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Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)

Titel: Tote Fische beißen nicht: Ein neuer Fall für Pippa Bolle (German Edition)
Autoren: Auerbach , Keller,
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Pippa endlich zu Ende erzählen«, sagte Hetty Wilcox beschwichtigend und beugte sich zu ihrem Bobtail Sir Toby herunter, der – wie zur Bestätigung ihrer Worte – ein blechernes Bellen ausstieß.
    »Vielen Dank, Grandma.« Pippa atmete durch. »Ich will nicht einfach abhauen. Ich will nur ein paar Wochen in den Süden, um ein wenig Erholung zu tanken. Und um mich besser konzentrieren zu können.« Sie hob einen großen braunen Umschlag hoch und schwenkte ihn. »Ich habe endlich so etwas wie einen literarischen Übersetzungsauftrag bekommen. Hemingway.«
    »Ich dachte, der ist schon übersetzt«, bemerkte Pippas Mutter Effie, während sie eine Runde Stachelbeerkuchen vom Blech auf Teller verteilte.
    »Und dafür musst du wegfahren?«, rief Freddy dazwischen. »Das kannst du doch ebenso gut hier machen.«
    »Ja … nein.« Pippa suchte nach Worten. »Keine Romanübersetzung. Zwei Professoren aus Deutschland und USA und ein Biograph aus Italien wollen ihren Briefwechsel von mir sichten lassen, in dem sie wichtige Zitate Hemingways diskutieren. Daraus soll eine Festschrift für die Universität Venedig werden.«
    Ede Glasbrenner kratzte sich am Kopf. »Wer will denn sowat lesen?«
    »Ich gebe zu: Richtig prickelnd ist das Thema nicht, aber die drei zahlen erstaunlich gut.«
    »Das ist doch endlich einmal ein gutes Argument«, sagte Karins Mann Matthias.
    »Dank dieses Auftrags und durch meine Ersparnisse vom letzten ist es mir endlich möglich, mir nicht nur hier im Haus eine Wohnung zu nehmen, sondern sie auch renovieren zu lassen.«
    »Und zwar von mir. Mein Geschenk zu deinem Geburtstag«, warf Bertie Bolle ein und rieb sich die Hände. »Gute Handwerkerarbeit – das geht nicht ohne Lärm. Ich bin trotzdem enttäuscht, dass du deinen Vierzigsten nicht mit uns verbringen möchtest.«
    »Jenau.« Ede Glasbrenner verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. »Ick hab jedacht, wa feiern ne richtje Orje, mit allen Schnickschnack: Lampinjongs, Musike und’n Bottich Weisse. Wär’ ooch nett, ma wieda’n bisschen det Tanzbein zu schwingen … jenau unta Frau Luna … »
    »Mit Damenwahl?« Mira Kasulke hob interessiert den Blick von der Brüsseler Spitze, die sie mit zierlichen Stichen auf den hauchzarten Schleier applizierte, den ihre Schwester Käthe vorsichtig zwischen den Händen spannte, um ihr die Arbeit zu erleichtern. Die beiden unverheirateten Schneiderinnen kicherten. Sie waren zwar schon lange im Pensionsalter, erstellten aber noch immer mit großem Enthusiasmus für ihre Kundschaft eine eigene extravagante Kollektion.
    Glasbrenner verbeugte sich schwungvoll. »Keene der Damen muss vajeblich hoffen. Noch iss meene Tanzkarte leer …«
    Er sprang von seinem Stuhl auf, ergriff Effie Bolles Hand und walzte mit ihr schwungvoll über den gepflasterten Hof.
    »Der Berliner Bär und die zierliche Engländerin – Let’s Dance!«, rief Bertie Bolle gut gelaunt, froh, nicht selber tanzen zu müssen.
    Die Runde am Tisch lachte und klatschte den Takt, und Pippa war erleichtert, dass Edes kleine Einlage die Stimmung wieder entspannt hatte.
    »Auch wenn ich mich jetzt unbeliebt mache: Ich kann Pippa verstehen«, sagte Matthias Wittig, als Effie und Ede sich wieder setzten. »Hier ist es manchmal ganz schön laut …«
    Er sah hinauf zu seiner Tochter Lisa, die gemeinsam mit den Sprösslingen der türkischen Familie Abakay die Kastanie gerade als Kletterfelsen für Sicherungsübungen und Abseilen missbrauchte, bis sie endlich unter viel Geschrei über einen besonders starken Ast den ersten Stock des Hinterhauses erreicht hatte. Ihr älterer Bruder Sven stand in einem offenen Fenster und leistete Schützenhilfe.
    Pippa folgte Matthias’ Blick. »Gott sei Dank sind sie nicht auf Freeclimbing verfallen.«
    »Fallen … genau«, knurrte Karin. »Ich kann gar nicht hinsehen.«
    »Du hast gesagt: Alles, nur nicht tauchen!«, rief Sven und half seiner kleinen Schwester unter dem Beifall der anderen Kinder galant über die Fensterbank ins Haus.
    »Ich fasse zusammen«, nahm Matthias den Faden wieder auf. »Unsere liebe Pippa kehrt der Transvaal wieder einmal den Rücken, und das zu ihrem vierzigsten Geburtstag.« Er zwinkerte ihr zu. »Deshalb schlage ich vor, wir holen das Feiern nach, wenn sie wiederkommt – und zwar nicht zu knapp. Ich weiß auch schon, wer dann die Zeche zahlt: Pia Peschmann, denn sie hat uns Pippa abgeworben. Pia, du hast das Wort. Und ich hoffe, du hast gute Argumente.«
    Pia Peschmann
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