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Tokio Vampire

Tokio Vampire

Titel: Tokio Vampire
Autoren: Florine Roth
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gewusst und mich trotzdem bei sich behalten! Aus Egoismus? Leichtsinn? Oder weil er mich mochte?
    „Liebst du Marc?“
    Are sah mich erstaunt an. „Ja, das tue ich.“
    Er nahm sacht meine Hand und strich über meinen Handrücken.
    „Was ist mit Lilyana – ist sie in Gefahr?“
    „Nein, Marc ist ein ziemlich friedliebender Wolf, und er hat sich gut unter Kontrolle. Er ist ein richtiges Schaf im Wolfspelz“, grinste Are, wurde aber sofort wieder ernst. „Die Kurkows werden kein Interesse an Lilyana haben. Sie wollen sich an mir rächen.“
    „Es macht die Kurkow-Brüder bestimmt unheimlich wütend, dass sie ihn damals nicht erwischt haben“, vermutete ich und versuchte, jegliche Emotion zu unterdrücken. Aber es tat schon weh, Are so vertraut über Marc sprechen zu hören.
    „Ja, natürlich. Außerdem ist die Jagd ihr Zeitvertreib. Seitdem versuchen sie immer wieder, mich an empfindlichen Stellen zu treffen. Sie haben gespürt, dass du etwas Besonderes bist. Sie haben die Verbindung, die zwischen uns war, sofort erkannt.“
    Warum sprach er in der Vergangenheit? Die Verbindung, die zwischen uns war ... Aber erneut kämpfte ich die Panik, die mich überschwemmen wollte, zurück. Ich weiß ja nicht, wie viele Menschen ihre große und in diesem Fall tatsächlich unsterbliche Liebe fanden, aber ich fühlte, dass Are genau das für mich war. Er konnte das unmöglich beenden. Dann würde ich ... wahrscheinlich sterben!
    Are ließ meine Hand zurück auf die Matratze sinken. „Ihre Schlussfolgerung war richtig: Sie konnten mich treffen, wenn sie dir etwas antaten. Ich habe nicht kapiert, dass sie dich umbringen wollen. Ich ... habe es einfach nicht wahrhaben wollen. Dabei war es schon klar, als sie dich das erste Mal angegriffen haben. Es tut mir leid. Ich hätte es wissen müssen. Es ist einfach zu gefährlich, wenn wir zusammen sind. Das darf nie wieder passieren.“
    Er stand auf. Dann beugte er sich zu mir und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. „Mein Zauber wird verhindern, dass sie dich töten. Doch verletzen können sie dich jederzeit.“
    Er legte seine Hand auf meine Stirn. Sie war unglaublich schwer und irgendwie brachte sie Trost und Ruhe. Ein leichtes Prickeln breitete sich unter meiner Haut aus.
    „Du solltest verhindern, dass du noch einmal geröntgt wirst.“
    Ich erwachte aus einer Art Trance, in dem Bewusstsein, dass Are sich verabschieden würde. Für immer! Aber das durfte nicht sein! Er war doch mein Leben! Ich konnte ohne ihn nicht atmen. Ich konnte mir nicht vorstellen, jemals irgendwen anders lieben zu können.
    „Du kannst nicht gehen!“, flüsterte ich und hörte, wie hysterisch ich klang.
    „Ich muss, Liam. Ich habe keine Wahl. Sie wollten dich umbringen! Nur, um mir eins auszuwischen! Ich habe dein Leben aufs Spiel gesetzt!“
    Traurig sah er auf mich herab, dann griff er in seine Manteltasche und hielt mir etwas vor die Nase. Es war der Vampir, meine Figur.
    „Bitte, hier hast du deinen Vampir zurück.“
    Ich starrte die kleine Figur an, unfähig, einen zusammenhängenden Gedanken zu fassen. Es tat viel zu weh, zu denken. Eine ungewohnte Taubheit breitete sich in meinem Kopf aus.
    „Nein, behalt sie“, sagte ich. Meine eigene Stimme klang fremd in meinen Ohren. „D-denk an mich.“
    „Immer, Liam. Es tut mir leid, dass ich dir so wehtue.“
    Und dann verschwand er einfach. Von jetzt auf gleich war er nicht mehr da.
    Er war gegangen.
    Das war das erste Mal, dass ich richtig weinte.

16
    „Wir würden Liam gern noch etwas hier behalten. Einige seiner Blutwerte sind auffällig. Wir möchten das gern beobachten, damit wie eine Autoimmun-Erkrankung vollkommen ausschließen können.“
    „Autoimmun-Erkrankung?“, hörte ich meine Mutter sagen.
    „Ja, zum Beispiel Rheuma oder Multiple Sklerose. Ist Liam nie daraufhin untersucht worden?“
    „Rheuma? Ich denke, mein Sohn hatte einen Unfall.“ Meine Mutter klang leicht gereizt.
    Und dann sagte der Arzt: „Ein Hund kann ja auch Läuse und Flöhe haben.“ Auch er klang gereizt. Wahrscheinlich hatte er eine lange Schicht gehabt.
    Ich grinste matt und stellte fest, dass es nicht mehr wehtat. Das Grinsen. Der andere Schmerz saß so tief in mir wie ein verdammtes Messer. Aber so langsam erwachte mein Kampfgeist wieder. ‚Alte Brüche? Auffälligkeiten im Blutbild?’ – Are, Are, das deutete nun wirklich auf klassische Vampir-Heilkräfte hin. Ich hatte längst begriffen, was Are mir eingeflößt hatte, als er mich fast tot
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