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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste
Autoren: Roger Zelazny
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deine eigene Schuld war. Niemand hat wahrscheinlich je daran gedacht, daß der Sternstein eine Intelligenz darstellen könnte und er beginnen würde, Daten zu sammeln, zu tabulieren und zu prozessieren. Er hatte einen schweren Stand, da die Inversionsbarriere noch immer existierte, denn was ihn einschaltete, schaltete mich ab – was die gegenseitige Kommunikation betraf. Daher konnte er mir auch nicht einfach seine Schlußfolgerungen hinsichtlich deiner Person mitteilen. Aber er gab mir den Hinweis auf Lewis Carroll. { * } Immerhin. Vielleicht fiel ihm dieser Vergleich im Buchladen ein. Ich weiß es nicht. Aber er hatte ja genügend verdrehte Informationen aus meinem Verstand zur Verfügung. Egal, bei mir klickte es jedenfalls nicht. Dabei war es schon der zweite Versuch, mir einen Hinweis zu liefern. Das Lächeln kam zuerst. Aber auch das verstand ich nicht. Erst als Onkel Albert unten seine Ansprache hielt und von der Katze und der Maus sprach, da blickte ich hoch und sah den Umriß einer Katze vor dem Mond. Du hast die Fischnetze auf Paul Byler geworfen. Zeemeister stand in deinen Diensten. Du brauchtest menschliche Agenten, und er war die perfekte Wahl: korrupt, kriminell, kompetent. Zudem kannte er die Situation von Anfang an. Du hast ihn gekauft und hinter dem Stein herjagen lassen. Nur, der Stein hatte andere Vorstellungen, die ich allerdings erst in letzter Minute verstanden habe. Du hast die Gestalt einer schwarzen Katze, die einmal zu oft meinen Weg gekreuzt hat. Im Augenblick denke ich an die Scheinwerfer, die es hier oben sicher gibt, und daß sie jemand ganz schnell einschalten sollte. Vielleicht sind sie bereits unterwegs. Sollen wir hinuntergehen oder abwarten? Denn wenn alle Lichter an sind, dann habe ich dich.“
    Obwohl ich mich für alle Situationen gewappnet geglaubt hatte, wurde ich doch überrascht von dem, was kam. Ich schrie, als er gegen mich prallte, und versuchte meine Augen so gut es ging zu schützen. Was für ein Narr war ich doch gewesen!
    Ich hatte überall nachgesehen, nur nicht auf dem Dach des Pavillons.
    Klauen schlugen in meine Kopfhaut, zerkratzten mir das Gesicht. Ich umklammerte die Kreatur, konnte sie aber nicht losreißen. Verzweifelt schlug ich den Kopf gegen die Wand des Pavillons.
    Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, sprang das Miststück im letzten Moment ab, und ich knallte mit dem Kopf gegen die Wand.
    Fluchend, taumelnd und meinen schmerzenden Kopf reibend, war ich einen Augenblick nicht imstande, etwas Vernünftiges zu tun. Ich konnte das Ding nicht verfolgen. Wertvolle Sekunden verstrichen …
    Endlich streckte ich mich wieder, wischte mir das Blut von Stirn und Wangen und hielt wieder Ausschau. Dieses Mal sah ich ihn genau; er strebte dem Rand des Daches zu, dann sprang er auf die Brüstung …
    Dort blieb er stehen und sah herüber zu mir. Verspottete er mich? Ich erhaschte einen Blick seiner Augen.
    „Wie du willst!“ keuchte ich und rannte los.
    Das tat er auch, mit großer Geschwindigkeit. Er wird nicht stoppen können, wenn er den Dachrand erreicht, dachte ich.
    Er stoppte tatsächlich nicht.
    Ich hielt es für unmöglich, daß er es schaffen könnte, aber ich hatte seine Kräfte unterschätzt.
    Gerade in dem Augenblick, als er in die Luft sprang, gingen die Lichter an, und ich konnte die Gestalt der Katze deutlich sehen, wie sie mit weit vorgestreckten Vorderbeinen zwischen den Dächern segelte. Dann verschwand sie aus meinem Sichtfeld – keine neun Leben, mit denen man spielen konnte, da war ich sicher –, gefolgt von kratzenden Geräuschen und einem sanften Aufprall.
    Als ich an der Brüstung ankam, sah ich, daß er es geschafft hatte. Er balancierte auf dem Skelett des gegenüberliegenden Gebäudes, von wo er bereits nach weiteren Fluchtmöglichkeiten Ausschau hielt.
    Ich zögerte keine Sekunde.
    Als ich das letzte Mal dieses Dach besucht hatte, hatte ich einen einfacheren Weg gewählt, aber jetzt hatte ich keine Zeit für einen derartigen Luxus. Aber dieses Mal wollte ich meinen Verstand gebrauchen, um nicht wieder impulsiv in eine unmögliche Situation hineinzuschlittern.
    Im Laufen schätzte ich den Sprung automatisch ab, stieß mich exakt an dem Punkt ab, den mir mein Gefühl als den richtigen angab, heftete meine Augen fest auf mein Ziel und hob die Arme vorsichtshalber.
    In solchen Augenblicken mache ich mir immer Sorgen um meine Schienbeine. Ein ungeschickter Stoß oder Sturz, und der Schmerz konnte ausreichen, um die Kette der notwendigen
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