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Tokatas Todesspur

Tokatas Todesspur

Titel: Tokatas Todesspur
Autoren: Jason Dark
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und Mr. Suko. Ich habe mich bewußt nicht eingemischt, weil ich es selbst nicht so recht glauben konnte, aber nun mußte ich mit eigenen Augen sehen, wie weit die Dinge schon vorangeschritten sind.«
    »Dann kennen Sie die alten Geschichten, Sir?«
    »Ja, die sind mir bekannt.« Er drehte sich heftig um. »Japan ist zwar eine moderne Industrienation geworden, doch die Geschichten und Legenden leben weiter. Zwar nicht mehr so an der Oberfläche wie früher, darunter allerdings gärt es. Die Menschen haben nichts vergessen, sondern nur verdrängt. Zudem sind sie der Massengesellschaft überdrüssig geworden und sehnen sich wieder nach den alten Idealen und Tugenden der Samurai-Zeiten zurück. Aber so etwas ist wohl nicht nur auf unser Land beschränkt, sondern das gibt es weltweit.«
    Da hatte der Botschafter recht. Auch in Europa erlebten wir eine Rückkehr zum Alten. Die Mystik wurde mehr in den Vordergrund gespielt. Hellseher und Astrologen hatten Hochkonjunktur, der moderne Mensch begann sich mit den Geheimwissenschaften zu beschäftigen. Nostradamus, der große Seher, war wieder in. Seine Voraussagen wurden verschlungen. Bücher, die dieses Thema als Inhalt hatten, verkauften sich wie warme Semmeln und wurden zu Bestsellern.
    Dies alles ging mir durch den Kopf, als der Botschafter mir von seinem Land erzählte.
    »Wir müssen den Samurai stoppen«, sagte ich. »Mr. Tagashi hat sein Leben verloren. Er liegt tot in seinem Arbeitszimmer. Und sein Mörder war der Goldene.«
    Ich wußte nicht, ob der Botschafter bereits über den Tod seines Mitarbeiters informiert war. Wenn ja, dann gab er dies jedenfalls nicht zu erkennen.
    Seine Hand fuhr zum Gesicht hoch und faßte den Bügel der dunklen Hornbrille. Er nahm sie ab und putzte mit einem blütenweißen Tuch die Gläser. »Wir sind leider in eine Lage geraten, wo wir nicht mehr zögern dürfen. Sie, meine Herren«, jetzt hob er den Kopf und schaute uns an, »dürfen auf keinen Fall auch nur eine Stunde versäumen. Ich habe Ihre Papiere und Empfehlungsschreiben fertig in meiner Schreibtischschublade liegen. Sie sind bereits in Tokio avisiert worden. Fahren Sie los und zögern Sie bitte nicht. Was hier passiert ist, das übernehme ich.«
    »Ich danke Ihnen, Sir.«
    »Nein, Mr. Sinclair, wir haben wohl zu danken. Und tun Sie Ihr Bestes, bitte.«
    »Das werden wir, Sir.« Suko und ich nickten.
    Eine halbe Stunde später standen wir wieder vor der Botschaft.
    London hielt uns umfangen. Eine andere Welt. Der Kampf mit dem Goldenen kam uns wie ein Traum vor.
    Beide schauten wir hoch in den grauen Himmel. Westwind wirbelte die Wolken durcheinander, formte aus ihnen schaurige Gebilde und seltsame Figuren.
    Suko verzog die Mundwinkel.
    »Was hast du?« fragte ich.
    »Ob das Wetter in Japan ebenso schlecht ist wie hier?« meinte er grinsend.
    Ich schlug mir gegen die Stirn. »Deine Sorgen möchte ich haben, wirklich. Denk lieber an den goldenen Samurai, dann kannst du das Wetter vergessen…«
    ***
    Tokata, der Samurai des Satans, steckte voller Unruh. Er spürte genau, daß es nicht mehr weit war bis zur Entscheidung, denn sein Todfeind, der goldene Samurai, wollte endlich wissen, wer der Stärkere war.
    Tokata hatte reagiert.
    Er selbst war ein schwarzmagisches Geschöpf, Emma-Hoo hatte sich auf seine Seite gestellt und ihm Kräfte gegeben, die man als unheimlich und unwahrscheinlich bezeichnen konnte. Sein Schwert war in der tiefsten Hölle geschmiedet worden, Emma-Hoo hatte der Klinge den schwarzmagischen Atem eingehaucht, und sie galt als fast unbezwingbar. Aber eben nur fast.
    Denn es gab ein ähnliches Schwert, das der Goldene trug. Doch er hatte es nicht von Emma-Hoo bekommen, sondern von einer starken Gegnerin. Die Sonnengöttin Amaterasu hatte ihm dieses Schwert überlassen, bevor sie vor ihrem Bruder geflohen war. Tokata wußte nicht genau, welches Schwert mächtiger war. Seins oder das des Goldenen.
    Aber er wollte und er mußte es herausfinden, denn sonst hatte er keine Ruhe mehr. Einer von ihnen war zuviel auf der Welt. Zudem hatte die Sonnengöttin auch noch etwas anderes hinterlassen. Das war der heilige Fächer. Diese Waffe diente als Schutz gegen gefährliche Feinde. Wenn Tokata ihn noch in die Hand bekam, war alles gelaufen. Dann konnte ihm der Goldene nichts mehr anhaben. Er würde ihn vernichten und Emma-Hoo seinen Staub vor die Füße blasen. So dachte der Samurai des Satans, und sein gesamtes Sinnen und Trachten drehte sich nur um die Erreichung seines
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