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Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)

Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)

Titel: Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
Autoren: Kasey Edwards
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dann Elektronenmikroskope, Kinderwunschkliniken und kluge Ärzte?
    Chris und ich haben uns nie gestritten. Ich glaube, einerseits liegt das daran, dass wir beide keine Hitzköpfe sind, und andererseits, dass wir uns nie wirklich uneinig waren … bis heute Abend. Chris’ Einstellung zur IVF erstaunt mich wirklich, und ich fühle mich in die Ecke gedrängt. Er sagt, er möchte ein Kind mit mir, aber wenn ich nicht auf natürlichem Weg schwanger werde, nimmt er mir die Entscheidung praktisch aus der Hand. Wenn er zu einer künstlichen Befruchtung Nein sagt, kann er genauso gut zu einem Baby Nein sagen.
    Ich bin sauer, aber ich lasse es mir nicht anmerken, weil ich gleichzeitig eine seltsame Erleichterung über seine unnachgiebige Haltung spüre. Ich muss gestehen, ich fühle mich ein bisschen befreit, weil ich froh bin, insgeheim die Verantwortung auf jemand anderen abwälzen zu können. Soll er doch entscheiden, ob ich ein Kind bekomme oder nicht, denn wenn sich die Entscheidung als falsch herausstellt, trifft mich keine Schuld! Ich weiß, das klingt neurotisch und nach Opfersyndrom und ist Chris gegenüber total unfair, aber so empfinde ich nun einmal. Wenn es darauf hinausläuft, dass ich es mein Leben lang bereuen werde, keine Kinder zu haben, habe ich wenigstens einen Sündenbock.

3
Online-Sperma

    W ährend ich wach im Bett liege und den Tag Revue passieren lasse, überwältigt mich ein Gefühl von Liebe und Dankbarkeit für Chris. Obwohl wir nicht einer Meinung sind, was die IVF betrifft, geht er absolut großartig mit der Neuigkeit um, dass ich Fruchtbarkeitsprobleme habe. Andere Männer hätten heimlich ihre Koffer vom Dachboden geholt und überlegt, was sie alles mitnehmen und wie sie ohne Szene verschwinden könnten, wenn sie beim Heimkommen von einer angetrunkenen Freundin mit einem Jetzt-oder-nie-Ultimatum empfangen worden wären.
    Ich rolle mich zu ihm hinüber und lege den Arm um ihn. Chris schläft bereits, trotzdem greift er instinktiv nach meiner Hand und zieht mich enger an sich heran. Auch wenn wir erst seit einem Jahr zusammen sind, habe ich nicht die geringsten Zweifel, dass er einen tollen Vater abgeben würde. Von allen Männern, denen ich jemals begegnet bin, ist Chris derjenige, mit dem ich Kinder haben wollte – falls ich welche wollte. Aber was würde ich tun, wenn ich Chris nicht hätte oder wenn er keine Kinder wollte? Wie würde ich denken, wenn ich mit einem Mann zusammenlebte, der gut genug für den Moment wäre und mit dem man eine Weile lang Spaß haben könnte, bevor er sein Verfallsdatum erreichen würde, oder mit einem, der einfach nicht zum Vater taugte? Dann müsste ich gleich zwei Entscheidungen treffen: Möchte ich Kinder? Und ist mein Kinderwunsch groß genug, dass ich ihn mit Mr Unpassend umsetze, oder handele ich auf eigene Faust? Würde ich mich dafür entscheiden, es alleine durchzuziehen, müsste ich mir Gedanken machen, wo ich einen Erzeuger auftreibe – beziehungsweise Sperma.
    Ein paar Tage später bin ich bei meiner Bekannten Lynn zum Abendessen eingeladen. Lynn ist Anfang vierzig und Werbemanagerin, hat eine ansteckende Gelassenheit und eine süße Katze namens Woody. Wir haben uns bei einem Vipassana-Kurs kennengelernt.
    Der Kurs ist im Grunde eine zehntägige Hölle, in der man mit Fremden still in einem Raum sitzt und sechzehn Stunden am Tag meditiert. Sprechen ist verboten, nicht einmal Blickkontakt ist erlaubt. Auch darf man nach Mittag nichts mehr essen. Wenn man diese Opfer auf sich nimmt, kann man alles Schlechte, das einem widerfahren ist, noch einmal durchleben. Ich mache Ihnen die Sache richtig schmackhaft, nicht wahr? Das Positive ist, dass man hinterher mit einem unbeschreiblichen Gefühl von innerem Frieden, innerer Freiheit und innerer Weisheit nach Hause zurückkehrt.
    Lynn hat fünf weitere Frauen aus dem Kurs eingeladen. Ein gemeinsames Essen mit Leuten, die freiwillig die körperlichen und seelischen Strapazen der Vipassana-Meditation auf sich genommen haben, ist, sagen wir mal, vielversprechend. Wenn Sie eine Dinnerparty mit lebhaften Diskussionen über die neuesten Bücher und Filme und geistreichen Konversationen über aktuelle politische und soziale Probleme verbinden, begleitet von Wein und gutem Essen, dann waren Sie sicher nie auf einer Dinnerparty, an der Menschen teilnahmen, die die Vipassana-Meditation erlernt haben.
    Wir verbringen die erste Stunde damit, in Lynns Wohnzimmer mit geschlossenen Augen auf dem Boden zu sitzen und
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