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Toedliches Versprechen

Toedliches Versprechen

Titel: Toedliches Versprechen
Autoren: Jane Luc
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gestellt.«
     
    Im Department zog Josh eine kalte Cola aus dem Automaten im Erdgeschoss und trank sie in einem Zug halb leer. Es war nicht nur verdammt heiß und sandig gewesen am Tatort, der Mord an Jessica Monroe ging ihm an die Nieren. Sie war das einzige Kind des Richters, der natürlich am Boden zerstört war. So sehr Josh es liebte, sich in einen Fall zu verbeißen, die Puzzlestücke zusammenzutragen und schließlich jedes Teilchen an den richtigen Platz zu schieben, hasste er es, das Leid der Hinterbliebenen zu sehen. Wenn er diese Hinterbliebenen auch noch persönlich kannte … Er ließ einen weiteren Schluck des kalten Koffeins durch seine brennende Kehle laufen.
    Dominic und er fuhren mit dem Aufzug in den dritten Stock und grüßten Tracy Collette, die gute Seele des Dezernats, im Vorbeigehen. Das Großraumbüro, in dem sie arbeiteten, unterschied sich nicht wesentlich von der Wache im Erdgeschoss. Die Beamten trugen keine Uniformen, aber die Gerüche nach Scheuermittel, abgestandenem Kaffee und das permanente Telefonklingeln und Stimmengemurmel waren dieselben. Die alten Schreibtische, deren Oberflächen ebenso zerkratzt waren wie das Linoleum, auf dem sie standen, waren zu kleinen Inseln zusammengeschoben. Dominics und Joshs Arbeitsplatz befand sich in einer winzigen Ecknische. Das hatte für Dominic den Vorteil, von seinem Schreibtisch aus das ganze Dezernat zu überblicken. Für Josh bedeutete es, die Wand hinter Dom, von der seit Jahren der Putz bröckelte, anstarren zu müssen. Er hatte bereits alles versucht, um dem ein Ende zu machen, oder wenigstens ein Arrangement zu erreichen, bei dem sie hin und wieder die Plätze tauschten. Aber wenn es um seinen Platz ging, gab sich Dominic störrisch wie ein altes Maultier.
    Judy Paxton, im Moment die einzige Frau im Morddezernat und ihr Partner Jim Stowe warfen ihnen neugierige Blicke zu, als sie sich einen Weg zu ihrem Arbeitsplatz bahnten. Rick Clancy, dessen Pension nicht mehr weit entfernt war, lehnte im Türrahmen ihrer kleinen Dezernatsküche und hörte sich die Geschichte von Sam Finns dritter Scheidung an. Als sie Dominic und Josh sahen, verstummte ihre Unterhaltung abrupt.
    Josh wollte bereits fragen, was los war, als sich eine große, schlanke Gestalt von seinem Arbeitsplatz erhob. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Auf dem Schreibtisch stand eine kaum berührte Tasse Kaffee. Dezernatskaffee, absolut scheußlich und ungenießbar, wenn man nicht daran gewöhnt war. Hoffentlich beschert er ihm Magenprobleme. »Hallo Dad.«
    »Joshua.« Sein Vater nickte ihm zu, steif und ernst, wie es seine Art war. Es schien ihm absolut gegen den Strich zu gehen, überhaupt hier sein zu müssen.
    »Du kennst Detective Coleman?«
    »Nein. Detective«, grüßte er seinen Partner.
    »Sir.«
    Dass sein Vater Dominic nicht kannte, versetzte Josh einen Stich. Seine Mutter kannte Dom, seine Schwester kannte Dom, sogar sein Schwager, der damals noch nicht sein Schwager gewesen war, kannte Dom.
    Als er vor drei Jahren angeschossen worden war und niemand wusste, ob er überleben würde, waren seine Kollegen und seine Familie im Krankenhaus oft aufeinandergetroffen. In der Zeit, in der er im künstlichen Koma auf der Intensivstation lag oder danach, als er auf eine normale Station verlegt wurde und sich langsam erholte. Sie hatten ihn oft besucht, hatten ihm Mut gemacht. Wie seine Familie. Dominic, Elena und auch sein Chef, Lieutenant Bergen, waren seinen Angehörigen unzählige Male über den Weg gelaufen. Allen, bis auf seinen Vater, der, zumindest seit seinem Erwachen aus dem Koma, kein einziges Mal in der Klinik gewesen war. Unbehaglich rieb sich Josh über die Narbe auf seinem Brustkorb. »Was willst du hier, Dad?«, fragte er eine Spur zu scharf.
    »Du ermittelst im Todesfall von Ross’ Tochter. Das sagte zumindest dein Vorgesetzter.« Als Josh nickte, fuhr er fort. »Ich erwarte eine umfangreiche Aufklärung des Falls. So schnell wie möglich. Und ich erwarte regelmäßigen Bericht über den Verlauf der Ermittlungen.« Sein Handy klingelte. Er zog es aus der Tasche und runzelte verärgert die Stirn. »Ich habe noch einen wichtigen Termin. Halt mich auf dem Laufenden, Joshua.«
    Dominic und er sahen seinem Vater hinterher, bis er im Aufzug verschwand. Dann ließ sein Partner sich auf seinen Stuhl fallen und warf seine Pilotenbrille auf den Aktenstapel, der sich auf dem Schreibtisch türmte. »Das war dein Vater?«
    Josh spürte die neugierigen Blicke der Kollegen im
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