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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung
Autoren: Barry Eisler
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hyperventilieren. »Ich … also gut, ich bring ihn rein.«
    Boaz sah mich an. »Na los. Nehmen Sie den Wagen.«
    »Sie …«
    »Sie kümmern sich um Hilger. Ich kümmere mich um die Bombe.«
    Naftali stieg aus dem Mercedes. Der Schlüssel steckte, und der Motor lief. Ich sah auf die Uhr. Es war fünf. Falls wir Glück hatten, konnte ich Hilger abfangen. Falls wir Glück hatten, würde Boaz nicht bei einer radiologischen Explosion ums Leben kommen.
    Falls wir Glück hatten.

38
    DER RUSHHOUR-VERKEHR meinte es nicht gut mit mir, und ich war erst um halb sechs wieder am Leidseplein. Ich hoffte, dass Hilger, der ja wusste, dass er morgen noch eine Chance haben würde, nicht schon Feierabend gemacht hatte. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er noch ein Weilchen länger ausharren würde. Boezeman zum Schweigen zu bringen war wichtig, und er würde es so bald wie möglich erledigen wollen, um die Operation zum Abschluss zu bringen.
    Die entscheidende Frage war nicht ob, sondern wo. Ich versetzte mich erneut in ihn hinein.
    Kein Grund, sich um eine Methode zu bemühen, die die Sache natürlich aussehen lässt. Lediglich eine Kugel in den Hinterkopf oder ein Messer in die Leber, am besten, während er das Haus betritt.
    Aber man konnte nicht direkt an der Tür warten. Es war eine Wohnstraße, mit zu vielen Passanten. Das wäre zu auffällig. Am Ende der Straße? Auch problematisch. Da könnte er die Zielperson verpassen.
    Der Vondelpark wäre ideal. Er war groß, dunkel, und die vielen Büsche und Bäume boten ein ausgezeichnetes Versteck, um sich stundenlang auf die Lauer zu legen und Boezemans Haus zu beobachten. Mit einem Scharfschützengewehr genügte eine freie Schussbahn. Mit einer Pistole konnte man die Zielperson vielleicht von der anderen Seite des Vondelparkzauns erledigen. Mit einem Messer käme es darauf an, vom Park aus an der Haustür zu sein, ehe Boezeman hineingehen konnte. Im Laufschritt brauchte man neunzig Sekunden, wesentlich länger, als jemand braucht, um eine Haustür aufzuschließen und hineinzugehen.
    Es sei denn natürlich, das Schloss klemmt, weil jemand es blockiert hat.
    Genau. So würde ich es machen. Selbst wenn man ein Gewehr hätte, würde man die Zielperson bremsen wollen, um sich etwas mehr Zeit für den Schuss zu verschaffen.
    Ich parkte den Wagen und trottete los, die Wollmütze tief über die Ohren gezogen und den Jackenkragen hochgeschlagen.
    Ich ging den Overtoom hinunter, um von der Van Baerlestraat aus in den Park zu gelangen, an der Nordwestseite des östlichen Zipfels und ein gutes Stück von Boezemans Haus entfernt. Das würde meine Chancen erhöhen, Hilger zu sehen, bevor er mich sah, weil er darauf konzentriert war, Boezeman zu erspähen.
    Das machte Sinn, aber auf einmal kam es mir falsch vor. Der Eismann war dagegen, und er versuchte mir zu sagen, warum.
    Und dann wusste ich es. Ich hatte die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass Hilger hier sein würde. Warum konnte er, bei seiner Erfahrung, nicht umgekehrt zu den gleichen Schlussfolgerungen gelangt sein? Auf jeden Fall Boezemans Haustürschloss blockieren, klar. Aber dann die Tür von woanders im Park beobachten – von einer Stelle, wo er mir auflauern könnte.
    Ich überlegte einen Moment. Und wenn er nicht allein war? Nein, ich glaubte nicht, dass er noch Leute hatte. Dox hatte in dem ersten Telefonat von vieren gesprochen. Nach New York und Singapur konnte nur noch Hilger übrig sein.
    Dann vielleicht eine Kamera? Die ließe sich problemlos mit einem Magneten oder auch nur mit Klebeband an dem Eisenzaun befestigen. Und dann konnte er egal wo abwarten. Er konnte sich auf der Van Baerlestraat postieren, weil er wusste, dass ich von dort kommen würde. Sich flach auf die Erde legen, die Mündung der Waffe nach oben, abwarten und beobachten.
    Ich wechselte die Richtung und betrat den Park vom Ostende her. Sobald ich durch das Tor war, verließ ich den Pfad und tauchte hinter eine Baumreihe. Ich ging in die Hocke, wartete ab, bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Es waren nur wenige Leute unterwegs. Alle hasteten sie mit aufgespannten Schirmen durch den Regen, zweifellos auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Ich sah nirgendwo jemanden herumstehen.
    Dann robbte ich auf Knien und Ellbogen los, das Gesicht dicht über dem durchweichten Boden. Es war ein Gefühl, als würde ich nach Hause kommen. Ich verharrte immer wieder kurz, um meine Umgebung zu kontrollieren. Einige Fahrradfahrer kamen auf dem
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