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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer
Autoren: Mark Billingham
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gehört«, sagte Stone. »Normalerweise schickt man ja Blumen.«
    Karim ordnete die Unterlagen auf seinem Schreibtisch. »Wahrscheinlich verläuft die Sache im Sande.«
    »Genau. Inzwischen bekommt man so viel Scheiße aufs Handy. Ich krieg jede Woche unaufgefordert Unmengen an Upgrades, Klingeltönen und was es da noch gibt. Spiele …«
    Thorne sah auf zu Stone, als wäre der DC so unendlich beschränkt wie diese Bemerkung. »Und sind viele Nachrichten dabei mit Leichenfotos im Anhang?«
    »Ich mein ja nur.«
    Karim und Stone wippten auf den Fersen wie drittklassige Kabarettisten, die vergessen hatten, wer mit dem Text dran war. Sie waren ein kurioses Paar: Stone, groß, dunkel und gut angezogen; Karim, grauhaarig und untersetzt, in einem schlecht sitzenden Sakko, wie ein Sportlehrer, der sich für den Elternabend in Schale geworfen hat. Thorne mochte sie beide, obwohl Karim in seiner Funktion als Büroleiter nerven konnte, wenn er wollte, und Stone nicht gerade der gewissenhafteste Bulle war. Vor etwa einem Jahr war ein junger Polizist, der sich noch in der Ausbildung befand und der ihm als Partner zugewiesen worden war, erstochen worden. Stone war deshalb zwar nicht offiziell getadelt worden, aber nicht wenige fanden, Schuldgefühle wären das Mindeste, womit Andy Stone dafür hätte büßen müssen.
    »Könnt ihr nicht jemand anders finden, den ihr nerven könnt?«, fragte Thorne.
    Nachdem die beiden verschwunden waren, ging er durch den schmalen Gang, der um die Einsatzzentrale führte, in den kleinen, als Büro ungeeigneten Raum, den er sich mit DI Yvonne Kitson teilte. Er verbrachte zehn Minuten damit, diverse Memos und Newsletter unter »P« für »Papierkorb« abzulegen, und blätterte die neueste Ausgabe der Polizeizeitung, The Job , nach Fotos von Leuten durch, die er kannte.
    Er schaute gerade gebannt auf ein Foto von Detective Sergeant Dave Holland, wie er bei irgendeinem Polizeisportereignis eine Trophäe überreicht bekam, als dieser leibhaftig in der Tür erschien. Ungläubig las Thorne schnell die paar Absätze zu Ende, bevor Holland sich auf den Stuhl hinter Kitsons Schreibtisch setzte.
    »Tischtennis?« , fragte Thorne und schwenkte das Blatt.
    Holland zuckte mit den Schultern und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Auch Thorne grinste breit. »Das schnellste Ballspiel der Welt«, meinte Holland.
    »Stimmt nicht«, widersprach Thorne.
    Holland wartete.
    »Jai Alai« , sagte Thorne.
    »Jai was?«
    »Auch unter dem Namen Pelota bekannt. Der Ball erreicht dabei Geschwindigkeiten von bis zu dreihundert Kilometer in der Stunde. Auch ein Golfball ist schneller. Zweihundertsiebzig Kilometer ab dem Tee.«
    »Die Tatsache, dass Sie diesen Scheiß wissen, jagt mir regelrecht Angst ein«, antwortete Holland.
    »Der alte Herr.«
    Holland nickte, er verstand.
    Thornes Vater war in den Monaten vor seinem Tod besessen gewesen von trivialen Fakten - von Listen und Quizfragen über Listen. Diese Listen wurden immer bizarrer, und seine Besessenheit, darüber zu sprechen, wurde immer größer, je mehr Schaden die Alzheimer-Erkrankung in seinem Hirn anrichtete und je mehr sie ihn beherrschte.
    Die schnellsten Ballspiele der Welt. Die berühmtesten fünf Promiselbstmorde. Die schwersten Organe. Und was es noch an belanglosen Fragen gab …
    Jim Thorne. Der im Schlaf starb, als sein Haus ausbrannte. Ein normaler Wohnungsbrand, den ein liebevoller Sohn - der sich die nötige Zeit genommen und die Mühe gemacht hätte - hätte vermeiden können, so voraussehbar war er.
    Oder vielleicht war es auch ganz anders gewesen.
    Ein Mord, eine an Thorne gerichtete Botschaft, etwas direkter allerdings als die, die ihn momentan beschäftigte.
    So oder so, eine offene Frage. Und wenn er nachts wach lag, konnte Thorne sich nie entscheiden, welche der beiden Möglichkeiten ihm das Leben schwerer machte.
    »Jai Alai« , sagte Holland. »Ich weiß es noch.«
    »Wie läuft’s mit den Telefongesellschaften?« Thornes optimistischer Ton war nur aufgesetzt, er wusste, jede Hoffnung würde verdammt schnell platzen, wenn sie es nicht mit einem außerordentlich dämlichen Typen zu tun hatten.
    »Es ist eine T-Mobile-Nummer«, sagte Holland.
    »Prepaid, richtig?«
    »Richtig. Die Nummer ließ sich zu einem Pay-as-you-go-Handy zurückverfolgen, das wohl sofort im Abfall landete, nachdem das Foto an Sie rausgeschickt worden war. Oder vielleicht hat er auch das Handy behalten und nur die SIM-Karte weggeworfen.«
    Wie auch immer, da war wohl
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