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Toete John Bender

Toete John Bender

Titel: Toete John Bender
Autoren: Vincent Voss
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die Tür zum Ausstieg. Es war wichtig, den Teilnehmern diese Möglichkeit an dieser Stelle zu offerieren. Alle sahen sich um, schauten sich an.
    »Also, bevor ich mich entscheide: Ist es wirklich so schlimm, wie Sie … wie du das erzählst, oder sagst du das nur, um es spannend zu machen?«, fragte Doris.
    Tom begann, ihre Art zu mögen. Ihr stiefmütterliches Aussehen und ihre naiv gespielte Beharrlichkeit bildeten eine Fassade, die dazu verleitete, sie zu unterschätzen.
    »Es ist wirklich so schlimm, Doris.« Das Wort ›schlimm‹ setzte er gestisch in Anführungszeichen.
    »Ich bin dabei«, entschied Silvia.
    Frederik schob mit dem Zeigefinger seine Brille hoch, nickte und hob seine Hand.
    »Ich auch«, entschloss sich Sascha.
    »Ja, ja, ich auch«, fügte sich Wolfgang.
    Doris war sich immer noch unsicher und wollte sich nicht durch die Entscheidungen der anderen beeinflussen lassen. Sie überlegte und konnte das in ihr keimende Unwohlsein, ihre Bedenken, nicht greifen und in Worte fassen.
    »Tja, ich habe ein gemischtes Gefühl. Aber ich sage mal – ja.«
    »Gut!« Tom wollte kein großes Gebaren um ihren Entschluss machen und fuhr fort. »In …«, er sah auf seine Taucheruhr, »… ungefähr eineinhalb Stunden werden wir mit dem Motorboot nach Tyreholm übersetzen. Das Boot wird uns dort absetzen und wieder zur ›Paloma‹ zurückkehren. Ab da sind wir auf uns gestellt.«
    Tom sah in die Runde. Sascha und Silvia nickten.
    »Tyreholm ist nicht nur eine schöne Insel, sondern auch eine sagenumwobene. Nicht zuletzt erzählt man sich, dort sei irgendwo ein Schatz versteckt, und dieses vermeintliche Gerücht hält sich hartnäckig bis heute. Auf vielen Inseln, die hier in der dänischen Südsee liegen, hat man Knochen und Grabstellen gefunden, die bis in die Steinzeit zurückdatiert wurden. Auf Tyreholm hat man nur Knochen gefunden, aber nichts, was auf eine prähistorische Siedlung schließen ließ. Dafür aber ungewöhnlich viele Knochen, die man sich nicht erklären kann. Zur Zeit der Hanse soll die Insel angeblich auch dem Piraten Störtebeker bekannt gewesen sein. Auf der Flucht vor der dänischen und schwedischen Krone oder der Hanseflotte soll er sich gelegentlich hierhin zurückgezogen haben. Wie man herausgefunden hat, war Störtebeker ein Freund vieler Verstecke und in vielen seiner Verstecke hat man Schätze finden können, die er sich für schlechte Zeiten bewahrt haben soll. Im Zweiten Weltkrieg haben angeblich die Nazis Forschungsarbeiten auf Tyreholm betrieben. Tatsächlich existieren zwei Bunker, die aber in Größe und Beschaffenheit nicht für Forschungen geeignet waren. Forschungen werden aber auf der Nachbarinsel Lindholm betrieben. Das Veterinärinstitut der Technischen Universität Dänemarks betreibt dort Virusfor- schung. Ein Betreten der Insel ist verboten. Natürlich …«, Tom lächelte, »… erzählen sich Fischer, dass von Lindholm einmal ein Hund entkommen und nach Tyreholm geflüchtet sei. Dieser Hund soll angeblich ein Virus in sich getragen haben … naja, das gehört nun wohl wirklich ins Land der Märchen und Fabeln«, beendete er seinen Vortrag über das Reiseziel und erntete das Gelächter der meisten Teilnehmer.
    »So, kommen wir zum Ablauf. Wenn wir die Insel erreicht haben, bauen wir uns eine Basis auf. Eine Jurte, ein Gruppenzelt, eine Feuerstelle. Dann müssen wir Trinkwasser und Feuerholz suchen, das Feuer entfachen und schauen dann, was wir zu Abend essen. Und am Lagerfeuer möchte ich natürlich eine Geschichte hören, die von dieser Insel handelt. Ich bin ein großer Freund von Lagerfeuergeschichten. So weit alles klar?«
    »Also, mit der Kleidung ist mir das noch nicht ganz klar …«, wandte Sascha ein.
    Wolfgang grunzte verächtlich und rollte mit den Augen.
    »… Du meintest nur das Nötigste. Ich habe für jedes Wetter etwas zum Anziehen mit. Was soll ich denn …«
    Tom unterbrach Sascha.
    »Sehr gute Frage. Die Vorhersage kündigt bis Samstagabend hervorragendes Wetter an. Dann soll es in der dänischen Südsee umschlagen, aber es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass wir auf Tyreholm davon nicht betroffen sind. So sagen sie es jetzt, doch das ändert sich auch stündlich. Ich werde mich auch auf Regen und Sturm vorbereiten.«
    Tom wartete auf weitere Fragen. Nichts, keine Fragen, keine Einwände. »Dann treffen wir uns eine halbe Stunde vor Abfahrt am Beiboot. Das Gepäck könnt ihr zu den Backskisten bringen. Andi wird es zum Boot tragen. Alles klar, bis
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