Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Markku Ropponen
Vom Netzwerk:
schwarze Shorts, ein rotes Sporthemd mit kurzen Ärmeln und eine schnittige Sonnenbrille. Er hatte den Kopf kahl geschoren und wirkte kräftig. Aus einem bestimmten Winkel betrachtet kam er Antikainen bekannt vor, aber er konnte sich nicht richtig konzentrieren. Seine ganze Energie wurde davon beansprucht, sich in der Hocke zu halten, und außerdem tat ihm das eine Knie weh.
    Der Paddler schien es nicht eilig zu haben. Antikainen war genervt. Die abstoßende Kriminellenerscheinung des Gefräßigen war nirgendwo zu sehen, und das würde den Kerl teuer zu stehen kommen. Antikainen verlagerte das Gewicht aufs andere Knie und wäre dabei fast auf dem Hintern gelandet. Er schwor, den Gefräßigen an den Eiern aufzuhängen, sobald er ihm begegnete. Dann kam er auf den Gedanken, dass der Gefräßige den Paddler vielleicht auch gesehen hatte und sich irgendwo in der Nähe versteckt hielt.
    Über die Blätter des Paddels liefen rote Querstreifen. Der Paddler lehnte es an eine Birke, drehte sich um und sah auf die Uhr. Was für ein Pech, wenn der Mann zur selben Zeit am selben Ort auch eine Verabredung hätte! Er schien nicht die geringste Absicht zu haben, sich gleich wieder zu entfernen, und sein Verhalten schien genau von der Sorte zu sein, die all die Schwierigkeiten anzog, mit denen sich Antikainen in seiner Laufbahn beschäftigen musste. Man sah das einfach, und auch diesmal war mit keiner Ausnahme zu rechnen. Sollte jemand an einem genauen Ranking der Sterblichen interessiert sein, wäre Antikainen gerne behilflich.
    Er stieg aus der Schlammpfütze und trat steif und gereizt auf den Pfad. Es pochte im Knie, und in den Mokassins stand das Wasser.
    »Was tun Sie hier?«
    Er suchte nach seinen Zigaretten, wobei er sich Mühe gab, das Zittern der Hände unter Kontrolle zu halten. Dann sah er den anderen durch die Flamme des Feuerzeugs hindurch mit einem Blick an, der schon so manchen Gewohnheitskriminellen dazu gebracht hatte, mitten im elektrisch geladenen Dialog des Vernehmungsraums nervös auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen.
    Der Paddler sagte nichts. Womöglich konnte er Antikainens Blick aus der Ferne nicht erkennen, oder er tat so als ob, weil er sich zu viel auf sich einbildete. Sein Oberkörper war in Adonisform getrimmt und bildete zusammen mit der Glatze und dem Ohrring ein trendiges Gesamtpaket, aber das schreckte Antikainen nicht ab und konnte ihn auch nicht bluffen. Er nahm mitten auf dem Weg breitbeinig Haltung an und wusste, dass er mit seinen hundertzwanzig Kilo und seiner Dienstmarke unschlagbar war.
    Normale Menschen haben Angst vor der Polizei. Unnormale Menschen ebenfalls. Und die übrigen, die keiner der beiden Kategorien angehörten, fielen vor einem Polizisten wie Antikainen in sich zusammen.
    »Sie haben anscheinend nicht gehört, was ich gesagt habe. Hier geht eine polizeiliche Maßnahme vonstatten. Verschwinden Sie!«
    »Bist du Antikainen?«
    Der Paddler nahm die Sonnenbrille nicht ab. Seine Arme hingen entspannt herunter, die Erwähnung der Polizei war ihm einerlei.
    Antikainen registrierte ein erstes Aufzucken von Unsicherheit in seinem Inneren. Er legte das Päckchen zwischen den Beinen ab und sog an seiner Zigarette. »Ich glaube nicht, dass wir uns gegenseitig vorstellen müssen. Sie haben zwei Minuten Zeit, um von hier zur Hölle zu paddeln. Das ist doppelt so viel, wie ich normalerweise zugestehe, aber bei Ihnen scheint außer im Gehör auch im Verstand was nicht zu stimmen.«
    Die Sonne schien zwischen zwei Birkenwipfeln hindurch direkt auf Antikainens Gesicht. Es war rot und nicht annähernd so überzeugend wie seine Worte. Das Schlimmste war, dass er das selbst ahnte.
    Der Paddler machte einen Schritt auf den Pfad zu. Das Päckchen zwischen Antikainens Füßen sah nicht wie ein Proviantpaket aus, und was hatte einer wie er auch allein im Wald verloren?
    »Für Widerstand gegen die Amtsgewalt bekommt man eine Bewährungsstrafe. Das ist meine letzte Warnung.«
    Antikainen schämte sich für seine piepsige Stimme. Im Lauf der Jahre hatte er sein Gedächtnis mit Tausenden und Abertausenden Fotos geschult, aber den Paddler konnte er niemandem zuordnen. Er schnappte sich die Plastiktüte. Er vermisste seine Dienstwaffe ebenso wie seine Autorität, die im Weidengestrüpp zerbröckelt war.
    Vielleicht gehörte der Paddler zur internen Ermittlungsabteilung und war ein verkleideter Streber von der Zentralkripo, eine dieser verdammten Landplagen. Und das an diesem schönen Sommertag, der so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher