Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)

Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)

Titel: Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
Autoren: Kasey Edwards
Vom Netzwerk:
Schmerz über das eigene Versagen, die fehlende soziale Anerkennung und die Aufteilung der Vermögenswerte den Schmerz, den anderen einen weiteren Tag sehen zu müssen, überwiegt.
    Folglich kam das Thema Kinder nach unserem ersten Treffen nur ein einziges weiteres Mal zur Sprache. Ich war zehn Tage bei einem Meditationskurs gewesen und hatte furchtbare Sehnsucht nach Chris gehabt. Bei unserem Wiedersehen hatte ich ihm eigentlich sagen wollen, wie sehr ich ihn vermisst hatte, aber ohne jede Vorwarnung oder irgendeine bewusste Absicht war stattdessen der Satz »Ich möchte ein Baby« aus meinem Mund geblubbert.
    »Keine Ahnung, wie ich plötzlich darauf komme«, sagte ich. »Ich schwöre dir, ich weiß selbst nicht, warum ich das gesagt habe.«
    Chris lächelte mich mit wissendem Blick an. »Mich wundert das nicht«, sagte er. »Das ist dein Mutterinstinkt. Du bemutterst Toffee, Michael, deine Freunde. Die Einzige, die das nicht merkt, bist du selbst. Vielleicht hast du die zehn Tage gebraucht, um in Ruhe nachzudenken und herauszufinden, was alle anderen längst wissen.« Und dann fügte er hinzu: »Du wirst sicher eine tolle Mutter sein.«
    Das war das erste Mal, dass ich das hörte. Man hat mir gesagt, dass ich eine tolle Managerin sei oder eine tolle Autorin oder dass ich ein tolles Curry zubereiten könne. Die Vorstellung, dass ich eine tolle Mutter sein würde, erschien mir wie ein Kategorienfehler, wie ein von den Amish People abstammender Computerspezialist oder ein konservativer Politiker mit erotischer Ausstrahlung – eben wie ein falscher Sprachgebrauch. Ich dachte, Chris muss eine andere Frau meinen. Trotzdem war ich von seinem Kompliment überraschend gerührt. Ich spürte, dass meine Augen feucht wurden, und sah rasch weg, damit er es nicht mitbekam. Nachdem ich mich wieder gesammelt hatte, sagte ich: »Ich dachte, du wolltest keine Kinder.«
    »Doch, ich will schon«, erwiderte Chris. »Aber ich dachte immer, du wolltest keine. Und für dich wäre ich bereit, auf Kinder zu verzichten.«
    Damals fand ich diese Worte tröstend. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Als Chris sagte, dass er mir zuliebe auf Kinder verzichten würde, unterhielten wir uns rein hypothetisch. Noch vor einer Woche lautete die Frage, ob ich überhaupt Kinder will, nicht ob ich in der Lage bin, welche zu bekommen. Was, wenn Chris insgeheim oder unbewusst von mir erwartet, dass ich meine zwiespältigen Gefühle überwinde und mich für ein Kind entscheide? Wenn ich nicht schwanger werden kann und uns die Entscheidung aus der Hand genommen wird, wird er mich dann als einen fatalen Irrtum betrachten, der das Opfer, auf Kinder zu verzichten, nicht wert ist?
    Auf dem Nachhauseweg von der Arbeit, während mir diese Gedanken durch den Kopf kreisen wie ein Ohrwurm von Lady Gaga, den man nicht wieder los wird, staune ich über all die Frauen, die einen Kinderwagen vor sich herschieben. Wo kommen die plötzlich alle her? Gab es vor neun Monaten einen Babyboom, von dem ich nichts mitbekommen habe? Wie seltsam, dass mir die vielen Mütter nie aufgefallen sind. Ich gehe immer denselben Weg nach Hause, meistens zur selben Zeit, und trotzdem habe ich noch nie so viele Mütter mit Babys gesehen. Tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, überhaupt nur eine von ihnen wahrgenommen zu haben. Aber sie sind überall: auf den Fußgängerwegen, in den Cafés, im Park – lauter Frauen, die fähig waren, ihrem Partner ein Kind zu schenken, und lauter Babys, die aus einem Paar eine Familie gemacht haben. Ich habe das Gefühl, als würden sie mich umschwärmen, umringen, mich und meine korrodierten Eierstöcke verspotten. Sie sind wie eine Heuschreckenplage.
    Als Chris von der Arbeit kommt, erwarte ich ihn auf der Couch. Die Weinflasche, die ich vor einer Viertelstunde aufgemacht habe, ist halb leer. Chris begrüßt mich mit hochgezogenen Augenbrauen. Es sieht mir nicht ähnlich, eine Flasche Wein fast alleine zu trinken.
    »Ein Glück, dass ich nicht schwanger bin«, sage ich und fülle mein Glas auf.
    Chris ist der bodenständigste und ausgeglichenste Mensch, den ich kenne. Um ehrlich zu sein, manchmal treiben mich seine Gelassenheit und sein Optimismus in den Wahnsinn. Chris kann nichts erschüttern. In den zwölf Monaten, die wir uns kennen, habe ich nicht ein einziges Mal erlebt, dass er die Fassung verloren, sich unnötig Stress und Gedanken wegen der Zukunft gemacht oder über die Vergangenheit gegrübelt hat. Das soll nicht heißen, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher