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Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 3 : Ferner Donner (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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Berenghor ruckte herum und sah den Leutnant wütend an. >> Am besten brüllst du gleich aus voller Kehle und machst meine wertvolle Arbeit mit einem Schlag zunichte. Die ist zwar nicht viel wert, doch hilft mir der kleine Erfolg hier, mit der Schmach umzugehen. <<
          Tristan schien der Vorwurf überhaupt nicht zu interessieren. Er blickte weiter starr ins Dorf hinab.
          Berenghor wurde ungeduldig. >> Was ist los? Beeindruckt dich sein freier Oberkörper? <<
          Tristan antwortete nicht gleich. Er schüttelte kurz den Kopf, gar so, als müsse er sich davon überzeugen, dass ihm seine Augen keinen Streich spielten. >> Ich kenne diesen Kerl! <<
          Jetzt war Berenghor überrascht. Hatte er gerade richtig gehört? Tristan kannte die Gestalt dort vorne im Nirgendwo? Sollte dem wirklich so sein, dann war mehr als nur eine Erklärung fällig! >> Was soll das heißen, du kennst ihn. Verdammt Junge, willst du mich für dumm verkaufen? <<
          Tristan schüttelte den Kopf. >> Letztes Jahr im Winter führte ich eine Patrouille in den Nordosten an die Grenzen zum Wilderland. Teil unserer Route war der Wallerhof, eine kleine Ansiedlung etwa zwei Tagesritte von Leuenburg entfernt. Als wir dort ankamen, stand der Hof in Flammen und Odbert, seine Familie und alle Bediensteten waren tot. Wir wurden von Kaiths angegriffen und selbst ein eigentlich friedfertiger Molog ging uns an. Dieser Kerl dort unten war auch da. Ich bin mir heute nicht mehr sicher, aber damals zumindest glaubte ich, dass er seine Finger im Spiel hat. Leider ist er uns entwischt. Er war ganz plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Meine Männer suchten nach ihm, fanden aber nicht einmal mehr spuren im Schnee. <<
          Berenghor lauschte geduldig, glaubte aber beim besten Willen nicht an einen derartigen Zufall. >> Dein Offiziershirn muss dir damals einen Streich gespielt haben. << Er schüttelte den Kopf. >> So einen Zufall kann es nicht geben, Tristan. Das ist unmöglich und deshalb nur ein Hirngespinst. <<
          >> Ich habe mir das nicht eingebildet, Berenghor! Er war da und ich habe ihn gesehen. Und heute steht er genau da unten und… << er stockte, packte Berenghor am Arm und deutete auf die Siedlung. >> Verdammt, was passiert da? <<
          Im Dorf war inzwischen eine zweite Gestalt aus den Schatten der verbrannten Hütten getreten. Berenghor konnte sie deutlich erkennen. Sie glich der anderen ungemein. Auch ihr Oberkörper war frei und von der gleichen, seltsam bleichen Hautfarbe. Sie zog eine zerlumpte Person, scheinbar eine Frau, an den Haaren hinter sich her und ließ sie unweit vor dem anderen Kerl auf den Boden fallen. Kaum hatte ihr Peiniger von ihr abgelassen, verbarg sie das Gesicht in den Händen. Es sah aus, als ob sie weinte.
          >> Na, welchen von beiden hast du jetzt gesehen? Den mit dem hellen Teint oder den mit … dem hellen Teint? <<
          >> Verdammt Berenghor! Hör auf mit deinen stumpfsinnigen Scherzen. << Tristan sah ihn zornig an.
          >> Schon gut, Junge! Beruhig dich wieder. << Er winkte ab und konzentrierte sich wieder auf das Geschehen im Dorf. Vielleicht war jetzt wirklich nicht der Zeitpunkt für Ausgelassenheiten. >> Eine Überlebende des Brands << , stellte er dann fest und war bemüht, jeden Witz aus seiner Stimme zu verbannen.
          Tristan nickte. >> Was haben die mit ihr vor? <<
          >> Das werden wir gleich sehen. Wenn sie nichts mit ihr anzufangen wissen, werden sie sie töten. Bei dem, was gestern Abend hier passiert ist, haben sie wahrscheinlich gar nicht mehr mit Überlebenden gerechnet. << Er ahnte bereits, was gleich geschehen würde, verzog jedoch keine Miene. Er war schon oft Zeuge von Hinrichtungen aller Art geworden, und auch die gleich unweigerlich Folgende konnte ihn nicht aus der Bahn werfen.
          Im nächsten Moment machten die beiden Gestalten einen Schritt auf ihr Opfer zu. Panisch versuchte die Frau, nach hinten zu kriechen, wurde jedoch augenblicklich eingeholt. Plötzlich gingen beide in die Hocke und drückten ihre Hände an den Kopf der Hilflosen. Ihr Körper fing an zu zucken. Wild schlugen Arme und Beine um sich, warfen sich hierhin und dorthin, und erlahmten schließlich wieder. Berenghor sagte nichts und sah nur stumm nach unten. Tristan jedoch war sichtlich schockiert und ganz langsam schlug er mit einer Hand eines der vielen Schutzzeichen der Herrin.
          >> Das wird ihr jetzt auch nicht mehr
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