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Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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zu führen. Er bezeichnete sich selbst als gläubigen und durchaus frommen Menschen, doch zu einer derartigen Selbstaufgabe fehlten ihm sowohl der Mut als auch der Durchhaltewille. Ihm genügte es, ein weltliches Leben nach den Geboten der Herrin zu führen und ihr Andenken und Vermächtnis jeden Tag aufs Neue durch fromme Taten zu ehren.
          Gebannt lag Taris’ Blick noch immer auf dem Erlöser. Dessen Hand senkte sich plötzlich auf den Oberkörper des Leichnams, und als sie ihn berührte, meinte Taris, für den Bruchteil einer Sekunde, ein helles, blaues Licht unterhalb der Handfläche aufleuchten zu sehen. Ein kurzes, flüchtiges Aufblitzen. Es konnte natürlich sein, dass ihm seine Augen einen Streich gespielt hatten, aber vielleicht war er auch gerade Zeuge dessen geworden, was Viele als diese besondere Bindung zur Herrin bezeichneten. Taris jedenfalls gefiel der Gedanke. Uriel war ein sympathischer und gütiger Mensch, und er konnte sich gut vorstellen, dass die Herrin Gefallen an diesem Erlöser fand.
          >> Keine dämonische Präsenz! << , stellte Uriel im nächsten Moment fest und sah ernst, aber auch ein wenig erleichtert zu Eirik. >> Dieser Leichnam wird ein Leichnam bleiben << , fügte er noch hinzu und richtete sich dann wieder auf.
          >> Natürlich wird er das! Und selbst wenn nicht, gäbe es eine natürliche Erklärung dafür. Ihr dürft versichert sein, dass ich herausfinden werde, was Tote dazu bringt, wieder unter den Lebenden zu wandeln! << Eirik war gereizt und aufgebracht. Der Tot seines Schülers nahm ich sichtlich mit.
          Uriel nickte verständnisvoll und überging weiterhin die provokante Art des Medikus. >> Ich weiß um Eure großen Kenntnisse der Heilkunde, Eirik, und ich bin mir sicher, dass wir gemeinsam das Geheimnis hinter den Widergängern lüften werden. << Uriel sprach noch immer ruhig und besonnen.
          >> Darf ich? << , fragte Taris und machte Anstalten, den Leichnam genauer in Augenschein zu nehmen. Er wollte unbedingt verhindern, dass Eirik und Uriel aneinander gerieten und zur Not würde er sie einfach kurzerhand trennen oder auf andere Gedanken bringen müssen.
          Uriel sah auf und nickte. Er trat ein paar Schritte zurück und begann, leise mit Bruder Malachias zu sprechen.
          >> Habt ihr schon etwas entdecken können Eirik? << , versuchte Taris das Gespräch in andere Bahnen zu lenken.
          Der Medikus seufzte kurz, doch schon im nächsten Augenblick begann sein gesunder, an Fakten und Tatsachen gewohnter Menschenverstand wieder zu arbeiten. >> Auf den ersten Blick macht der Tote einen ganz normalen Eindruck. Keine weiße Verfärbung der Haut und keine milchig trüben Augen. Von außen sind keinerlei Verletzungen zu erkennen, außer … << , er unterbrach sich kurz und drehte den Kopf des toten Schülers vorsichtig zur Seite, >> … außer diese leicht geröteten Stellen an den Schläfen. <<
          >> Was könnte das sein? << , fragte Taris interessiert und musste augenblicklich über sich selbst schmunzeln. Noch vor wenigen Stunden wollte er Eirik verbieten, die Widergänger erneut zu untersuchen und nun hing er selbst neugierig über einer Leiche, um deren Todesursache festzustellen.
          >> Druckstellen. << , merkte Eirik nachdenklich an und fuhr mit einem Finger sachte über die roten Punkte. Die Müdigkeit war jetzt gänzlich von ihm abgefallen. >> Als ich die Widergänger entdeckte, beugten sie sich gerade über den Leichnam und hantierten an ihm herum. Ich hörte ein leises, zischendes Geräusch. Ich glaube, ich weiß jetzt was sie getan haben. << Eirik spreizte die Finger seiner Hände und legte jeden auf eine der Druckstellen zu beiden Seiten des Kopfes. Das Bild, das sich Taris daraufhin bot, war irgendwie fürsorglich und unheimlich zugleich. Auf der einen Seite wirkte Eirik plötzlich wie jemand, der einem Patienten durch Handauflegen Heilung verschaffen wollte. Andererseits konnte man aber auch den Eindruck gewinnen, der Medikus wolle seinem Opfer den Schädel in tausend Stücke sprengen.
          >> Die Male des Todes und der Griff der Verdammnis. << , erklang plötzlich die Stimme Uriels durch das Treppenhaus.
          Taris wandte sich um und ihm entging das rasch geschlagene Schutzzeichen von Bruder Malachias nicht. Er und der Erlöser hatten ihr Gespräch beendet und waren wieder etwas näher an den Leichnam herangetreten. Uriel sah den irritierten Blick des Hauptmanns und
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