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Tödliches Paradies

Tödliches Paradies

Titel: Tödliches Paradies
Autoren: Heinz G. Konsalik
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›Freixenet brut‹. Ein Kellner hatte ihn hinauf zum Pavillon gebracht. Auf der Balustrade funkelte der silberne Kübel mit dem Eis; die Säulen warfen schwarze, schräge Schatten, die Oleanderbüsche dufteten, und vom Tennisplatz kam das Plop-plop der Bälle. Wie immer sie die Sache auch angingen, die Vernunft spielte nur dann mit, wenn das Gefühl sie an der Hand nahm. Oder der Humor. Der schwarze …
    »Die Reise der Reisen«, wiederholte Tim, drehte den Stil seines Glases zwischen Daumen und Zeigefinger und sah dem Spiel der Bläschen zu, die so fröhlich zerplatzten.
    »Vielleicht hatte er diese Reise von Anfang an geplant?« sagte Melissa. »Vielleicht war das seine Idee vom vollendeten Glück: In die Luft zu fliegen – mit mir, einer Tonne Drogen und seinem Lebenswahn von Größe und Herrlichkeit? Vielleicht ist ihm der Rest schlicht langweilig geworden? Mag ja sein …«
    Ihr Glas war halb leer. Sie stellte es ab. Es schmeckte ihr plötzlich nicht mehr. Sie lehnte sich zurück, sah Tim an und schüttelte den Kopf: »Also ehrlich, wer hat dir das bloß beigebracht?« Sie mußte husten, als sie versuchte, ihn nachzuahmen: »Drehen Sie bei! Stellen Sie die Motoren ab! Wir haben Sie genau im Visier …«
    »Hatten wir auch. Der Dicke hatte … Und einer mußte ja Deutsch reden.«
    »Ich frag' mich, wo du das gelernt hast? Und so richtig lebensecht, wie das aus dem Lautsprecher kam.«
    »Hab' ich aus dem Kino. Nein, im Fernsehen gab's mal so 'ne alte Serie über die Hafenpolizei.«
    »Hab' ich mir gedacht.«
    Die alte Dame lachte leise und hüllte sich in Qualmwolken.
    Melissas Augen wurden smaragdgrün wie ein Bergsee. Ihr Zeigefinger spielte mit einer Locke: »Sehtihnan! Was für ein Lebensretter! So habe ich ihn mir immer vorgestellt.«
    »War er ja gar nicht«, meinte Helene Brandeis und ließ Champagner in die Gläser schäumen, zuerst ins eigene, dann in Melissas Glas. »War der Blonde! Dieser Matusch. Ein echter Mafioso. Rigo hat mir das gesagt. Und ich hab' ihn nicht ein einziges Mal gesehen – mein Gott!«
    »Vielleicht läßt sich ein Foto besorgen? Mit Widmung.« Melissa zerrte nun an ihrem Haar. »So schön war der wirklich nicht, Helene. Als ich da über die Mauer wollte …«
    Doch wieso sollte sie die Geschichte aufwärmen? Etwas anderes fiel ihr ein: »Da war ein rotes Auto. Ein Seat. Deshalb griff ich auch ganz frisch in die Drähte und holte mir 'nen Schlag. Habt ihr dort gewartet?«
    »Wir?« Sie sagten es gleichzeitig und sahen sich an. »Wieso? Und deshalb bist du …?«
    »Na und …?« Melissa lehnte sich zurück und blinzelte über die blaue Bucht: »Gar nichts – nur etwas, das ich mir hätte ersparen können, wenn man das alles so bedenkt …«
    »Ist das vielleicht schön, am Leben zu sein!« meinte Helene Brandeis weise. »Vor allem hier … Von diesem Urlaub könnt ihr noch euren Enkeln erzählen.«
    Sie lachte ihr rauhes, heiseres Lachen: »Ich leider nicht. Hab keine. Hätte ich mir damals hier im Pavillon, ja, genau hier in meinem Stuhl etwas mehr Mühe gegeben, dann vielleicht …«
    Doch sie sprach den Satz nicht zu Ende. Wozu auch? Die beiden waren ja schon wieder beim Schmusen? – Na ja, dann auf sie! – Und die Liebe …!
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