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Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Titel: Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur
Autoren: Tami Hoag
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Anwesen war mit großer Sorgfalt angelegt worden: Alte Kletterrosen, weiße Clematis und lila Trichterwinden wucherten über Zäune und Bögen. Über die Wiesen verstreut standen einzelne Pfefferbäume und riesige Eichen. Beete mit Stiefmütterchen wanden sich an den Wegen und Nebengebäuden entlang. Herrliche langmähnige Apfelschimmel grasten auf grünen Koppeln. Glückliche bunte Hühner rannten herum und pickten nach Körnern.
    »Wunderschön ist es hier«, sagte Anne.
    »Danke. Es macht viel Arbeit, aber ich genieße es auch«, sagte Milo Bordain. »Wir haben die meiste Zeit in der Großstadt gewohnt, da ist das Leben hier einmal etwas anderes. Oak Knoll ist ein so hübsches Städtchen. Unsere Tätigkeit für das College und die anderen Ehrenämter verschaffen uns allergrößte Befriedigung. Und Bruce genießt es sehr, an den Wochenenden den Rancher spielen zu dürfen.«
    »Ist Mr Bordain oft hier?«, fragte Anne. Wenn Milo die meiste Zeit allein hier war, dann war es nur verständlich, dass sie Marissa und Haley mehr oder weniger als ihre zweite Familie betrachtete.
    Milo lachte ein wenig gekünstelt. »Er ist ein vielbeschäftigter Mann. Er erweitert gerade sein Parkplatzimperium um Las Vegas. Aber heute ist er da.«
    Sie war tatsächlich einsam, dachte Anne. Und jetzt wurde ihr Sohn auch noch des Mordes an ihrer Ersatztochter verdächtigt. Ihr gekünsteltes Gehabe und die feinen Linien auf ihrer Stirn und um ihren Mund zeugten von ihrer inneren Anspannung. Sie musste sich bedroht fühlen. Marissa war ihr bereits genommen worden und jetzt vielleicht auch noch ihr Sohn … Sie würde mehr denn je die Beziehung zu Haley aufrechterhalten wollen.
    Haley lief ihnen voraus zur Scheune.
    »Haley leidet unter den Erinnerungen, die langsam wieder an die Oberfläche dringen«, sagte Anne. »Deshalb ist sie im Moment nicht so leicht zu haben.«
    »Erinnert sie sich wieder?«
    »Ja. Anfangs nur ganz vage. Aber jetzt fallen ihr immer mehr Einzelheiten ein.«
    »Ach ja? Und hat sie schon den Namen des Mörders genannt?«
    »Nein.«
    »Wenn sie es nur endlich täte, dann würde der Sheriff aufhören, meinen Sohn zu beschuldigen. Es ist einfach lächerlich zu glauben, dass Darren Marissa etwas angetan haben könnte. Völlig lächerlich«, wiederholte sie mit steigender Wut. »Ich muss sagen, Cal Dixon enttäuscht mich sehr.«
    In dem Moment kam Haley aus der Scheune angerannt. »Mommy Anne! Beeil dich! Du musst dir meine Kätzchen ansehen!«
    Froh über die Ablenkung beschleunigte Anne ihre Schritte und streckte Haley die Hand entgegen. Haley packte sie und zog sie zu der Scheune und den versprochenen Kätzchen.

95
    Gina war wach, als Vince ins Krankenhaus kam. Sie sah zwar immer noch reichlich mitgenommen aus, aber sie hatte wieder etwas Farbe im Gesicht, und ihr Blick war klarer.
    »Ich habe gehört, Sie werden heute von der Intensivstation verlegt«, sagte Vince. »Das ist eine gute Nachricht. Wir hatten befürchtet, Sie würden uns unter den Händen wegsterben, junge Frau.«
    »Ich bin offenbar zäher, als man auf den ersten Blick meinen könnte«, sagte sie, aber ihre Stimme klang immer noch schwach. Danach zu urteilen, wie müde sie wirkte, würde ihre Kraft bald aufgebraucht sein, dachte Vince.
    »Ich denke, Sie sind vor allem auch zäher, als Sie selbst dachten«, sagte er. »Das ist eine gute Erfahrung, oder?«
    »Mir wäre es offen gestanden lieber, ich hätte diese Erfahrung nie machen müssen«, bekannte sie. »Haben Sie Mark verhaftet?«
    Vince nickte. »Das muss für Sie ein schrecklicher Schock gewesen sein. Es tut mir leid.«
    »Es kommt mir immer noch völlig irreal vor. Ich hätte nie etwas getan, was ihm oder Darren geschadet hätte. Wir waren doch Freunde! Ich hatte so schreckliche Angst. Ich wollte nur weg. Ich dachte, Mark würde mir helfen. Als er das ablehnte … Ich war panisch. Da habe ich wohl etwas sehr Dummes gesagt.«
    »Sie haben ihm gedroht«, sagte Vince.
    Gina nickte, Tränen drangen zwischen ihren geschlossenen Lidern hervor. »Ich hätte die Drohung nie, nie, nie wahr gemacht. Das hätte er wissen müssen. Ich verstehe einfach nicht, wie er so reagieren konnte. Er war immer so nett – dachte ich jedenfalls.«
    »Selbst wenn wir Leute gut kennen, wissen wir nicht, wozu sie imstande sind, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlen, Gina. Mark hat sein Geheimnis ein Leben lang bewahrt. Er hatte Angst, Angst, dass ihm das, wofür er so hart gearbeitet hatte, weggenommen werden
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