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Toskanische Verführung (German Edition)

Toskanische Verführung (German Edition)

Titel: Toskanische Verführung (German Edition)
Autoren: Franziska Hille
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bisher jeden Gedanken an ihn verboten, aber jetzt kamen sie mit Macht zurück. »Wie geht es ihm?«, fragte sie.
    Der Arzt drehte sich um, sah sie fragend an. Flannery schüttelte ungeduldig den Kopf. Ihre geschwollenen Lippen und der schmerzende Kiefer machten ihr Mühe beim Sprechen, sie nuschelte und jedes Wort tat weh. »Wie - geht - es - ihm?«, artikulierte sie so deutlich wie möglich.
    Ruggiero nickte beruhigend. »Es geht ihm gut. Nur ein paar Kratzer und blaue Flecke. Schlafen Sie gut, Flannery.« Er lächelte sie väterlich an und eilte davon.
    Dawkins griff nach ihrem Ellbogen. »Er ist vollkommen neben der Rolle«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Das hat ihn alles schrecklich durcheinandergerüttelt und mitgenommen. Vielleicht können Sie ja später mal nach ihm sehen.« Er hob die Schultern, sah weiter starr geradeaus.
    Flannery stieß den Atem aus. »Danke«, sagte sie rau. »Sie sind ein guter Freund, Andrew.«
    Sie sah sich in dem kleinen, freundlichen Zimmer um und ließ sich vorsichtig auf der Bettkante nieder. Die Jalousien waren gegen das Sonnenlicht heruntergelassen, es war kühl und dämmrig. Angenehm. Sie legte sich für einige Minuten auf den Rücken und sah an die Zimmerdecke. Bleischwere Lider, große Mattigkeit, dumpfer Schmerz. Unruhe.
    Sie richtete sich wieder auf, griff nach der Krücke. Sie würde keine Ruhe finden, also konnte sie es genauso gut auch jetzt angehen.

33
    Alessandros Räume lagen am anderen Ende des langgestreckten Gebäudes, aber auf der selben Etage. Sie war in Schweiß gebadet und atmete schwer, als sie vor seiner Tür angelangt war. Wie eine Grippe, dachte sie. Ganz genau wie eine Grippe. Alles kein großes Ding, Flann. Nichts, was nicht heilt, wo man nicht in ein paar Wochen drüber lacht ...
    Sie hob die Hand, klopfte. Drinnen scharrte etwas über den Boden, dann öffnete Ruggiero die Tür, sah sie erstaunt und ein wenig besorgt an. »Flannery. Was kann ich für Sie tun? Haben Sie Schmerzen? Brauchen Sie Hilfe?«
    Eine Hand griff über seine Schulter, schob ihn beiseite. Flannery blickte in Alessandros angespanntes Gesicht. Düster wie die Nacht. Die Trauer, die Hoffnungslosigkeit und der Schmerz in seinen Augen ließen ihren Atem stocken.
    »Sandro«, sagte sie mühsam, »ich wollte nicht ... verzeih mir, dass ich dich gestört habe.«
    Sie wollte sich abwenden, aber Alessandro, der wie versteinert dagestanden und sie angeblickt hatte, erwachte zum Leben und beugte sich vor, griff nach ihrer Hand, um sie festzuhalten. »Flannery«, sagte er heiser.
    Sie machte einen unsicheren Schritt auf ihn zu und die Krücke polterte zu Boden, als er sie in seine Arme zog und sie ihr schmerzendes Gesicht an seiner Schulter barg.
    Ruggiero räusperte sich, brummte dann: »Ich gehe in die Küche. Brauche einen Kaffee«, und schob sich an ihnen vorbei.
    Sie standen so lange aneinandergeschmiegt in der offenen Tür, bis Flannerys Bein unter ihr nachzugeben drohte. »Hinsetzen, bitte«, murmelte sie.
    Alessandro stöhnte leise, sagte: »Ich rücksichtsloser Idiot«, und half ihr, sich in einen breiten Sessel zu setzen. Flannery lehnte sich zurück und ließ ihr aufgewühltes Gemüt zur Ruhe kommen. Dies war also Alessandros Schlafzimmer. Es war hell, angenehm nüchtern eingerichtet, ein wenig zu karg vielleicht. Es erschien nicht wie das Zimmer eines Wüstlings und zügellosen Schürzenjägers, sondern eher wie das eines hart arbeitenden Geschäftsmanns, der nachts einfach nur ruhig schlafen wollte und vielleicht vorher noch ein wenig fernsehen.
    Er zog einen Hocker heran und ließ sich zu ihren Füßen nieder. Seine Hände ergriffen die ihren, umfassten sie, befühlten mit sanften Fingern ihre von Blutergüssen übersäten Handgelenke. »Ich bin schuld«, sagte er.
    Flannery drehte ihre Hand in seinem lockeren Griff und streichelte seine Handfläche. »Nein«, sagte sie. »Hugo.« Es war so anstrengend, zu sprechen, aber sie musste mit ihm reden.
    Er senkte den Kopf, bis seine Stirn auf ihrem Knie lag. Sie legte ihre Hand auf seinen Kopf und grub ihre Finger in sein Haar. »Hugo«, sagte er bitter. »Ich bin schuld, dass er so geworden ist. Er war immer ein bisschen zu leichtsinnig, ein bisschen zu rücksichtslos, aber er war kein blutgieriges, wahnsinniges Monstrum. Seit dem Unfall, seit er so entstellt worden ist ...«
    »Sandro«, sagte Flannery, »er ist gefahren.«
    Er antwortete nicht.
    »Ich habe den Beweis. Er ist gefahren.« Sie betupfte ihre Lippe, den Riss darin, mit
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