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Tokio Vampire

Tokio Vampire

Titel: Tokio Vampire
Autoren: Florine Roth
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aufs Konzert.“
    „Was? Habt ihr noch Karten gekriegt? Im Radio haben sie gesagt, der Gig sei ausverkauft. Und äh ... ich hätte auch nicht gedacht, dass du auf so’n Konzert gehst.“
    Ich seufzte. „Ich auch nicht. Meine Schwester ist ... also, sie kennt den Sänger.“
    „Air?“
    „Mann, du kennst dich ja aus“, wunderte ich mich.
    „Na ja, hör mal! Ich mach doch das Praktikum bei Visions, da ist man halt dann drin in der Szene. Wie ist das – meinst du, ich könnte da auch mitkommen? Das wäre super, dann könnte ich ein Review schreiben.“
    „Hast du einen Presseausweis?“
    „Könnte ich bekommen.“
    „Aber heute ist Samstag, es ist 16.54 Uhr. Der Gig ist morgen. Vermutlich ist das alles ein bisschen kurzfristig.“
    „Schade.“ Ich hörte echtes Bedauern aus Philipps Stimme heraus.
    „Okay, wenn du möchtest, kann ich Are ja mal fragen, wie’s mit einem ... Interview aussieht, ja?“ Scheiße, in was ritt ich mich denn da hinein?
    „Das wäre super! Aber – bist du sicher, dass du mit ihm sprechen kannst?“
    Na ja, die Möglichkeit hatte ich sicherlich, aber ... mit dem Sprechen, das war tatsächlich so eine Sache.
    „Krieg ich irgendwie hin“, behauptete ich.
    Ich hörte meine Schwester durch die Wohnung stapfen. „Wo.ist.mein.verdammtes.Handy?“, brüllte sie.
    Okay, wahrscheinlich erwartete sie wirklich einen Anruf.
    „Wer hat das gottverdammte Handy schon wieder weggeräumt?“
    Ich grinste schadenfroh.
    „Sag mal, was ist das für Lärm bei euch?“, wollte Philipp wissen.
    „Meine Schwester sucht ihr Handy“, klärte ich ihn auf.
    „Hast du ihr meine Grüße ausgerichtet?“, fragte Philipp sofort.
    Ich verdrehte die Augen. Ich ahnte es ja schon länger, aber seit ein paar Tagen wusste ich es definitiv: Philipp war in Leo verschossen. Und das war keine gute Entwicklung, schon gar nicht im Hinblick auf diese Geschichte mit Are. Aber davon wollte ich Philipp nun gar nichts erzählen. Das hätte ihm sicher das restliche Wochenende versaut.
    „Natürlich“, log ich also. „Sie hat sich auch echt gefreut.“
    Das war ja auch nur halb gelogen. Seine Grüße hatte ich tatsächlich ausgerichtet.
    „LIAM! Jetzt hör mal auf zu labern! Ich brauche das Telefon.“ Leo hörte sich an wie eine Furie.
    „Philipp, ich muss auflegen. Sonst werde ich bei lebendigem Leib geröstet. Ich werde sehen, was ich machen kann wegen dem Interview.“
    „Jau, danke, Alter.“

4
    „Sag mal, wie viele Leute passen hier eigentlich rein?“
    Leo zuckte mit den Schultern. „So 5000, und die sind auch alle da, wie’s scheint. Der Gig sollte erst im Vivarion stattfinden, aber nach dem Erfolg von ‚Killerlover’ musste er hierher verlegt werden.“
    Es war tatsächlich so voll, dass man schon beim Warten ständig angerempelt wurde. Die überwiegend weiblichen Fans hatten sich, trotz des fiesen, nasskalten Wetters, richtig aufgebrezelt und zitterten nun um die Wette. Und es war erst 16 Uhr! Einlass war frühestens um 19 Uhr, und ich verfluchte meine Schwester, dass wir ebenfalls hier standen wie die Deppen. Aber ich hatte wenigstens meinen Rucksack und damit Verpflegung dabei. Ich wollte ja nicht verhungern und verdursten! Als ich meinen Rucksack gepackt hatte, hatte meine Schwester mich nur ungläubig angesehen und gefragt, ob ich nicht mein faltbares Dixiklo auch noch mitnehmen wollte. Aber solche dummen Kommentare überhörte ich einfach.
    „Komm, da vorn können wir uns auf die Stufen setzen“, schlug ich vor.
    Leo sah sich zweifelnd um. „Ich will aber nachher nicht ganz hinten stehen!“
    „Du hast ihn ja schon von Nahem gesehen“, frotzelte ich. „Viel näher als alle anderen ...“
    Sie warf mir einen Blick aus zusammengekniffenen Augen zu. „Schweig!“
    Ich grinste. Was wohl passiert wäre, wenn ich mich auf die Stufen gestellt und ganz laut gerufen hätte: „Meine Schwester hat Air Nachname-unbekannt nackt gesehen!“ (Überhaupt, wie konnte es sein, dass er keinen Nachnamen hatte? Jeder Mensch hatte einen.)
    Oder etwas ähnliches. Wobei ich nicht einmal wusste, ob die beiden schon miteinander ins Bett gegangen waren. Aber ich schätze, das hätte doch einen kleinen Aufruhr verursacht. Vielleicht hätte sich auch die bereits anwesende Presse dafür interessiert? Gedanklich spielte ich verschiedene Szenarien durch, und meine Laune besserte sich ein wenig. Wobei, grundsätzlich war sie eher mies, denn mir stand ja diese elende Warterei bevor. Warum gab es überhaupt Gästelisten,
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