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Tödliches Paradies

Tödliches Paradies

Titel: Tödliches Paradies
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gehen, Melissa. Gestern schon. Aber da waren noch einige Dinge, die dringend erledigt werden mußten, ehe wir abfahren konnten. Und dann …« Sein Lachen! Der breite, rote Mund verzog sich zu einer Grimasse, die wohl Spott ausdrücken sollte: »Dann, Melissa, hast du auf deine Weise die Initiative in die Hand genommen.«
    Ihr war nicht nach Witzen zumute. Sie setzte sich auf die Bank, die den Salon umlief, und starrte ihn an: »Wohin fahren wir, Fred?«
    »Wohin? Melissa, soll ich dir ein Geheimnis verraten? Die Welt ist nicht nur rund, sie ist auch schön. Und ein zweites? Ich habe die Mittel, ich habe sie wirklich, der Welt das Schönste vom Schönen abzugewinnen. Siehst du, so einfach ist das …«
    »Nichts ist einfach. Wohin?«
    Sein Lächeln blieb. Er sollte es patentieren lassen, dachte sie erbittert.
    »Zunächst fahren wir nach Marbella. Dort habe ich einige Freunde, sagen wir besser Geschäftspartner, die ich besuchen muß. Sie haben vielleicht nicht ganz den Stil, der mir liegt. Aber sie wissen zu leben. Und was wichtiger ist: Sie werden dich mit offenen Armen empfangen. Sie werden dich wie eine Königin behandeln.«
    »Schon wieder?«
    Auch das vermochte ihn nicht zu erschüttern. »Selbstverständlich. Wie eine Königin. So wie du das verdienst, Melissa. In einem königlichen Rahmen.«
    »Und dann?«
    »Und dann …« Die braunen Finger Fischers spielten ihr übliches Ballett auf der Steuerkonsole des Stuhls. Der Zeigefinger richtete sich auf, er hob den Arm, doch es schien, als ziehe dieser ausgestreckte Finger, der irgendwo ins Unbestimmte deutete, den Arm nach sich. Vielleicht war dies eine ganz normale Bewegung, doch die Art, wie er sie ausführte, dieses Lächeln, seine gewundenen Gedanken … Sie wußte nicht, was er zu sich genommen hatte, eines aber war für sie nun klar: Er stand unter der Wirkung irgendeines seiner Mittel!
    »Was siehst du mich so an?«
    »Tu' ich das?« Nun lächelte auch sie. »Entschuldigung, falls es dich stören sollte.«
    »Es stört mich. So wie du blickst, stört es mich. Mach ein nettes Gesicht.«
    »Und was ist das?«
    Nun kicherte er. Es schien eine Frage nach seinem Geschmack. »Richtig! Nett? An dir ist nichts nett. Nett, das sind Küchenmädchen oder Sekretärinnen. Aber ich kann nicht sagen, mach ein schönes Gesicht. Das hast du schon. Das ist nun einmal das Wesen der Vollkommenheit. Der Mensch findet in seiner Sprache keine Bezeichnung dafür.«
    Sie schloß die Augen. Vielleicht war die Stimme weniger schlimm, als sein irrer Blick … »Wohin fahren wir?« sagte sie. »Darum ging es.«
    »Das ist doch völlig unwesentlich. Ich rede von Vollkommenheit, Melissa. Und es geht nicht um die Vollkommenheit der Form, sondern um die Vollkommenheit des Lebens. Ich habe diese Möglichkeit der Vollkommenheit in der Hand. Sie wurde mir nicht geschenkt, ich habe jahrelang daran gearbeitet, hart gearbeitet.«
    »Du meinst deine Drogen?«
    »Drogen … Ach, Melissa, was für eine idiotische Bezeichnung. Ich glaube, es gibt kaum ein Wort, das so schrecklich abgenutzt, mißbraucht und beleidigt worden ist … Vielleicht sollte man von einem Schlüssel sprechen – was hältst du davon …? Der Schlüssel zu den wahren Wünschen, die wir in uns tragen, der Schlüssel des Himmelreichs, das wir uns selbst erbauen können …«
    Fischer hatte das Geräusch als erster gehört. Sein Arm, der sie gerade sanft berühren wollte, sank herab, und der schwere Kopf drehte sich lauschend.
    Da war es wieder: Ein Knattern, die Abfolge vieler kleiner, fauchender Schläge, nun stärker, drängender, lauter.
    Ein Hubschrauber? Das konnte nur ein Hubschrauber sein …
    Wieso hier? Was wollte er? Sehr niedrig mußte er die Yacht anfliegen, denn das Turbinenpfeifen füllte die ganze Kabine. Sie sah Fischer an. Der sagte noch immer nichts, zog nur die Unterlippe zwischen die Zähne. Er legte den Kopf dabei schief und sah sie an, als erwarte er von ihr eine Antwort. Fragend, doch nicht einmal überrascht, eher beleidigt, daß jemand es wagte, seine Ausführungen auf eine so ordinäre Art zu unterbrechen.
    Es gab noch eine zweite Störung: durch Matusch. Er kam nicht durch den Kabineneingang, er hechtete förmlich herein, schmal, federnd. Vorbei war es auch mit der herablassenden Miene. Sein Gesicht zuckte nervös.
    »Küstenwache, Doktor! Wir sollen beidrehen!«
    »Was heißt hier Küstenwache? Außerdem, sind wir denn nicht …«
    »Nein, wir sind noch nicht in internationalem Gewässer, Doktor. Ich
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