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Tokio Vampire

Tokio Vampire

Titel: Tokio Vampire
Autoren: Florine Roth
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wenn man wie jeder andere Fan stundenlang vor verschlossenen Türen warten musste?

    Die Türen wurden geöffnet und Leo und ich quasi mitgespült. Wie zwei kleine Krebse, wenn die Flut kommt. Ohne Chance, sich zu wehren. Problematisch wurde es, als wir auf die andere Seite der Menge mussten, wegen der Sache mit der Gästeliste. Aber da wir keine Tickets hatten und der Gig total ausverkauft war, mussten wir uns durchkämpfen. So viele böse Blicke, Kommentare und Flüche hatte ich noch nie ertragen müssen!
    Are hatte Wort gehalten. Wir standen auf der Liste, und plötzlich fühlte ich mich ein kleines bisschen wichtig. Immerhin stand ich auf der Gästeliste von Devil in Blood , die anderen nicht.
    Dabei waren das die viel größeren Fans, zumindest sahen sie so aus. Im Grunde genommen schien jeder Zweite oder Dritte eine mehr oder weniger gute Kopie von Are zu sein.
    Ich hatte mir vorher nicht ausgemalt, wie voll es werden würde. Und ich hatte nicht mit so einem Gedrängel gerechnet. Doch Leo hatte ausreichend Ellbogenmentalität für uns beide, und sie bugsierte uns in die dritte Reihe. Ich dachte zwischenzeitlich, dass ich umfallen würde. Aber das wäre ja bei dem Gedränge gar nicht möglich gewesen. Das Ganze war nichts für Klaustrophobiker. Und auch nichts für Leute mit Berührungsängsten.
    Als wir endlich standen und es definitiv nicht weiterging, hatte ich auf einmal den Eindruck, dass der Sauerstoff in der großen Halle knapp wurde.
    „Was ist los?“, fragte meine Schwester sofort.
    Himmel, hatte ich schon wieder dieses verschreckte-Kaninchen-Gesicht aufgesetzt?
    „Bisschen schlechte Luft.“
    „Steigere dich da bloß nicht rein“, sagte sie streng. „Du willst doch nicht schon vor dem Konzert umkippen!“
    Eigentlich wollte ich weder vor, während noch nach dem Konzert umkippen. Also riss ich mich zusammen und dachte an etwas ganz anderes, als dass immer weniger Sauerstoff zur Verfügung stand. Weil immer mehr Menschen in die Halle strömten – und atmeten.
    Es wurde auch immer wärmer, weil alle Leute – schwitzten. Die wenige Luft, die noch zur Verfügung stand, wurde sukzessive immer wärmer.
    „LIAM!“
    „Nee, ist schon gut.“ Ich konzentrierte mich. Von hier hatte ich einen ganz guten Blick auf die Bühne. Aber ob das so blieb? Ich hatte ja die Befürchtung, dass – sobald Devil in Blood auf die Bühne kamen – die Halle tobte.
    Aber wenn die Halle tobte, wurde es vielleicht noch etwas wärmer und stickiger.
    „Äh, ich geh mal zum Klo und auf dem Rückweg noch beim T-Shirt Stand vorbei.“
    Leo sah mich zweifelnd an. „Willst du dir etwa ein T-Shirt kaufen?“
    „Nee, eine Tasse vielleicht.“ Ich lächelte schief.
    „Klar. Hauptsache, du kommst wieder hierher. Schaffst du das?“
    „Nichts leichter als das!“
    Ich drängelte und schubste mich in den hinteren Teil der Halle. Wahnsinn, der Gig war wirklich total ausverkauft. Mehr Leute passten auch nicht rein.
    Vor dem Mädchenklo war eine 216 Meter lange Schlange. Zum Glück nicht vor dem Jungsklo. Es würde wahrscheinlich nicht mehr lange dauern, bis die ersten Mädels auf die Idee kamen, das Jungsklo mit in Beschlag zu nehmen. Warum auch nicht? Aber bitte erst, wenn ich fertig war!
    Meine Angst, die Toilette gleich nicht mehr verlassen zu können, ließ mich meinen Aufenthalt extrem beschleunigen.
    Auf dem Rückweg machte ich dann noch tatsächlich einen kleinen Abstecher zum Merchandise Stand, aber als ich Ares Gesicht auf den T-Shirts und Postern sah, war es mit meiner Ruhe gleich wieder vorbei. Er sah auf den Bildern so unglaublich gut aus, so fantastisch und unwirklich. Und das Schli mmste war, ich wusste, dass er in echt genauso gut aussah. Wie war das überhaupt möglich?
    Mühsam riss ich mich von dem Anblick los und versuchte, wieder zurück zu Leo zu kommen. Wenn ich mich vorher unbeliebt gemacht hatte, so hassten mich die Leute jetzt. Glücklicherweise waren am Eingang Taschenkontrollen durchgeführt worden, sonst wäre ich wahrscheinlich jetzt spätestens erschossen worden!
    Es dauerte endlos, bis ich sie schließlich fand. Zwischenzeitlich befürchtete ich schon, dass das Konzert vorher beginnen würde. Aber ich schaffte es rechtzeitig.

    Das Licht ging aus, und nach einem kurzen Moment der Ruhe, begannen einige „Air.Air.Air.“, zu skandieren.
    Eine ganze Weile tat sich nichts, bis dann plötzlich in völliger Dunkelheit, wie ein schwarzer Engel, Are auf die Bühne schwebte. Er schwebte ! Die Fans schrien und
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