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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel
Autoren: Marcia Muller
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ganzer Name.«
    »Ach so. Ein hübscher Name.«
    Sie neigte leicht den Kopf, so daß das
volle Haar sachte nach vom schwang.
    Ich wandte mich Wintringham zu. »War
das nicht Eleanor van Dyne, die ich vorhin weggehen sah?«
    Einen Moment war er wie erstarrt, aber
er faßte sich gleich wieder. »Ja. Kennen Sie sie?«
    »Nur flüchtig. Ich habe sie kennengelernt,
als sie damals Jake Kauffmann verklagte, weil er es ihr zu bunt trieb.«
    Er sah das Witzige an meiner Bemerkung
gar nicht. Sein Gesicht verfinsterte sich, in seiner Wange zuckte ein Muskel.
»Diese Frau ist wirklich eine Pest. Überall steckt sie ihre Nase hinein, ganz
gleich, ob es sie etwas angeht oder nicht. Wenn es mir nicht gelingt, sie
irgendwie zu bremsen, ruiniert sie uns noch das gesamte Projekt.«
    »Wie denn?«
    »Mit rechtlichen Mitteln. Ich sag
Ihnen, diese Frau fühlt sich auf Gerichten und Ämtern wie zu Hause.«
    »Was kann sie denn unternehmen?«
    »Ach, sie läßt einen vor die Baubehörde
zitieren. Gräbt obskure Verordnungen aus, um die Arbeiten aufzuhalten. Erwirkt
einstweilige Verfügungen und Anordnungen. Sie hat diesen Anwalt — einen
unheimlich streitsüchtigen Burschen. Das beste Beispiel dafür, was passiert,
wenn eine Verrückte sich mit einem verrückten Anwalt zusammentut - Wahnsinn!«
Wintringham schlug sich mit der geballten Faust in die offene Handfläche.
    »David, David«, mahnte Charmaine, »reg
dich nicht so auf.«
    »Wie soll ich mich nicht aufregen?
Diese Frau, dann der Mord an Jake und schließlich die zerstörungswütigen
Sadisten und die Fixer, die uns die Kunden vertreiben — da müssen wir ja pleite
gehen.«
    Es war, wie ich vermutet hatte; sie
hatten finanzielle Schwierigkeiten.
    »Mrs. van Dyne meint es gut.« Charmaine
stand auf und klopfte sich den hellen Wildlederanzug ab, obwohl sie nur mit den
Knien den Boden berührt hatte. »Es geht ihr wirklich darum, die alten Häuser zu
erhalten. Ohne sie wären schon Hunderte abgerissen worden.«
    »Das kann man wohl sagen. In Eleanors
Augen ist jeder, der mit den Häusern Gewinn macht, ein Bösewicht. Aber sie kann
sich diese Haltung ja auch leisten, mit ihrem reichen Ehemann und ihrer Villa
in Pacific Heights und —« Charmaine hob abwehrend eine Hand.
    »Das reicht. Du hast doch Miss McCone
nicht hergebeten, damit sie sich Beschimpfungen über Mrs. van Dyne anhört.«
Wintringham warf mir einen scharfen Blick zu. »Charmaine hat natürlich recht.
Verzeihen Sie. Diese Frau macht mich einfach wütend. Haben Sie vielleicht auch
gehört, was sie sagte?«
    Die Frage klang beiläufig, aber sie war
wohlüberlegt. Eleanor van Dynes Worte fielen mir ein: »Offen gestanden, es
würde mich überhaupt nicht wundern, wenn du ihn getötet hättest.«
    »Nein«, antwortete ich, »nein, ich kam
gerade die Treppe herauf, als sie herausstürmte.«
     
     
     

5
     
    »Ich bin heute morgen mehrmals auf
meine Unwissenheit über viktorianische Architektur hingewiesen worden«, sagte
ich, als ich mit Wintringham und Charmaine die Treppe wieder hinunterstieg.
»Könnten Sie mir in aller Kürze etwas über die fünf Häuser in dieser Reihe
sagen?«
    Wintringham lächelte breit. Ganz klar
galt sein Hauptinteresse den alten viktorianischen Häusern.
    »An dieser Häuserzeile lassen sich die
verschiedenen Stilrichtungen gut studieren. Sie ist insofern ungewöhnlich, als
daß hier jeder der drei Haupttypen des viktorianischen Hauses vertreten ist.
Wir haben zwei italienisierte Häuser, zwei im Stick-Stil und eines im
Queen-Anne-Stil.«
    »Welches ist das Queen-Anne-Haus?«
    »Das — äh —« Er hielt inne. »Das Haus
am Ende der Reihe, das mit dem Turm.«
    Ich wußte, warum er gezögert hatte. Er
hatte es nicht wieder das Todeshaus nennen wollen.
    »Das ist die ausgeprägteste Stilart.
Hier in der Stadt stehen nur noch ungefähr dreihundertfünfzig Häuser dieses
Stils«, erklärte er. »Für die meisten Leute gehört natürlich der Turm dazu.
Aber auch die Giebel, die Erkerfenster, das typisch geschindelte Dach. Es gibt
Reihenhäuser im Queen-Anne-Stil, die keine Türmchen haben, aber das, was Sie
hier sehen, ist gewissermaßen der Inbegriff dieses Stils.«
    »Wann wurde das Haus gebaut?«
    »Achtzehnhundertneunzig. Meistens ist
es schwieriger, ein halbwegs genaues Datum zu nennen, weil die meisten
Dokumente in dem Feuer nach dem Erdbeben von neunzehnhundertsechs verbrannten.
Aber das Haus gehörte unserer Familie, darum weiß ich es.« Wintringham wies auf
das Haus, aus dem wir gerade
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