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Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tote Finnen tanzen keinen Tango: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Markku Ropponen
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Garten. Was wurden in diesen Luxushütten für Dramen aufgeführt? Er hatte Ehebruchaufträge bis zum Abwinken angenommen, aber jetzt begegnete ihm zum ersten Mal ein Fall, bei dem das fremde Bett per Kajak angesteuert wurde.
    Kuhala gab das Fernglas zurück. Das Telefon im Erdgeschoss erwachte erneut. »Warum gehen Sie nicht ran? Es könnte Ihre Frau sein.«
    Jokela richtete seine Krawatte. Sein stählerner Blick bekam Risse, und plötzlich ließ er die Schultern fallen, als wüsste er nicht, ob er zum Telefon eilen oder seine tastenden Sätze präzisieren sollte.
    Schon diese Momente bewiesen, dass der Rechtsanwalt seine Frau liebte. Er verschwand nach unten. Kuhala registrierte auf den Tischen und im Regal weitere Fotografien, die lachende und wohl situierte Menschen in aufsehenerregenden Interieurs oder vor ausländischen Urlaubslandschaften zeigten. Er kannte niemanden vom Sehen. Auch Kinder waren vertreten, in denen er allerdings weder die Züge von Eero noch von Helena Jokela wiederfand.
    Der Anwalt kam zurück. Dem Gesichtsausdruck nach war es nicht seine Frau gewesen. Kuhala wollte genauere Angaben zu der Fernglasbeobachtung von eben. »Wer wohnt in dem Haus? Wenn Ihre Frau Sie betrügt, ist das für mich nicht dasselbe, wie wenn sie verschwunden wäre.«
    »Sie ist nie über Nacht geblieben. Der Mann, der in dem Haus wohnt, ist eine Art Consult, er lebt allein und ist viel unterwegs. Laut den Informationen, die ich erhalten habe, agierte er während der Kosovo-Krise als bezahlter Soldat in den Reihen eines berüchtigten mazedonischen Rabauken. Ich weiß nicht, wie Helena ihn kennengelernt hat, vielleicht im Zusammenhang mit dieser verfluchten Paddelei. Und ich will auch von niemandem einen entsprechenden Hinweis hören. Es ist so verdammt heikel und peinlich. Da muss nur ein Gerücht in Umlauf kommen, dann war es das.«
    Kuhala fragte nicht, was es dann gewesen wäre, vermutete aber, dass sich Jokela nicht nur um seine Ehe, sondern auch um das Ansehen seiner Kanzlei sorgte.
    »Der Mann heißt Kai Vikman. Ich bin ihm nie begegnet, aber so viel weiß ich. Ich will, dass Sie hingehen und nachsehen, ob meine Frau dort ist. Sie müssen sich vergewissern. Ich bezahle Sie nach Ihren Tarifen. Kommen Sie morgen um dreizehn Uhr in meine Kanzlei. Bis dahin werden Sie doch wohl etwas herausgefunden haben?«
    Jokelas Händedruck war nun eine Spur feucht und hatte nicht annähernd so viel Pep wie bei der Begrüßung. Vielleicht hatte er Kuhala nicht alles über den Ehefrauenräuber vom anderen Ufer erzählt, womöglich machte ihn Vikmans Söldnerruf vorsichtig. Dennoch schien er es für eine Selbstverständlichkeit zu halten, dass Kuhala am nächsten Tag nichts anderes vorhatte, ja dass der Auftrag schlagartig Schluss machte mit der muffigen Beschaulichkeit der Privatdetektei.
    Kuhala bat um ein Foto von Helena Jokela. »Am liebsten ein gerade erst aufgenommenes.«
    Nachdem er widerwillig ein solches ausgehändigt hatte, begleitete Jokela den Detektiv zur Tür und blinzelte ins blendende Licht. »Das Kajak ist grün, und auf dem Bug steht 5BC77. Es unterscheidet sich so gut wie nicht von dem Modell, mit dem Kolehmainen Gold gewonnen hat. Ich habe es für einen hohen Preis bei einer Versteigerung der Seerettungsgesellschaft Porkkala erworben. Weshalb ich nichts dagegen habe, wenn Sie mir auch das Kajak zurückbringen.«
    Jokela machte diese Bemerkung ohne jede Ironie. Ehefrau und Kajak gehörten zwar in unterschiedliche Schubladen, aber als versierter Paragrafenleser und Mann, der es mit dem Euro genau nahm, wollte er seinen Verhandlungspartner an jeden einzelnen Aspekt erinnern, aus dem sich der Gesamtkomplex zusammensetzte.
    Dann ging die Haustür zu. Die Sonne spielte im Chrom der Frontmaske des Jaguars, was Kuhala zwang, sich abzuwenden und den Weg zum Parkplatz des nahe gelegenen Altersheims anzusteuern, wo er seinen Wagen abgestellt hatte. Es war ein Corolla, bei einer Lagerräumung eines örtlichen Autohändlers zum Schockpreis erstanden. Um ihn zu charakterisieren, genügte Kuhala nach mehreren unangenehmen Überraschungen eine einzige Vokabel: schrottreif.
    Für den Preis des Corolla bekäme man nicht mal einen Schmutzfänger aus Gummi für den Jaguar.
    Hinter dem Heckenzaun des Altersheims rückte eine Rollatorarmada an. Ein Windstoß vom See kämmte den frischen Rasen, und von einer Baustelle wurde rühriges Hämmern herübergetragen.
    Kuhala sog die Sommerdüfte ein. Er sehnte sich nach Urlaub und Müßiggang,
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