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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
Autoren: Mark Billingham
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Nicken.
    »Allerdings gibt es weit und breit noch keine heiße Spur«, sagte Thorne. Da war einiges, das ihn störte, das nicht ganz in das Szenario des racheversessenen Verwandten passte. Eine derartige Wut überstieg seine Vorstellungskraft, eine Wut, die so viele Jahre mit sich herumgetragen wurde, die sich in etwas Tödliches verwandelte, etwas Zersetzendes, und sich schließlich auf eine Weise wie in diesem Hotelzimmer manifestierte. Dieses Bild, das sich ihm auf dieser versifften Matratze geboten hatte, hatte beinahe etwas Inszeniertes gehabt. In Position gebracht, hatte Hendricks es genannt.
    Und da war noch dieser frühmorgendliche Anruf bei der Floristin …
    Die Nachricht war irgendwie merkwürdig gewesen. Dass es ein Versehen war, glaubte er nicht. Damit blieb nur der Schluss, dass der Mörder es darauf abgesehen hatte, dass die Polizei seine Stimme auf diesem Anrufbeantworter hörte. Als wolle er sich vorstellen.
    »Was da bei dem Briefing angesprochen wurde«, meldete sich Kitson zu Wort, »die Sache, ob aus Remfry im Knast ein warmer Bruder geworden sein könnte? Soll man dem nachgehen …?«
    Thorne blickte hinüber zu Hendricks, der schwul war und sich dafür entschied, den Ausdruck zu ignorieren, den Kitson gebraucht hatte. Oder sich den Teufel darum scherte.
    »Ja«, sagte Thorne. »Kümmern wir uns darum, was er da drinnen anstellte oder nicht anstellte. Jedenfalls war er nicht schwul, als er reinkam. Schließlich hat er drei Frauen vergewaltigt …«
    »Bei Vergewaltigung geht es nicht um Sex, sondern um Macht«, entgegnete Kitson.
    Yvonne Kitson war zusammen mit Andy Stone zum Team gestoßen, um eine Kollegin zu ersetzen, die Thorne verloren hatte. Unter Umständen, die er jeden Tag zu vergessen suchte. Bei keinem der Mörder, die er aus dem Verkehr gezogen hatte, empfand Thorne eine solche Befriedigung darüber, dass er dreimal lebenslänglich im Gefängnis von Belmarsh absitzen musste.
    Thorne blickte hinüber zu Hendricks. »Wenn wir Remfry mal außer Acht lassen, können wir sicher sein, dass der Mörder schwul ist?«
    Hendricks zögerte nicht. »Keineswegs. Wie Yvonne sagt, Vergewaltigung hat nichts mit Sex zu tun. Vielleicht will der Mörder, dass wir denken, er sei schwul. Natürlich könnte er schwul sein, aber wir sollten andere Möglichkeiten im Auge behalten … »
    »Ob jetzt Remfry oder der Mörder schwul war oder nicht«, sagte Kitson, »dahinter könnte einer seiner Mithäftlinge stecken, der einen ungeheuren Hass auf ihn schiebt …«
    Brigstocke räusperte sich. Irgendwie war ihm das alles peinlich. »Aber diesen Arschfick …?«
    Hendricks schnaubte. »Arschfick?« Er schob seinen Manchester-Akzent beiseite und verfiel in die aufgeblasene, nasale Sprechweise gepflegter Herrenclubs. »Arschfick!«
    Brigstocke lief rot an. »Analverkehr halt. Wie auch immer. Wer könnte das, wenn er nicht homosexuell ist?«
    Hendricks zuckte mit den Schultern. »Augen schließen und an Claudia Schiffer denken …?«
    »Lieber an Kylie«, sagte Thorne.
    Grinsend schüttelte Kitson den Kopf. »Schmutziger alter Mann.«
    Brigstocke war nicht überzeugt. Er blickte Thorne tief in die Augen. »Jetzt mal ernst, Tom. Das könnte wichtig sein. Wärst du dazu imstande?«
    »Hinge davon ab, wie versessen ich darauf wäre, jemanden umzubringen«, antwortete Thorne.
    Niemand am Tisch sagte etwas. Thorne fand es besser, das Schweigen zu brechen, bevor es zu drückend wurde. »Remfry ging aus freien Stücken in dieses Hotel. Er buchte das Zimmer selbst. Er wusste, oder glaubte zumindest zu wissen, worauf er sich einlässt.«
    »Und was immer das war«, fügte Hendricks hinzu, »eine Zeit lang schien er durchaus mitgemacht zu haben.«
    »Stimmt«, sagte Kitson. Sie drehte ihre Fotokopie von Hendricks’ Autopsiebericht um. »Keine Verletzungen, die von einem Kampf herrühren, kein Gewebe unter den Fingernägeln …«
    Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte. Thorne saß am nächsten.
    »Detective Inspector Thorne. Ja, Dave …«
    Die anderen sahen Thorne zu, während dieser telefonierte. Brigstocke flüsterte Kitson zu: »Warum, zum Teufel, ist Remfry in dieses Hotel gegangen?«
    Thorne nickte, brummte etwas ins Telefon, zog mit den Zähnen die Kappe von einem Stift, nahm sie aus dem Mund und steckte sie wieder auf den Stift. Er lächelte, erklärte Holland, er solle seinen Arsch in Bewegung setzen, und beendete das Telefongespräch.
    Dann beantwortete er Brigstockes Frage.

4. Dezember 1975
    Sie saßen vor
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