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Toskanische Verführung (German Edition)

Toskanische Verführung (German Edition)

Titel: Toskanische Verführung (German Edition)
Autoren: Franziska Hille
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der Zungenspitze. »Du bist nicht schuld an ihrem Tod.«
    Er schüttelte den Kopf. Sie spürte, dass er weinte, aber seine Stimme war klar und fest: »Es ist doch gleichgültig, wer am Steuer saß. Wenn er es war, hätte ich es verhindern müssen. Ich hätte Elga retten können. Ich hätte sie alle retten müssen. Ich hätte dich retten müssen.«
    Flannery zog seinen Kopf in ihren Schoß, beugte sich vor, hielt ihn fest, wiegte ihn. »Du hast mich gerettet, Sandro.« Sie pausierte, wartete, bis der Schmerz nachließ. »Ich wäre gestorben, wenn du nicht gekommen wärst.«
    Sie spürte den tiefen, seufzenden Atemzug, den er machte. Er hob den Kopf und sah sie an. Flannery legte ihre Hände vorsichtig um sein Gesicht, achtete darauf, das Pflaster nicht zu berühren, das seine Wange bedeckte. Sie sah sich selbst in seinen Pupillen gespiegelt und etwas kitzelte in der Kehle. Sie begann zu lachen. »Wir sind ein schönes Paar«, nuschelte sie. »Verpflastert und zusammengenäht ...«
    Alessandro stieß ein hilfloses Lachen aus, erhob sich und umarmte sie weit weniger vorsichtig als vorher. Flannery schnaufte leise, hielt den Schmerz aber gerne aus. Es war zu tröstlich, in seiner Umarmung zu liegen.
    »Ich bin schrecklich müde«, sagte er. »Ich habe keine Sekunde geschlafen.«
    Flannery löste sich aus seinen Armen. »Ab ins Bett, Signor Conte«, befahl sie.
    Er stand vor ihr, mit baumelnden Armen, nagte unschlüssig an seiner Lippe. Er sah aus wie ein kleiner Junge, der um etwas bitten wollte, aber nicht wusste, wie er es formulieren sollte.
    »Könntest du«, begann er, »würde es dir etwas ausmachen, wenn du ...«, er deutete mit einer beinahe hilflosen Geste auf das Bett. »Ich habe das Gefühl, ich könnte schlafen, wenn du ...«
    Flannery schüttelte den Kopf und begann mit steifen Fingern, ihr Hemd aufzuknöpfen. »Du hast ohnehin alles gesehen«, murmelte sie resigniert. »Geh, leg dich hin. Ich komme zu dir.«
    Alessandro machte einen Schritt auf sie zu, schob ihre Hände beiseite und öffnete die Knöpfe. Sein Gesicht war so nahe, dass sie unbedacht den Kopf hob und ihren Mund zum Kuss anbot. Er beugte sich vor, berührte sacht ihre Lippen und wich wieder zurück. »Es tut dir doch weh«, sagte er und half ihr, das Hemd abzustreifen. Flannery widerstand dem Impuls, ihren verpflasterten und verbundenen, mit Blutergüssen übersäten Körper mit den Händen zu bedecken, sie ließ resigniert die Arme fallen und sagte: »Ich bin ganz sicher keine Augenweide.«
    Alessandro küsste sie zart aufs Schlüsselbein. »Meine Augen haben niemals etwas Schöneres gesehen als dich«, versicherte er ernsthaft. »Soll ich dir mit der Hose helfen?«
    Sie dankte ihm und er entkleidete sie so achtsam wie ein Kindermädchen seinen Schützling. Dann reichte er ihr den Arm und führte sie zum Bett, half ihr, sich hinzulegen und deckte sie vorsichtig zu. »Ist alles gut so? Hast du es bequem?«
    Sie lächelte ihn an. »Es ist wunderbar. Ich habe Mühe, wach zu bleiben.«
    Er beugte sich vor, küsste ihre Stirn und flüsterte: »Schlaf. Ich komme gleich zu dir.«
    Flannery genoss das Gefühl der weichen, glatten Kissen, die leichte Berührung der dünnen Decke, den schwachen Duft nach Lavendel, der von der frischen Wäsche ausging. Sie streckte sich vorsichtig, suchte nach einer Position, die ihr keine Schmerzen bereitete, und ließ sich in einen Halbschlaf sinken, der so weich und grau, so friedlich war wie ein Spaziergang im Herbstnebel. Jeder Schrecken blieb dahinter verborgen, ihre immer noch zitternden Nerven begannen sich zu beruhigen. Ruggiero hatte ihr gesagt, dass sie noch eine Weile brauchen würde, um das Geschehene zu verarbeiten und ihr angeboten, dabei an ihrer Seite zu sein. Vielleicht ... vielleicht ...
    Sie schlief ein.
    Etwas später glitt sie in einen halbwachen Zustand, spürte, dass jemand neben ihr lag. Einen winzigen Moment lang schrie ihr Geist seinen Schrecken heraus, dann wusste sie wieder, wo sie war und wer da ruhig atmend neben ihr lag. Sie tastete mit der Hand nach ihm und fand seine Finger, die entspannt auf der Decke ruhten. Flannery schloss ihre Hand darum, seufzte und sank wieder in die traumlose Dunkelheit.

34
    Sie sah so schutzlos aus, wie sie da lag, schlafend, das zerschundene Gesicht in ihr Haar gebettet. Er hatte noch eine Weile vor dem Bett gestanden und sie angesehen, ihren Anblick getrunken wie einen guten, schweren Rotwein. Sein Herz war schwer und leicht zugleich. Er war sich in jeder
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