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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer
Autoren: Mark Billingham
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sich Brigstocke gestern beschwert. »Aber wenn sie das Spiel so spielen wollen …«
    Thorne hatte in dieser Hinsicht bereits seine Erfahrungen gesammelt, sowohl mit S&O als auch mit einigen türkischen Banden, mit denen sie es hier zu tun hatten. Er hatte seine Gründe - persönliche Gründe -, ihnen lieber nicht schon wieder zu sehr auf den Pelz zu rücken. Und in Anbetracht dieser Sachlage sprach es durchaus für den DCI, dass er sich nicht rumschubsen lassen wollte. Außerdem kannte Thorne seinen Chef gut genug, um zu wissen, dass es ihm hier nicht darum ging, wer weiter pinkeln konnte. Wie Thorne gehörte er zu den Bullen, die einen Mord nicht als Bedrohung für ihre Aufklärungsrate sahen, sondern als Fall, den sie lösen wollten. Wenn ein Fall nach drei Wochen Ermittlung eiskalt war, war Brigstocke so übel drauf wie alle anderen, aber wenn ein neuer Fall hereinkam, dann wusste er, dass er es den Betroffenen, ob tot oder lebendig, schuldig war, sich mit seinem Team ins Zeug zu legen.
    Allmählich begann sich bei Thorne der Gedanke festzusetzen, dass er sein eigenes Mordopfer bekommen hatte, auf das man - mit voller Absicht - seine Aufmerksamkeit gelenkt hatte und für das er nun alles geben musste.
    Für den Moment wollte er nicht zu viel über den Mörder nachdenken. Über den Mann oder die Frau, von dem oder der diese Nachricht vermutlich stammte.
    Im Augenblick wusste er nur, dass der Mann auf dem Foto tot war.
    Thorne musste ihn nur noch finden.
     
    Die Berichte der Beamten aus den diversen Homicide Assessment Teams, die stets die Ersten vor Ort waren, waren inzwischen sicher bereits in der Zentrale von Scotland Yard eingegangen. Zumindest für die Schicht von 23 Uhr bis 7 Uhr morgens. Und die Zentrale veröffentlichte täglich eine Übersicht, auf die jeder Kriminalbeamte Zugriff hatte. Der Bericht enthielt sämtliche ungeklärten Todesfälle - oder lebensgefährlichen Verletzungen - inklusive Schussverletzungen, Vergewaltigungen, Vermisster oder sonstiger Vorkommnisse aus dem Großraum London.
    Name und Adresse des Opfers, falls vorhanden, und die Details in Kürze. Todesursache, falls diese offensichtlich war. Name des zuständigen Beamten, falls der Fall einem Team zugewiesen wurde.
    Thorne suchte sich einen freien Schreibtisch in dem Großraumbüro der Einsatzteams und loggte sich ein. Er las die E-Mail, durchforstete die Morde der letzten Nacht nach passenden Details. Der Rekord für eine Nacht - ausgenommen Terroranschläge - lag bei elf Morden. Das war eine Nacht vor ein paar Jahren gewesen, als neben zwei Familienstreitigkeiten und einem Handgemenge in einem Pub, die tödlich ausgegangen waren, auch noch Schüsse auf Partybesucher in Ealing abgefeuert wurden, eine Wohnung in Harlesden abgefackelt wurde und eine Gang auf der Suche nach Geld für Crack sämtliche Mitarbeiter in einem Minicab-Büro in Stockwell niedergemetzelt hatte.
    Wie vorherzusehen war, forderten viele, die Polizisten der Met müssten sich schon etwas stärker ins Zeug legen, wenn sie gemäß ihrem Motto »Working for a safer London« wirklich für ein sicheres London arbeiteten. Und das, obwohl eine Menge Leute, Tom Thorne eingeschlossen, sich in den Wochen danach den Arsch aufrissen.
    Er überflog den Bericht.
    Drei Tote waren viel für Dienstagnacht.
    Er suchte nach »dunklen Haaren«, »Kopfverletzung« - Details, die zu dem Foto auf seinem Handy passten. Der einzige Eintrag, der annähernd in Frage kam, war ein ermordeter Barkeeper aus dem West End: ein Weißer, der auf dem Weg nach Hause in einer Gasse hinter dem Holborn-Bahnhof mit einem halben Ziegelstein erschlagen wurde.
    Allerdings nur annähernd. Das Opfer war laut Bericht Mitte zwanzig, und obwohl der Tod oft sogar mit den frischesten Gesichtern merkwürdige Dinge anstellt, war der Mann auf dem Foto sicher älter.
    Thorne hörte am Schreibtisch in seinem Rücken DS Samir Karim und DC Andy Stone arbeiten. Auch wenn »arbeiten« in diesem Fall bedeutete, dass die beiden sich über eine Kollegin von der Polizeiwache in Colindale unterhielten, die Stone bequatscht hatte, sich mit ihm auf einen Drink zu treffen. Thorne loggte sich aus dem Bericht aus und sagte, ohne sich umzudrehen: »Offensichtlich handelt es sich hier um einen Fall von positiver Diskriminierung.«
    »Wie bitte?«, fragte Stone.
    »Dass die in Colindale jetzt bevorzugt blinde Polizistinnen einstellen.«
    Karim lachte noch immer, als er und Stone hinter Thorne traten.
    »Hab von Ihrem heimlichen Verehrer
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