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Tolle Maenner

Tolle Maenner

Titel: Tolle Maenner
Autoren: Olivia Goldsmith
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abzutauchen.
    Tracie schaute dem Mädchen nach, als sie ging.

    »Unchained Melody« , murmelte Laura schadenfroh.
    »Righteous Brothers, 1965, rausgekommen bei Phillies«, ergänzte Jeff.
    Am besten ignorierte sie die Schnepfe und das, was vielleicht passiert war, packte die Angelegenheit ganz nach hinten, wie man es mit den Winterpullovern im Sommer machte. Nicht, dass Laura sich später nicht ausführlich darüber auslassen würde. »Und, spielst du heute Abend?«, fragte sie Phil.
    »Ja. Bob lässt mich beim zweiten Auftritt ran.«
    Bob war der Bandleader der Glands, aber nicht mehr lange, wenn es nach Phil ging. »Na wunderbar!«, sagte Tracie abwesend. Sie suchte in der Menge nach Melody und war erleichtert, als sie sie nicht mehr entdecken konnte. Tracie vertraute Phil, aber nur innerhalb bestimmter Grenzen. Kamen Musik, Alkohol und Melody zusammen, waren diese Grenzen schnell überschritten. »Wann kommt eigentlich Bob?«
    »Gute Frage.« Phil runzelte die Stirn.
    »Was ist er denn für eine Drüse?«, fragte Laura. »Die Nebennieren? Die Hirnanhangdrüse?«
    »Das Arschloch«, sagte Phil.
    »Oh. Dann sollte man ihn wohl besser ›Analdrüse‹ nennen«, meinte Laura gelassen.
    Obwohl Phil erst kürzlich zur Band gestoßen war, profilierte er sich schon als künftiger Bandleader. Warum er so scharf darauf war, blieb Tracie allerdings ein Rätsel. Schließlich schien damit nur eine Menge Arbeit verbunden: Klinken putzen bei Klubbesitzern, damit man ohne Bezahlung auftreten durfte, endlose Telefonate, um Proben zu organisieren, Freunde um Lieferwagen anbetteln, um die Ausrüstung herumzukutschieren – und das alles nur, damit er die Reihenfolge der Songs bestimmen durfte. Na toll. Letzteres konnte sie sich bei Phil ja noch ganz gut vorstellen, aber nicht den ganzen organisatorischen Kram. Aber vielleicht war er ja doch ein verantwortungsbewusster Mensch.
    »Also wisst ihr, Leute«, sagte Jeff ungefähr zum dreihundertsten Mal, »mit unserem Namen bin ich irgendwie noch nicht so
ganz happy.« Tracie verdrehte die Augen und seufzte. Wenn die Jungs sich nicht gerade den Schädel einschlugen oder probten oder soffen, dann stritten sie sich über den Namen der Band. Tracie hatte es gegen Marcus’ heftigen Widerstand endlich geschafft, einen Artikel über sie unterzubringen, und dabei den Namen verwendet, auf den sie sich geeinigt hatten: Swollen Glands, die »Geschwollenen Drüsen«. Aber jetzt hatte Jeff auf einmal wieder etwas daran auszusetzen. »Ich hab da so’n Schild gesehen, das war echt cool«, fuhr er fort. »Droben in den Bergen, da standen die in jeder Straßenecke. Einfach nur STEINSCHLAG. Wär doch’n geiler Name, was? Und dann sozusagen die ganze kostenlose Werbung. Wenn das nicht cool ist, Mann!«
    »Wie wär’s mit VORSICHT KURVEN?«, scherzte Laura.
    »Nöö«, meinte Jeff, »da fehlt die Power.«
    »Dann vielleicht ACHTUNG FUSSGÄNGER«, schlug sie vor.
    »Gegen Swollen Glands ist absolut nichts einzuwenden«, meinte Phil. »Das hab ich mir einfallen lassen, und außerdem war der Name schon in der Zeitung. Wir wollen doch schließlich nicht auf die tolle Publicity verzichten, die gerade im Aufbau ist, stimmt’s, Tracie?«
    Tracie brachte es nicht übers Herz einzuwenden, dass ein einzelner Artikel kaum der Rede wert war und morgen schon wieder eine andere Band in der Zeitung stehen würde. »Stimmt«, sagte sie nur und ertappte Laura dabei, wie sie die Augen verdrehte. Sie hoffte, dass Phil es nicht ebenfalls gesehen hatte.
    Zum Glück versuchte der gerade, den Barkeeper dazu zu bringen, ihm einen Drink zu machen. Dann flüsterte er Tracie ins Ohr: »Ich bin froh, dich zu sehen.«
    Manchmal konnte Phil ein richtiger Blödmann sein. Tracie dachte sich schon, dass er eine feste Bindung scheute, aber sein Äußeres hatte einfach etwas, die Art, wie sein Haar seine Wange streifte, und seine Finger, die sich zu den Spitzen hin kaum verjüngten, sondern abrupt in flachen, glatten Nägeln endeten. Phil war heiß, wo sie kühl war, er brachte Leidenschaft in ihr durchgeplantes Leben, und manchmal schaffte er es glatt, dass sie
alles Schlechte vergaß. Seine geflüsterten Worte ließen Tracie erröten.
    Als Laura merkte, wie Tracie rot anlief, schüttelte sie den Kopf. »Ich denke, ich mach mal was gegen den allgemeinen Trend und übernehme soziale Verantwortung. Vielleicht reiß ich einen Matrosen von der Handelsmarine auf. Bis später«, sagte sie und tauchte in der Menge unter.
    »Was ist der denn
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