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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)
Autoren: Robert E. Howard
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verband.
    »Weshalb sollte er ein Skelett an den Boden ketten?«, überlegte der Franzose. »Monbleu! Eine gute Kette so zu verschwenden. Und jetzt, Monsieur«, meinte er ironisch zu dem weißen Knochenhaufen gewandt, »habe ich Euch befreit und Ihr mögt gehen, wohin es Euch beliebt!«
    »Lasst das!«, verwies ihn Kane mit tiefer Stimme. »Es bringt nichts Gutes, die Toten zu verspotten.«
    »Die Toten sollten sich selbst verteidigen«, lachte l’Armon. »Irgendwie werde ich den Mann erschlagen, der mich tötet, und wenn meine Leiche dazu aus vierzig Faden Tiefe aus dem Meer heraufsteigen muss.«
    Kane wandte sich der äußeren Tür zu und schloss den Eingang des geheimen Zimmers hinter sich. Er mochte solche Reden nicht, die nach Hexenwerk und Dämonen klangen; und es drängte ihn, sich den Wirt vorzunehmen und ihm seine Schuld vorzuwerfen.
    Als er sich umdrehte und dem Franzosen den Rücken zuwandte, spürte er, wie ihn kalter Stahl am Hals berührte, und wusste, dass ihm die Mündung einer Pistole an der Stelle ins Genick gedrückt wurde, wo sein Gehirn ansetzte.
    »Bewegt Euch nicht, Monsieur!« Die Stimme war leise und weich wie Seide. »Bewegt Euch nicht, sonst verspritze ich Euer weniges Gehirn im ganzen Zimmer.«
    Der Puritaner, innerlich voller Wut, stand mit erhobenen Händen da, während l’Armon ihm seine Pistolen und sein Schwert aus Halfter und Scheide zog.
    »Jetzt dürft Ihr Euch umdrehen«, sagte Gaston und trat einen Schritt zurück.
    Kane warf dem adretten Burschen einen finsteren Blick zu. Der Mann stand jetzt barhäuptig da, den Hut in der einen Hand, mit der anderen eine lange Pistole auf ihn richtend.
    »Gaston, der Schlächter! Was für ein Narr ich doch war, einem Franzosen zu trauen! Ihr reist weit, Mörder! Jetzt, wo Ihr diesen verfluchten, großen Hut abgenommen habt, erkenne ich Euch – ich habe Euch vor ein paar Jahren in Calais gesehen.«
    »Aye – und jetzt werdet Ihr mich nie wieder sehen. Was war das?«
    »Ratten, die jenes Skelett erforschen«, sagte Kane und beobachtete den Banditen wie ein Falke, wartete darauf, dass die schwarze Mündung seiner Pistole sich nur ein wenig bewegte. »Das Geräusch war das Klappern von Knochen.«
    »Ja, wahrscheinlich«, erwiderte der andere. »Und jetzt, Monsieur Kane – ich weiß, dass Ihr eine beträchtliche Summe Geldes bei Euch tragt. Ich hatte vorgehabt zu warten, bis Ihr eingeschlafen seid, und wollte Euch dann töten, aber die Gelegenheit bot sich, und ich habe sie genutzt. Ihr lasst Euch leicht täuschen.«
    »Ich hatte nicht erwartet, dass ich einen Mann fürchten sollte, mit dem ich das Brot gebrochen hatte.« Kanes Stimme hatte den Klang sich langsam aufbauender Wut.
    Der Bandit lachte zynisch. Seine Augen verengten sich, als er begann, sich langsam rückwärts auf die äußere Tür zuzubewegen. Kanes Muskeln strafften sich unwillkürlich; er sammelte seine Kräfte wie ein riesiger Wolf, der sich in einem Todessprung auf sein Opfer stürzen will, aber Gastons Hand war wie Stein, die Pistole zitterte nie.
    »Wir werden nach dem Schuss keine Todesstürze haben«, sagte Gaston. »Steht still, Monsieur; ich habe gesehen, wie Männer von sterbenden Männern getötet wurden, und ich will genügend Abstand zwischen uns haben, um jene Möglichkeit auszuschließen. Meiner Treu – ich werde schießen, Ihr werdet brüllen und angreifen, aber Ihr werdet sterben, ehe Ihr mich mit Euren bloßen Händen erreicht habt. Und unser Wirt wird in seiner geheimen Nische ein weiteres Skelett haben. Das heißt, wenn ich ihn nicht selbst töte. Der Narr kennt mich nicht und ich ihn auch nicht, und außerdem …«
    Der Franzose stand jetzt im Eingang, zielte über den Lauf seiner Pistole. Die Kerze, die sie in eine Wandnische gestellt hatten, warf ein unheimliches, flackerndes Licht, das nicht über die Türöffnung hinausreichte, und plötzlich wie der Tod erhob sich aus der Dunkelheit hinter Gastons Rücken eine breite, nur vage zu erkennende Gestalt, und eine blitzende Klinge sauste herunter. Der Franzose fiel auf die Knie wie ein Stein, Hirnmasse quoll aus seinem gespaltenen Schädel. Über ihm ragte die Gestalt des Wirts auf, ein schreckliches Bild, immer noch die Axt in der Hand, mit der er den Banditen getötet hatte.
    »Ho! Ho!«, brüllte er. »Zurück!«
    Kane war vorgesprungen, als Gaston stürzte, aber der Wirt stieß ihm eine lange Pistole, die er in der linken Hand hielt, ins Gesicht.
    »Zurück!«, wiederholte er mit einem Grollen wie dem
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