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Tödlicher Schnappschuss

Tödlicher Schnappschuss

Titel: Tödlicher Schnappschuss
Autoren: Andreas Schmidt
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Mann zögerte,
     tauschte einen schnellen Blick mit Torsten Maar und nickte schließlich.
    »Ja«, sagte er zögernd.
    »Arndt Hartmann war
     mein Vater. Aber es lief nicht gut zwischen uns, ich war das Ergebnis
     eines Seitensprungs, und wenn seine Frau davon erfahren hätte, wäre
     er hochkant aus dem Haus geflogen. Dass er keine Kohle mehr gehabt hätte,
     muss ich Ihnen nicht erzählen, denn Beatrice war die einzige Tochter
     von Kollmann, dem Immobilienhai aus Bad Pyrmont. Hätte sie ihn
     rausgeschmissen, weil er fremdgegangen war, dann wäre er am Arsch.«   
    »Wie meinen Sie das?«,
     fragte Maja.
    »Dass er ein kleiner
     Schlucker war, von Haus aus, meine ich.« Lorenz lachte verächtlich.
     »Er war ein Arbeiter und jobbte in einem miefigen Büro. Bis zu
     dem Tag, als er Beatrice kennenlernte und sie schließlich heiratete.
     Wenn Sie mich fragen … ich habe sie immer gehasst, seit meiner
     Kindheit. Sie hat mir den Vater weggenommen, so hatte ich es empfunden. Er
     hätte zu uns nach Hannover ziehen müssen, wo wir eine richtige
     kleine Familie geworden wären.«
    »Dann kam Ihnen der Tod
     an Beatrice Hartmann sehr gelegen«, vermutete Ulbricht.
    Schulterzucken, wieder ein
     Blick mit Torsten Maar, der sich nun dezent zurückzog.
    »Ich mach uns erstmal
     einen starken Kaffee«, sagte er im Hinausgehen, dann hörten
     sie, wie er die Treppe herunterlief und in der Küche im Erdgeschoss
     mit Geschirr herumklimperte.
    »Es war eine spektakuläre
     Aktion, die sich die Entführer von Beatrice Hartmann damals geleistet
     haben«, nahm Maja schließlich den Faden wieder auf.
    »Sie hatten den Arsch
     in der Hose, Vater in die Enge zu treiben.« Jan Lorenz lachte,
     diesmal klang er überlegen. »Aber Vater hat sich nicht einschüchtern
     lassen. Von nichts und von niemandem. Dass er Beatrice dabei verloren hat…«
    Noch ein Schulterzucken.
     »Er hat zu hoch gepokert, so einfach ist das.«
    »So einfach ist das«,
     wiederholte Ulbricht nachdenklich. »Sie leben in Irland?«
    »Eigentlich schon. Ich
     liebe das Land und die Leute. Die wildromantische Landschaft inspiriert
     mich immer wieder aufs Neue.« Als er die überraschten Gesichter
     von Ulbricht und Maja sah, erklärte er: »Ich bin Maler, müssen
     Sie wissen, habe in Hannover Kunstgeschichte studiert und war meinem Vater
     sehr dankbar, dass er mir den Ausstieg nach Irland ermöglichte, auch,
     wenn das nicht ganz selbstlos geschehen ist.«
    »Wie meinen Sie das?«,
     hakte Ulbricht nach.
    »Ist doch klar: Der große
     Arndt Hartmann hat einen unehelichen Sohn, der zu allem Unglück auch
     noch schwul ist und in einer festen Beziehung zu einem Mann lebt. Stellen
     Sie sich die Berichte in der Presse vor, wenn dieser Skandal nach
     siebenundzwanzig Jahren herausgekommen wäre!«
    »Sie meinen, Sie hätten
     dem Ansehen Ihres Vaters Schaden zugefügt?« Ulbricht sank auf
     einen Stuhl und legte das Kinn in die Hände. 
    »Absolut«, nickte
     Jan. »Er war der Strahlemann, ein erfolgreicher und angesehener
     Geschäftsmann, der glücklich und kinderlos mit einer sehr schönen
     Frau aus gutem Hause zusammenlebte. Er trauerte beim Verlust von Beatrice und es wäre
     eine Tragödie, wenn ich nun ins Licht der Öffentlichkeit rücken
     würde.«
    Ulbricht schwieg und
     versuchte, die Gedanken und das Gehörte in sinnvolle Bahnen zu
     lenken. Lorenz war das Kuckuckskind eines in der Region angesehenen
     Managers, das zu allem Unheil auch noch homosexuell war. Hartmann war in
     die Schlagzeilen geraten, als man seine Frau entführt und von ihm
     eine hohe Lösegeldsumme gefordert hatte. Gezahlt hatte er nie, aber
     man hatte den toten Körper seiner Frau nach einer vermeintlich
     geplatzten Lösegeldübergabe aus der Weser gefischt.
    Damit war Hartmann ein
     gemachter Mann; das Vermögen seiner Frau war auf ihn überschrieben
     worden. Kinder gab es - außer Jan - keine, und somit hatte Hartmann
     durch den Tod seiner Frau die alleinige Macht über das
     Kollmann-Imperium gewonnen. Und er war schlau genug gewesen, sein einziges
     Kind so schnell wie möglich ins Ausland abzuschieben. Somit kam Jan
     nicht auf dumme Gedanken. Von Gregor Obermann aus dem Golfclub hatten sie
     gehört, dass Jan in der Vergangenheit bereits Ansprüche auf das
     Erbe gestellt hatte. Da Beatrice nicht seine Mutter gewesen war, hätte
     er die rechtlichen Ansprüche nicht vor Gericht geltend machen können
     - andererseits stand sein Vater unter Druck, denn einen
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