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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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den Tisch. Es war eine Routinesache, das Hafengebiet von San Francisco betreffend, aber ihm bedeutete sie eine Menge. Ich wies meine Mitarbeiter an, ein nettes Memo aufzusetzen, das mein Veto erklärte.

    Niemandem fiel die Botschaft auf, die die ersten Buchstaben jeder Zeile übermittelten, also mussten wir bei der Presse ein paar Andeutungen fallenlassen: »Sind Sie sicher, dass Sie das Veto-Memo des Gouverneurs richtig gelesen haben? Vielleicht sollten Sie es mal vertikal lesen.« Da merkten es alle, und es gab einen Heidenaufruhr. Journalisten fragten meinen Pressesprecher, ob diese unverschämte Botschaft Absicht gewesen sei, und er antwortete: »Nein, wir hatten keine Ahnung. Das muss ein dummer Zufall gewesen sein.« Doch auf meiner nächsten Pressekonferenz hob ein Reporter die Hand und sagte: »Wir haben dieses Memo einem Mathematiker gegeben. Er sagte, die Wahrscheinlichkeit eines Zufalls liege bei über zwei Milliarden zu eins.«
    »Gut«, antwortete ich. »Warum gehen Sie nicht noch einmal zu Ihrem Fachmann und fragen ihn, wie die Chancen stehen, dass ein österreichischer Junge vom Land nach Amerika kommt, der größte Bodybuilding-Champion aller Zeiten wird, ins Filmgeschäft einsteigt, eine Kennedy heiratet und dann zum Gouverneur des größten Bundesstaats der Vereinigten Staaten gewählt wird? Bitte bringen Sie mir die Zahlen in die nächste Pressekonferenz mit.«

    Die Reporter lachten. Inzwischen kursierte ein Zitat von Tom Ammiano, das in etwa darauf hinauslief: »Ich war ein Arschloch, also hatte er auch das Recht, ein Arschloch zu sein.« Damit waren wir quitt. Ein Jahr später, nachdem ich eine andere Gesetzesvorlage von ihm unterzeichnet hatte, gab ich dazu eine Verlautbarung heraus, in der die Anfangszeilen ergaben: »Y-o-u-r-e W-e-l-c-o-m-e.« Bitte schön!
      5.  Der Tag hat vierundzwanzig Stunden. Einmal hielt ich eine Rede vor Studenten der University of California, und danach hob ein Student die Hand und klagte: »Governor, seit der Haushaltskrise sind meine Studiengebühren zweimal angehoben worden. Das kann ich mir nicht mehr leisten. Ich brauche finanzielle Unterstützung.«
»Ich sehe ein, dass das ein Problem ist«, sagte ich. »Aber was heißt, Sie können sich die Gebühren nicht leisten?«
»Ich meine damit, dass ich jetzt halbtags arbeiten muss.«
»Und was ist daran falsch?«
»Ich muss lernen!«
Also sagte ich: »Schauen wir uns das doch mal genauer an. Wie viele Stunden haben Sie Unterricht?«
»Zwei oder drei Stunden pro Tag.«
»Und wie viel müssen Sie lernen?«
»Na ja, jeden Tag so etwa drei Stunden.«
»Okay. Wenn ich das richtig sehe, sind das sechs bis sieben Stunden pro Tag. Was machen Sie mit dem Rest der Zeit?«
»Was meinen Sie damit?«
»Also, der Tag hat vierundzwanzig Stunden. Haben Sie je daran gedacht, mehr zu arbeiten? Vielleicht sogar mehr Kurse zu belegen? Statt Ihr Leben zu verschwenden?«
Die Gruppe war schockiert, als ich das sagte. »Ich verschwende mein Leben nicht!«, rief der Student.
»Doch, das tun Sie. Sie reden von sechs Stunden am Tag. Der Tag hat vierundzwanzig Stunden, also bleiben achtzehn Stunden übrig. Sie brauchen vielleicht sechs Stunden Schlaf. Wenn Ihr Halbtagsjob vier Stunden in Anspruch nimmt, haben Sie noch genug Zeit, um sich mit Leuten zu treffen, zu tanzen, zu trinken und auszugehen. Worüber beschweren Sie sich?«
Ich erklärte, dass ich als Student fünf Stunden pro Tag trainiert hatte, vier Stunden Schauspielunterricht nahm, mehrere Stunden pro Tag auf dem Bau arbeitete und aufs College ging und meine Hausaufgaben machte. Und da war ich nicht der Einzige. In meinen Kursen im College in Santa Monica und an der UCLA gab es Leute, die nebenbei noch Vollzeit gearbeitet haben. Es ist nur natürlich, dass man immer hofft, dass jemand anderes die Rechnung bezahlt. Und die Regierung sollte in echten Notfällen auch einspringen. Aber wenn die Staatseinnahmen wegen einer Wirtschaftskrise zurückgehen, sollte jeder etwas beisteuern und Opfer bringen.
      6.  Übung macht den Meister. In dem Gewichtheberverein in Graz, in dem ich als Jugendlicher Krafttraining machte, hatten wir links eine lange, mit Kreide bekritzelte Sperrholzwand. Dort schrieben wir jeden Tag unser Trainingsprogramm auf. Jeder von uns hatte seinen eigenen kleinen Abschnitt an der Wand, und bevor man sich umzog, schrieb man eine Liste:
Kreuzheben:    
5 Sets mit 6 Wiederholungen    
/////
Stoßen:    
6 Sets mit
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