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Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)

Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 4 : Grüfte und Katakomben (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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Lasst mich mal sehen! << , brummelte er, gar so, als müsse er die Authentizität der Worte erst bestätigen. Schnell ließ er die, ganz im Gegensatz zu seinem alten Körper, noch immer jungen und klaren Augen über die uralten, verblichenen Zeilen fliegen. >> Dort unten steht aber noch mehr, Hochwürden. Habt Ihr das etwa übersehen? << Ohne vom Buch aufzusehen, deutete er mit einem runzligen, knöchrigen Finger ganz unten auf die Seite.
          Taris sah überrascht zum Erlöser. Der warf ihm blitzschnell ein Augenzwinkern zu und wandte sich dann interessiert und hoch konzentriert wieder Eirik und dem Buch zu. Innerlich musste Taris lachen und dem Erlöser größten Respekt zollen. Mit einer einfachen, aber genialen, und vor allen Dingen unerkannten Geste hatte der dem Medikus, ohne dessen Wissen, die Möglichkeit gegeben, ihn auf einen vermeintlichen Fehler seinerseits hinzuweisen. Jetzt rückte die Wissenschaft wieder auf Augenhöhe mit der Religion und das Verhältnis war abermals ausgeglichen. Dieser Erlöser beeindruckte Taris immer mehr, und plötzlich kam ihm der Gedanke, dass dessen Erscheinen in Zeiten größter Not kein Zufall mehr war. Die Herrin hatte ihn nach Leuenburg geschickt, und unter seiner religiösen Führung würde die Stadt die kommenden, dunklen Wolken, die sich bereits drohend am Horizont zusammenbrauten, überstehen. Taris war sich dessen ganz sicher.
          >> Des Nachts ist ihre Schaffensstunde, doch meiden sie der Herrin Angesicht. << , zitierte nun Eirik die Schrift aus dem Buch und gab es Uriel genauso unsanft und kommentarlos zurück wie er es ihm genommen hatte. >> Ich vermute, man kann diese Zeilen als eine Art Hinweis dahingehend deuten, dass sich die Widergänger während des Tages gerne vor dem Sonnenlicht verbergen. <<
          >> Glaubt Ihr, dass ihnen Sonnenlicht schadet? << , wollte Taris daraufhin wissen.
          Eirik verzog abschätzend den Mund und begann schlurfend, und deutlich langsamer als noch eben, wieder um den Tisch herumzugehen. Auf der anderen Seite angekommen, plumpste er geradezu in den Stuhl. Das darauf folgende Stöhnen war diesmal sogar echt. Er ließ sich viel Zeit mit seiner Antwort. Dann schüttelte er den Kopf. >> Nein, das denke ich nicht. Sie werden es nur nicht mögen, was ich mir aber anhand ihrer Farbgebung erkläre. <<
            Uriel, Bruder Malachias und Taris sahen sich fragend an und warteten dann geduldig auf eine Erklärung. Der Hauptmann ahnte aber bereits, dass sich der Medikus damit wieder etwas Zeit lassen würde.
          Der streckte sich lange und ausgiebig in seinem Stuhl und genoss offensichtlich die Ratlosigkeit der anderen drei. Dann endlich räusperte er sich. >> Helle Farben ziehen das Sonnenlicht weniger an, speichern dessen Wärme aber deutlich länger als dunklere Farben. Nur jemand, der wenig oder gar keine Sonne sieht, hat eine derart helle Pigmentierung wie die Widergänger. <<
          >> Das bedeutet, die Widergänger verbringen den Tag in einer Art Unterschlupf. << , schlussfolgerte Uriel und nickte verstehend. >> Gut vor unliebsamen Augen versteckt und mehr als ausreichend vor Sonnenlicht geschützt. <<
          >> Und wenn wir den Unterschlupf haben, dann haben wir auch die Widergänger. << , warf Bruder Malachias daraufhin aufgeregt ein und sah zum Erlöser.
          >> Du meine Güte, welch geistreiche Kombinationen! << , zeterte Eirik griesgrämig. >> Es gehört nicht viel dazu, diese Schlüsse zu ziehen. Mal davon abgesehen, dass sie uns sowieso nicht weiter bringen. Ich jedenfalls habe den Unterschlupf der Widergänger noch nicht entdeckt, aber vielleicht habt ihr ja … << Er verzog übertrieben einfältig den Mund. Dann aber wurde er sofort wieder ernst. Er schüttelte den Kopf und winkte vehement ab. >> Nein! Diese alten… << , kurz suchte er nach dem richtigen Wort. >> … Texte bringen uns auch nicht weiter! << .
          Taris entging nicht, dass der Medikus die Schriften erst hatte anders bezeichnen wollen und war froh, dass der es sich nochmal überlegt hatte. >> Ihr sprecht wahr Eirik. Gefunden haben wir ihn noch nicht, doch können wir jetzt die in Frage kommenden Orte deutlich einschränken. << Er wandte sich um und ging zu der großen Karte Leuenburgs, die auf Eiriks Tisch ausgebreitet lag. Uriel und Bruder Malachias folgten ihm.
    >> Ausreichend vor Sonnenlicht geschützt, sehr gut versteckt und vor den Augen der Bevölkerung verborgen. << , zählte er auf,
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