auf den ersten Moment der Ruhe, seit ich heute früh aus dem Bett stieg, betrete den Wellnessbereich, dusche mich kurz ab und setze mich in eine Sauna, in der ständig albern das Licht wechselt.
    Ich schließe die Augen, atme tief durch, beginne zu schwitzen, komme tatsächlich ein kleines bisschen zur Ruhe, da höre ich von einer der beiden älteren Damen, die über mir auf der Bank schwitzen:
    «Haste das gehört vom Günndä?»
    «Puuh ja, schlimm, gelle?»
    Oje, Landsmänninnen, denke ich.
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