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Toskanische Verführung (German Edition)

Toskanische Verführung (German Edition)

Titel: Toskanische Verführung (German Edition)
Autoren: Franziska Hille
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hatte beschützen können. Rosalyn war ertrunken, weil er nicht bei ihr gewesen war, um sie zu retten. Elga ... Er scheute davor zurück, an Elgas Tod zu denken. Daran war er schuld, so schuldig, als hätte er eine Pistole an ihren Kopf gehalten und abgedrückt.
    Und jetzt Flannery. Hätte er sie gleich am ersten Tag fortgeschickt, wäre nichts geschehen. Er hatte es gewusst. Nicht, dass er es hätte aussprechen können, nicht konkret, wie man weiß, dass ein Glas zerspringt, wenn man es auf einen Steinboden fallen lässt. Aber tief in seinem Inneren, dort, wo seine dunkle Hälfte in jeder Nacht in ihrem heiseren Flüstern zu ihm sprach, dort hatte er gewusst, dass es unglücklich enden würde, wenn Flannery in dieses Haus zog.
    Hugos Einflüsterungen. Seine immer stärker zutage tretende Geisteskrankheit. Er hätte es merken müssen, er hätte dafür sorgen müssen, dass seinem Bruder geholfen wurde. Jetzt war es zu spät für Selbstvorwürfe, aber er konnte nicht aufhören, darüber nachzugrübeln. Wie dicht war er davor gewesen, auch Flannery zu verlieren. Noch ein Tod mehr, der auf seinem Gewissen gelastet hätte.
    Er stand in ihrem Zimmer, ehe er bemerkte, dass er die Tür geöffnet hatte. Das zerbrochene Fenster war notdürftig gesichert, der Glaser bestellt. Dawkins, der Tüchtige. Irgendjemand hatte aufgeräumt, das Bett abgezogen, die Spuren beseitigt. Flannerys Koffer standen neben der Tür.
    Alessandro ließ sich auf die Bettkante fallen und strich mit fahrigen Händen über die Sprossen, an denen Hugo sie festgebunden hatte. Zwei davon waren gelockert, sie bewegten sich unter seiner Berührung. Dies hier wäre um Haaresbreite der Ort gewesen, an dem sie gestorben wäre. Wenn er nur eine Minute länger gezögert hätte ...
    Er begann zu zittern und rannte wie von Furien gehetzt aus dem Zimmer.
    Gegen Mittag stand er am Fenster seines Arbeitszimmers und beobachtete, wie die Limousine vorfuhr. Flavio stieg aus und lief um den Wagen, um die Beifahrertür aufzureißen. Ruggiero hievte sich mit seiner Hilfe hinaus und stand dann neben der hinteren Tür des Wagens, während Flavio Flannery beim Aussteigen behilflich war. Sie stützte sich auf eine Krücke, aber ihr Bein war nicht eingegipst. Sie blieb stehen, redete mit Ruggiero, strich sich dabei vorsichtig eine Strähne aus dem blassen Gesicht. Ihr Blick wanderte am Haus empor, ihr Gesicht war gezeichnet von den Schrecken dieser Nacht.
    Es war wie ein Déjà-vu. So hatte er gestanden und zugesehen, wie der Experte von Bardsley's aus dem Taxi stieg. So hatte sie am Haus hinaufgesehen und er war zurückgefahren, um ihrem Blick zu entgehen. Jetzt beugte er sich vor, legte die Hände auf das Fensterbrett, das Gesicht ans kalte Glas. Er starrte zu ihr hinunter. Sein Herz schmerzte, als stünde er vor einem Infarkt. Mein Fluch. Sie muss abreisen. Sofort, ehe etwas geschieht, das sich nicht mehr reparieren lässt!
    ***
    Flannery fühlte sich klapprig und aufgedreht zugleich. Sie stützte sich auf die Krücke und ignorierte die dumpfen Schmerzen, die ihren Körper vom Kopf bis zu den Füßen peinigten. Das Schmerzmittel machte sie benommen. Hinter einem der Fenster im ersten Stock bewegte sich etwas, jemand beobachtete sie von dort, und sie musste den aufflammenden Schreck niederringen, der sie durchfuhr. Hugo war fort, er war sicher verwahrt, das hatte Ruggiero ihr versichert.
    »Kommen Sie, meine Liebe«, unterbrach der Arzt ihre flirrenden Gedanken. Sie sah ihn an und nickte. Lächeln tat zu weh - ihrem Gesicht und ihrer Seele.
    Sie ließ es zu, dass er stützend ihren Arm nahm. Das Haus empfing sie wohltuend kühl und dämmerig. Es schien wie ausgestorben, noch nicht mal aus der Küche war ein Laut zu vernehmen. Maddalena pflegte sonst um diese Zeit dort mit dem Radio um die Wette zu singen, aber heute war es still wie in einer Gruft. Sie schauderte.
    »Sie müssen sich ausruhen«, sagte Ruggiero sanft und lenkte sie zur Treppe. »Dawkins wollte dafür sorgen, dass - ah, da ist er ja.«
    Der Sekretär eilte auf sie zu. Seine ernste Miene hellte sich auf, als er sie ansah. »Gardner«, sagte er. »Sie sehen wieder aus wie ein menschliches Wesen, Gott sei Dank. Kommen Sie, Maddalena hat Ihnen ein anderes Zimmer herrichten lassen.«
    Flannery fiel ein Stein vom Herzen. Nicht wieder zurück in die kleine Hölle. Sie hatte darüber nicht nachgedacht, aber jetzt war sie erleichtert.
    Ruggiero überließ sie Dawkins, um nach Alessandro zu sehen. Flannery hatte sich
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