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Tokio Vampire

Tokio Vampire

Titel: Tokio Vampire
Autoren: Florine Roth
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Geräusche. Zwei weitere schwarze Gestalten rasten auf mich zu. Ich hatte nur noch einen Gedanken im Kopf: Das war’s.
    Plötzlich wirbelten die Schatten durch die Luft, viel schneller, als ich sehen konnte! Einer der beiden Neuankömmlinge, sofern es überhaupt zwei waren, sprang hoch in die Luft, über drei geparkte Autos hinweg und verwandelte sich während des Flugs in einen riesigen ... Hund? Wolf? Ich hörte ein seltsames Reißen und Knacken, dann das wütende Knurren, mit dem ich instinktiv gerechnet hatte. In diesem Moment gab ich auf. Ich schloss die Augen und wartete auf die messerscharfen Zähne an meiner Kehle.
    In meinem Kopf stand die Zeit still. Vielleicht interessierte sich auch keiner mehr für mich, denn ich war nur noch Matsche auf dem Gehweg.
    Trotzdem fragte ich mich, was das für eine Kreatur war. Ein Werwolf? Die brachten Menschen um, oder? Aber ich war ja schon so gut wie tot.
    Ich hörte ein Zischen und Knurren, wütendes Fauchen. Und erneut wurde ich herumgerissen, aber ich konnte nicht mehr herausfinden, an welchem Körperteil sie mich gepackt hatten. Doch das machte mir keine Angst mehr.
    ‚Hoffentlich fressen sie mich nicht bei lebendigem Leib’, dachte ich noch wirr. Dann schlug mein Kopf gegen die Häuserwand.

14
    Leider war ich nicht tot.
    Ich lag noch immer auf dem Boden. Es war so kalt, als läge ich auf einer Eisfläche. Da ich nichts sehen konnte, konnte ich das auch nicht ausschließen. Vielleicht hatten sie mich in irgendein Kühlhaus gezerrt. Frischfleisch. Ich konnte mich nicht bewegen. Vielleicht war ich schon gefroren?
    Überflüssigerweise kam mir noch eine Szene aus Sin City in den Kopf. Hoffentlich musste ich nicht zusehen, wie ich langsam aber sicher verspeist wurde.
    Wie lange ich hier gelegen hatte, keine Ahnung. Minuten? Stunden?
    Jemand steckte mir zwei Finger zwischen die Zähne, es fühlte sich jedenfalls so an. Zähne. Ich war mir nicht ganz sicher, ob noch alle an ihrem Platz waren. Auch sonst schien nichts mehr da zu sein, wo es hingehörte.
    Irgendetwas Dickflüssiges wurde mir eingeflößt. Es war ekelhaft. Total scheußlich. Ich hustete und spuckte.
    „Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Mehr kann ich nicht tun.“ Are.
    Das war Ares Stimme. Und da war so viel Schmerz in seiner Stimme. Ich wollte ihm sagen, dass alles okay war. Doch ich konnte nicht. Mein ganzer Körper war eine einzige Feuerhölle. So musste sich Anakin Skywalker gefühlt haben, als er aus dem Lavastrom gekrochen war. Wurde ich jetzt zu einem neuen Darth Vader? Was machte Are eigentlich hier? Dann wurde wieder alles schwarz.
    Für eine ziemlich lange Zeit.

15
    „Liam, bitte, kannst du mich hören? Bitte, es geht um Air!“
    Leos Stimme war unendlich weit entfernt. Ich wusste gar nicht, ob sie überhaupt da war. Vielleicht träumte ich auch nur. Ich hörte meine eigenen Atemzüge. Hörte sich nicht nach Darth Vader an. Hm, wie kam ich denn jetzt auf den Gedanken?
    „Liam, bitte, wenn du mich hören kannst, dann beweg dich ein bisschen. Es ist echt wichtig!“
    Okay, sie schien wirklich da zu sein. Die Frage war, wo war ich? Was war passiert?
    „Verdammt noch mal! Air hat gesagt, dass du wieder aufwachst! Jetzt wach doch endlich mal auf! Du kannst doch nicht ewig so herumliegen wie tot. So eine Scheiße!“, fluchte Leo zornig und hilflos.
    Leider kam die Erinnerung an das, was passiert war, schlagartig zurück. Doch das erklärte noch nicht, wo ich war. Sondern lediglich, in welchem Zustand ich mich befand. Da konnte es nicht schaden, etwas mehr Infos von meiner Schwester zu bekommen.
    Ich versuchte zu nicken, ihr deutlich zu machen, dass ich sie hörte, eine winzige Bewegung, doch sofort raste heißer Schmerz in Wellen durch meinen Körper. Ich stöhnte leise.
    „Liam? Okay, du hörst mich.“ Ihre Stimme wackelte ganz leicht. Sie heulte doch nicht etwa? Wenn doch, wagte ich mir nicht auszumalen, wie ich aussah.
    „Air hat gesagt, dass du so zwei oder drei Tage bewusstlos sein wirst. Wir ... wir hatten alle eine Scheißangst um dich!“
    Ich hörte einfach nur zu, versuchte zu verstehen, was sie mir erzählen wollte.
    „Als Air dich zurückgebracht hat ...“ Erneut versagte ihre Stimme. „Scheiße, das war der Horror. Du hättest nie abhauen dürfen!“
    Ich fragte mich, wie viel sie wusste .
    „Air und Marc haben es so gedreht, dass es wie ein Unfall aussah. Du bist beim Abbauen von einer dieser großen schwarzen Kisten getroffen worden und dann in einen Gerüststapel
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