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Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Titel: Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)
Autoren: David Osborn
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ein Rollbett in die Abteilung gefahren, ein weißer Schwarm von Schwestern mit i.v. Ständern folgte. Sie versuchte ihnen zu folgen.
    „Tut mir leid. Sie können hier nicht rein.“
    Sag irgendetwas. Rasch. Damit du mit rein darfst. Sag ihnen, dass du Mrs. Flemming bist. Ihre trockenen Lippen mühten sich ab, Worte zu bilden. Sie versuchte, durch einen Spalt zwischen den Vorhängen, die das Bett umgaben, durchzuspähen.
    „Susan?“
    Sie drehte sich um. Eine bekannte Gestalt, dunkles Haar, hochgewachsen. Sie stand unter Schock. Einen Augenblick lang glaubte sie, es sei John. Sie brauchte einige Sekunden, um das Gesicht, das sie sah, mit der Realität, mit der Gegenwart in Einklang zu bringen. Dann erinnerte sie sich an die letzte Nacht und die Party. Es war Michael Burgess.
    „Man hat mich als Neurochirurg hinzugezogen. Ich wurde gerade zufällig wegen eines anderen Falles hergeholt. – Es tut mir so leid.“
    Er sagte der Schwester, sie solle Susan zu John lassen.„Ich gehe hinauf“, sagte er. „Man will eine Hauttransplantation durchführen, aber es gibt jetzt Probleme mit seiner Lunge. Ich möchte mit seinem Arzt sprechen.“
    Susan bekam eine Gesichtsmaske und einen Kittel und ging allein zu John. Sie hatte große Angst. Noch schwieriger aber war zu verstehen, was sie sah, es zu akzeptieren. Was hatte sie sich vorgestellt? Einen blassen, in Verbände gewickelten John? Eine zerbrechliche, längliche Form, sanft mit einem weißen Laken zugedeckt? Eingefallene, müde Augen, unrasierte Wangen?
    Hier musste ein Irrtum vorliegen. Dieser aufgequollene, rote und rosafarbene hautlose Fleischbrocken auf der Trage konnte doch unmöglich John sein. Ihr John bestand ganz aus herrlichen Rippen und Knochen, mit Haarbüscheln auf Bauch und Brust und sonnengegerbter Haut darunter, die wie alter, unpolierter Marmor aussah. Dieser Mann war nackt, die unverbrannten Hautstellen und das Laken, auf dem er lag, waren von Silbernitrat schwarz gefärbt. Er erhielt Sauerstoff durch Nasenschläuche, das eine Bein endete unterhalb des Knies, Schläuche und ein Katheter hingen aus dem verstümmelten, formlosen Fleischfetzen, der sein Penis gewesen war.
    Susan wurde schwarz vor Augen. Sie glaubte in Ohnmacht zu fallen, aber sie fing sich. Sie zwang sich, sich auf Johns Gesicht zu konzentrieren.
    „John?“
    Fiebrige Augen wandten sich ihr zu. Geschwollene, rissige Lippen flüsterten: „Du hättest nicht kommen sollen.“
    „Ist schon gut.“
    Eine lange Pause. Dann: „Das Auto ist bestimmt ein Totalschaden.“
    „Es ist ja versichert. Sprich lieber nicht.“
    „Was hast du mit Percy gemacht?“
    „Er ist angebunden. Und es kommt jemand, der ihn füttert.“
    Es stimmte nicht. Sie hatte Percy vergessen. Wenn man ihn zu lange allein ließ, heulte er. Aber das war jetzt nicht wichtig.
    Eine Schwester erschien. Streng. Gebieterisch. „Ich glaube, mehr kann er jetzt nicht verkraften.“
    „Kann ich nicht einfach hier sitzen bleiben?“
    Johns Augen hatten sich geschlossen. Nun öffneten sie sich plötzlich. „Sie bleibt. Es ist schließlich mein gottverdammtes Leben. Geh nicht, Susan. Bleib.“
    Susan hörte die Veränderung in seinem Atem. Ein heiseres Rasseln, dann hustete er. Die Lungen füllten sich mit Wasser. Schrecken erfasste sie. Die eine, unverbrannte Hand bewegte sich schwach, suchte die ihre. Susan ergriff sie. In kaltem Schweigen verschwand die Schwester wieder.
    Johns Augen schlossen sich von Neuem. Susan neigte den Kopf, damit er nicht sah, dass sie weinte, wenn er sie öffnen sollte.
    Nach einiger Zeit kehrte Michael zurück und bedeutete ihr, in den Vorraum zu kommen, damit sie sprechen könnten. Sanft löste sie ihre Hand aus Johns Hand und folgte Michael.
    Er sagte: „Man wird eine Hauttransplantation riskieren, um die Infektionsgefahr zu verringern. Aber vorher soll er sich ein bisschen erholen, vielleicht geht das Lungenödem etwas zurück. Ich muss mich um Verschiedenes kümmern. Hältst du durch?“
    „Ich schaff das schon.“
    „Hat man dir etwas gegeben?“
    Die Frage überraschte sie. Was sollte man ihr gegeben haben? Sie antwortete, dass sie nicht verstehe.
    „Irgendetwas, um dir zu helfen. Valium vielleicht.“
    Sie fühlte, wie sie zornig wurde. Sie würde keine Tabletten und Medikamente brauchen, um Johns Qualen durchzustehen. Sie wollte eine eisige Antwort geben, aber als sie die Besorgnis in Michaels Gesicht las, hielt sie inne und erinnerte sich daran, dass er ein Freund war. Bestimmt war auch
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