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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
Autoren: Mark Billingham
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dem Haus im Auto.
    Den ganzen Vormittag über hatte sie sich am Riemen gerissen, als es wirklich schlimm wurde, all das Persönliche, die Einbrüche in ihre Privatsphäre. Dann, als das Ärgste vorüber zu sein schien und er ihr die Tür aufhielt, fing sie an zu schluchzen. Sie rannte aus der Polizeiwache, eilte die Stufen hinunter auf die Straße, ihre Absätze klapperten auf dem Beton, und sie konnte nicht mehr an sich halten.
    Im Auto dann, auf dem Heimweg, machte das Schluchzen allmählich einer verzehrenden Wut Platz, die sich in wüsten Schimpftiraden Bahn brach. Er hielt das Lenkrad fest umklammert, während sie auf seine Schultern und Arme einschlug. Sein Blick blieb auf die Straße gerichtet, als sie ihn mit Ausdrücken bedachte, die er noch nie aus ihrem Mund gehört hatte. Er fuhr vorsichtig, so vorsichtig, wie er es immer tat, und als er das Auto auf den schneeglatten Straßen durch den Mittagsverkehr lenkte, sog er so viel von ihrem Schmerz und ihrer Wut in sich auf, wie er ertragen konnte.
    Sie blieben in dem Auto sitzen, waren zu erschüttert, um auch nur eine Tür zu öffnen. Stierten vor sich hin, weil sie Angst hatten, das Haus auch nur anzusehen. Das Haus, das nun nur noch der Ort war, an dem sie ihm am Abend zuvor erzählt hatte, was passiert war. Wo sie heulend und brüllend von Zimmer zu Zimmer gerannt waren. Wo nichts mehr so war wie früher.
    Das Haus, in dem sie sich nie wieder wohl fühlen würden.
    Ohne den Kopf zu wenden, schleuderte sie ihm einen Vorwurf nach dem anderen ins Gesicht. »Warum hast du nicht dafür gesorgt, dass ich gleich gestern Abend zur Polizei ging? Warum hast du zugelassen, dass ich damit war te?«
    Der Motor war abgestellt, das Auto stand, doch er nahm die Hände nicht vom Lenkrad. Seine ledernen Handschuhe quietschten, als er es noch fester umklammerte. »Du wolltest einfach nicht zuhören. Du warst für kein Argument zugänglich.«
    »Was hattest du denn erwartet? Himmel, ich wusste nicht einmal mehr, wie ich heiße. Ich hatte keine Ahnung, was ich tat. Ich hätte mich niemals geduscht …«
    Natürlich war sie zu aufgewühlt gewesen, um einen klaren Gedanken zu fassen. Er hatte versucht, das heute Morgen dieser Polizistin zu erklären, aber die hatte nur mit den Schultern gezuckt, ihrem Kollegen einen viel sagenden Blick zugeworfen und ein Kleidungsstück nach dem anderen genommen und in einen Plastikbeutel gesteckt.
    »Sie hätten sich nicht duschen sollen«, sagte die Polizistin. »Das war nicht klug. Sie hätten gleich gestern Abend kommen sollen, nachdem es passiert war …«
    Der Motor war noch keine Minute abgestellt, aber im Auto wurde es bereits kalt. Die Tränen fühlten sich warm an, als sie ihm langsam über die Wangen und in den Schnauzbart rollten. »Du hast gesagt, du wolltest … ihn abwaschen. Ich hab dir gesagt, dass ich das verstehe, aber dass du das nicht hättest tun sollen. Du hast mir nicht zugehört …«
    Dieser Augenblick im Wohnzimmer, nachdem sie es ihm erzählt hatte. Die grauenvollen Minuten und Stunden, nachdem sie ihm beschrieben hatte, was man ihr angetan hatte. Sie ließ ihn nicht viel machen. Ließ nicht zu, dass er sie in den Armen hielt. Dass er irgendjemanden anrief. Dass er den Bastard zu Hause aufsuchte und ihm das bisschen, das er zwischen den Beinen hatte, zu Matsch schlug.
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. Ob die Polizei Franklin von der Arbeit abholte oder erst später von zu Hause … ?
    Er musste noch im Büro anrufen und ihnen sagen, dass er heute nicht käme. Und in der Schule, um zu sehen, ob alles okay war, ob man ihnen die Erklärung, warum Mummy gestern Abend so aufgelöst war, abgekauft hatte …
    »Worauf wollte diese Frau hinaus?«, sagte sie plötzlich. »Diese Polizistin? Als sie fragte, ob ich immer so hübsch angezogen in die Arbeit gehe?« Sie steckte die Hände unter ihre Oberschenkel und begann, sich auf ihrem Sitz zu wiegen.
    Schneeflocken begannen zu fallen, legten sich dick über Kühlerhaube und Windschutzscheibe. Es war ihm die Mühe nicht wert, die Scheibenwischer einzuschalten.

Drittes Kapitel
    Als sie sich später darüber unterhielten, gaben sowohl Thorne als auch Holland zu ; von der stellvertretenden Direktorin des Derby Prison schwer beeindruckt zu sein. Allerdings konnten sich die beiden nicht zu dem Eingeständnis durchringen, dass sie ihnen noch attraktiver als ohnehin erschien, weil sie eine Gefängnisdirektorin war.
    So sehr wollten sie dieses Thema nun auch wieder nicht vertiefen
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