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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
Autoren: Mark Billingham
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waren. Irene Noble war keineswegs dumm. Es fiel ihm schwer zu verstehen, warum sie – sie hatte behauptet, sie und frühere Pflegeeltern hätten die Kinder zusammen im Bett ertappt – so schnell überzeugt war, Sarah Foley sei von ihrem Bruder geschwängert worden. War ihr keine andere Erklärung in den Sinn gekommen?
    Er hörte sie die Treppe herunterkommen und rufen. »Mir kommt es so vor, als seien noch keine fünf Minuten vergangen, seit diese Aufnahmen gemacht wurden.«
    Wahrscheinlich keine andere Erklärung, mit der sie leben konnte …
    Sie kam mit einem kleinen Stapel Fotos in der Hand ins Zimmer, eine Hand voll Polaroidaufnahmen und ein paar etwas größere Standardfotos. Holland nahm sie ihr ab. Sie trat zurück, setzte sich auf die Sofalehne, zeigte auf die Fotos und begann zu erklären.
    »Die zwei hier hatte ich im Rahmen auf dem Sideboard stehen. Sie wurden in der Schule aufgenommen, kurz bevor sie verschwanden. Die anderen sind von einer Geburtstagsparty, die wir für Sarah gaben. Es müsste ihr elfter Geburtstag gewesen sein. Roger hatte gerade die Sofortbildkamera gekauft …«
    Ab dem Moment, als er einen Blick auf das erste Foto warf, hörte Holland nichts mehr außer seinem Atmen. Ein Mädchen in einem blau gemusterten Kleid und nach hinten gebundenem Haar lachte, als wäre da etwas, von dem nur sie wisse, wie irre komisch es sei. Holland hob das Foto von Sarah hoch, um das Gegenstück zu sehen, das Porträt ihres Bruders.
    »Mein Gott«, sagte er.
    Irene stand auf. »Was ist?«
    Holland blätterte die anderen Fotos durch, um sicherzugehen, blieb an einem hängen, starrte es an, triumphierend und zu Tode erschrocken. Er hörte nicht, als Irene Noble ihn bedrängte, was denn nicht stimme, sah nicht, als sie zu ihm kam.
    Sarah Foley saß am Tisch, das Messer in der Hand über einem Kuchen; die Mädchen links und rechts von ihr wirkten weitaus begeisterter als sie. In der oberen rechten Ecke des Fotos war gerade noch Mark zu sehen. Seine Finger krallten sich um die Türkante, als wolle er sie aufreißen und hinausstürmen oder sich auf die Kamera und denjenigen stürzen, der sie hielt.
    Ihr Gesicht war schmaler, seines womöglich etwas voller. Die Augen waren größer und die Haut glatter, was verständlich war. Es waren die Gesichter von Kindern, in denen das Leben noch keine Spuren hinterlassen hatte. Aber ihr Gesichtsausdruck war Holland vertraut.
    Die Fotos vor ihm zeigten Menschen, die er kannte.

Dreißigstes Kapitel
    Thorne lag im Bett und bemühte sich, aus den Geräuschen im Badezimmer zu schließen, was dort vor sich ging …
    Weil ihm nichts Originelleres eingefallen war, hatte er Eve einen Kaffee angeboten, als sie zurück in die Wohnung gekommen waren. Wobei er hoffte, sie würde sein Angebot ausschlagen, was sie zu seiner großen Freude auch tat. Anschließend war sie auf die Toilette gegangen, und er war durch die Wohnung gelaufen, hatte Fenster geöffnet und sich im Spiegel angegrinst wie ein Schuljunge, als er auf dem Weg zur Stereoanlage am Kaminsims vorbeikam. Als die ersten Takte von »Good Year for the Roses« das Zimmer erfüllten, hatte Thorne sich umgewandt, um sie eine Handbreit hinter sich stehen zu sehen …
    Halb tanzten, halb stolperten sie durch das Schlafzimmer und landeten auf der neuen Matratze. Das Gelächter wich schnell leidenschaftlicheren Tönen, als sie sich mit Mund und Händen erforschten, durch den Wein und das Warten hungriger, gieriger als vorhin, als sie in das Restaurant aufgebrochen waren …
    Plötzlich hielt Eve inne und fing wieder an zu lachen. Sie hüpfte aus dem Bett, grinste und erklärte, sie müsse noch einmal ins Bad. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, zog Thorne sich rasch aus und schlüpfte unter die Bettdecke. Er war dankbar, so diesen peinlichen Moment der Speckringenthüllung umgehen zu können, trotzdem ließ sich nicht von der Hand weisen, dass damit eine gewisse Spontaneität verloren gegangen war … Im Augenblick war gerade nichts aus dem Bad zu hören. Als er so darüber nachdachte, kam ihm der Gedanke, ob das der Sache den Schwung nahm. Doch der Moment wäre so und so gekommen, wenn er erst mal linkisch an dem Kondom herumzufummeln begann. Das Päckchen fiel ihm ein, das er am Tag zuvor im Royal Oaks aus dem Automaten gelassen hatte. Es lag in seinem Nachtkästchen, neben der Sportsalbe und dem Mittel gegen Magenverstimmung.
    Er kam zu dem Schluss, es würde Zeit sparen, wenn er ein Kondom aus dem Päckchen nahm und
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