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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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schaut ihn wütend an.
    Ben bleibt einfach vorne stehen und starrt mich an. Mein Gesicht wird ganz heiß, und ich bekomme feuchte Hände.
    »Kein Problem«, sagt er schließlich.
    Er kommt zu mir an meinen Tisch, aber er sieht mich während der gesamten Unterrichtsstunde nicht noch einmal an.
    Kein einziges Mal.
    Obwohl ich es gerne will.
    Obwohl ich weiß, dass ich das nicht sollte.

10
    Am nächsten Tag bereitet Sweat-Man uns in Chemie auf unser erstes Experiment vor. Er macht klar, dass wir wirklich als Zweier-Team arbeiten müssen, dass jede Schlamperei nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Partner betrifft, bla-bla-bla.
    Ich würde wirklich gern mit Ben reden.
    Er sieht heute noch toller aus als sonst, in einer kunstvoll zerschlissenen Jeans und einem ausgewaschenen blauen T-Shirt. Außerdem ist seine Haut einen Tick dunkler, so als würde er viel Zeit draußen in der Sonne verbringen.
    Er setzt sich neben mich und fängt an, seine Unterlagen durchzublättern.
    Ich wage ein »Hi«.
    Er nickt, aber er schaut mich dabei nicht an, sondern blättert weiter vor und zurück.
    Und so betrachte ich ihn noch intensiver, bewundere ihn noch mehr, seine wirren dunklen Haare und die Stoppeln auf seinem Kinn, seine starken, breiten Schultern und die Muskeln an seinem Unterarm. Ich versuche mir
etwas Kluges einfallen zu lassen, was ich sagen kann, aber was Besseres als »Hast du Tipp-Ex?«, fällt mir nicht ein.
    Ohne mich eines einzigen Blickes zu würdigen, greift Ben in seine Tasche und schiebt die kleine weiße Flasche über den Tisch zu mir herüber.
    »Danke«, sage ich und bemerke das Grübchen in seinem Kinn und dass er nach Melonenseife riecht. Da ich nicht weiß, was ich mit dem Tipp-Ex anfangen soll, übermale ich damit meinen Namen, der innen in meinem Heft steht. »Hast du die Hausaufgaben gestern gemacht?«, frage ich und reiche ihm die Flasche zurück.
    Er nickt.
    »Das ist gut, weil Mr Swenson nämlich liebend gern Überraschungstests schreibt. Man weiß nie, wann er einen damit überrascht, daher auch der Name.«
    Ben sagt nichts. Er liest einfach weiter in seinen Notizen und hält mich vermutlich für eine totale Idiotin, denn ehrlich gesagt höre ich mich genau so an.
    Nach dem Unterricht packt er seine Sachen zusammen, lässt aber das Tipp-Ex auf dem Tisch stehen.
    »Hey«, sage ich und tippe ihn auf die Schulter, bevor er sich davonmachen kann.
    Ben fährt herum und tritt einen Schritt zurück. »Lass das«, blafft er mich an.
    Ich deute auf das Tipp-Ex. »Du hast was vergessen«, sage ich und komme mir blöd vor, dass ich überhaupt versucht habe, nett zu ihm zu sein.
    Ben entschuldigt sich. Seine Augen werden weicher und seine Lippen formen ein Lächeln, aber es ist viel zu
klein und viel zu spät, und so achte ich gar nicht auf ihn und eile nach draußen.
     
    Später, in der Freistunde, besuche ich die Bibliothek, weil ich der Geschichte mit Ben endlich auf den Grund gehen will. Mit Block und Stift bewaffnet belege ich einen Computer in der Ecke und fange an, seinen Namen zu googeln, zusammen mit den Worten Mord, Unfall und Klippe.
    Der Computer spuckt mir einige Ben Carters aus: Ben Carter, der Astrophysiker; Ben Carter, der Immobilienhai; Ben Carter, dessen Website das Bild eines 45-Jährigen zeigt, der auf der Suche nach Liebe ist.
    Ich seufze und frage mich, ob ich deswegen kein Glück habe, weil Ben zum Zeitpunkt des Geschehens noch minderjährig war und die Presse vielleicht versucht hat, seine Privatsphäre zu schützen. Ich will gerade aufgeben, als mich etwas am Rücken berührt.
    Ich fahre hoch und drehe mich um - und sehe mich Matt gegenüber.
    »Hallo du«, sagt er und tritt einen Schritt zurück, so als hätte ich ihn ebenfalls erschreckt. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    »Schon okay«, sage ich und komme innerlich wieder runter.
    Er bleibt einen Augenblick stehen und tritt von einem Fuß auf den anderen, so als würde ihn mein bloßer Anblick nervös machen.
    Aber ich schätze mal, dass ich ebenfalls nervös wirke. Ich wünschte, wir könnten die Uhr zurückdrehen zu der Zeit, bevor wir zusammen waren. Zu der Zeit, als wir
Matthieu und Camille im Französisch-Unterricht spielten.
    »Is’ was?«, frage ich ihn.
    »Tut mir leid, dass ich dich gestern nicht mehr angerufen habe.«
    Ich merke, wie ich verwirrt die Stirn runzle und mich ans Ende des letzten Schuljahres zurückversetzt fühle, wo er mich mindestens zweimal pro Tag angerufen hat.
    »Wegen der
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