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Töwerland brennt

Töwerland brennt

Titel: Töwerland brennt
Autoren: J Zweyer
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Stunde. Aber der Junge wollte doch endlich mit dem Laster spielen. Dann
hatte sie einen Entschluss gefasst.
    »Du bleibst hier stehen und rührst dich nicht vom Fleck. Ich muss
noch einmal in das Spielzeuggeschäft und laufe hier über die Straße. Du weißt,
dass man das nicht machen darf, aber wir wollen schnell nach Hause. Du wartest
hier. Hast du das verstanden?«
    »Ja, Mama.«
    »Gut. Bleib hier neben der Tür stehen. Ich bin sofort zurück.«
    Der Verkehr auf der Straße hatte zugenommen. Claudia Tohmeier passte
eine Lücke ab und huschte, das wütende Hupen eines Autofahrers ignorierend, auf
die andere Straßenseite.
    Es dauerte einen Moment, bis der Verkäufer, der gerade einen anderen
Kunden bediente, auf sie aufmerksam wurde. Er hatte die Geldbörse bereits
gefunden und sichergestellt, jetzt händigt er sie Claudia Tohmeier aus. Eilig
verließ sie den Laden, um die Straße erneut zu passieren. Sie sah nach links,
dann nach rechts. Die vielen Autos zwangen sie zu warten. Dann schaute sie zur
Drogerie gegenüber und erstarrte.
    Ihr Kind wich, mit dem Rücken zur Fahrbahn, vor einem Schäferhund zurück,
der fast so groß wie er selbst war. Seit er einmal gebissen worden war, hatte
er fürchterliche Angst vor Hunden, vor so großen besonders. Langsam, Schritt
für Schritt, näherte er sich rückwärts der Bordsteinkante.
    »Bleib stehen!«, rief sie so laut sie konnte, um den Verkehrslärm zu
übertönen. Knut aber hörte sie nicht. Noch zwei, drei Schritte, dann hätte der Junge die Kante erreicht.
    »Knut!« Sie geriet in Panik. Ihr Sohn würde unweigerlich straucheln,
fallen und dann … Ohne Zögern lief sie los, um ihrem Kind beizustehen.
    Als Knut das Rufen endlich hörte und sich umdrehte, war es zu spät.
Lautes Hupen. Bremsen kreischten. Ein dumpfer Schlag. Knut sah noch, wie seine
Mutter unter dem Lastkraftwagen verschwand. Unter so einem, mit dem sein Papa
den Kindern in Afrika Essen gebracht hatte.
    Knut riss Augen und Mund auf, erstarrte schließlich und schwieg für einige Minuten, so als habe er das, was er
gerade hatte sehen müssen, gar nicht wahrgenommen. Dann fing er an zu schreien.
    Knut schrie so lange, bis ihm der Notarzt, der ohne Erfolg um das Leben
von Claudia Tohmeier gekämpft hatte, eine leichte Beruhigungsspritze
injizierte.

5
    Enno Altehuus erweckte nicht den Eindruck, dass er sich
über den Besuch des Herner Anwalts wunderte.
    »Der Herr Esch«, brummte er nur und ein leichtes Lächeln erschien
auf seinem Gesicht. »Wieder auf Juist. Urlaub?« Der massige Polizist machte einen
Schritt zur Seite und ließ Rainer, ohne dessen Antwort abzuwarten, in den
kleinen Flur eintreten.
    »Wir gehen in die Wache«, ordnete Altehuus an und zeigte nach
hinten. Der Wachraum hatte sich nach Rainers letztem Besuch nicht verändert.
Die Möblierung war immer noch karg: ein Schreibtisch, mehrere Holzstühle und
ein kleines Regal. Auch das Funkgerät hing noch an seinem Platz neben dem
Fenster.
    Mit einer Kopfbewegung deutete Altehuus auf einen der Stühle. Er
selbst nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und schob den Drehstuhl etwas zu
Rainer hin. Dann griff er in seine Uniformjacke, zog eine Dose Schnupftabak
hervor, reichte diese mit fragendem Gesicht seinem Besucher und platzierte
dann, als dieser ablehnte, eine Prise auf seinem linken Handrücken. Mit einem
Nicken steckte er die Dose wieder ein, schob abschließend das Häufchen mit dem
rechten Zeigefinger ineinander und zog den Tabak in die Nase.
    »Ah. Möchten Sie einen Tee?«, fragte er dann.
    »Nein, danke. Ich komme gerade vom Frühstück.«
    »Sie wohnen im Pabst, habe ich gehört.«
    Rainer musste grinsen. »Ich hatte damit gerechnet, dass sich meine
Ankunft herumsprechen würde. Aber so schnell? Ich bin doch erst gestern Abend
angereist.«
    »Das nennen Sie schnell? Na ja. Man kennt Sie eben auf der Insel.
Was führt Sie nun zu uns?«
    »Kein Urlaub. Ich bin geschäftlich hier.«
    »Aha. Und ich nehme an, dass Ihr Besuch bei mir etwas mit diesen Geschäften
zu tun hat?«
    »Ja.«
    »Wollen Sie wieder Grundstücke für einen Golfplatz ankaufen?«
    »Nein. Es geht um die Brände der letzten Zeit. Ich wurde von der
Versicherung beauftragt, mir vor Ort ein Bild zu machen«, log er.
    »Ermittlungen sind Sache der Polizei«, knurrte Altehuus. »Das
sollten Sie als Anwalt doch wissen.«
    Auf diese Bemerkung war Rainer vorbereitet. »Es geht nicht um die
möglichen Brandstifter, sondern um die tatsächliche Schadenshöhe.«
    Altehuus hob die
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