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Tödlicher Irrtum

Tödlicher Irrtum

Titel: Tödlicher Irrtum
Autoren: Agatha Christie
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Bescheid sagen.«
    »Ist Mrs Durrant zu Hause?«, sagte Gwenda ins Telefon. »Ach, du bist es, Mary. Dein Vater möchte dich sprechen.«
    Leo stand auf und ging zum Apparat.
    »Wie geht es dir, Mary? Und Philip?… Gut. Hier hat sich etwas Merkwürdiges ereignet… Ein Dr. Calgary war eben da und brachte einen Brief von Andrew Marshall… Es handelt sich um Clark… Es sieht so aus, als habe Clark beim Prozess die Wahrheit gesagt, als er behauptete, jemand habe ihn im Auto nach Drymouth mitgenommen… Ja, eben dieser Dr. Calgary… Nein, ich kann dir jetzt nicht alle Einzelheiten berichten, Mary. Der Mann hatte einen Unfall und durch eine Gehirnerschütterung das Gedächtnis verloren… Ich halte es für wichtig, dass wir alle so rasch wie möglich zusammenkommen und über diese Angelegenheit sprechen. Könnt ihr beide herkommen…? Ja, ich weiß, aber ich halte es für ungeheuer wichtig… Gut, ruf mich später an. Ich will jetzt versuchen, Micky zu erreichen. Auf Wiederhören.«
    »Soll ich bei Micky anrufen?«, fragte Gwenda Smith.
    »Kann ich erst mal mit Donald telefonieren?«, fragte Hester.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Leo. »Du gehst heute Abend mit ihm aus, nicht wahr?«
    »Ich wollte.«
    Ihr Vater sah sie prüfend an.
    »Hast du dich sehr aufgeregt, Kind?«
    »Ich weiß nicht – ich weiß selbst nicht, wie mir zumute ist.«
    Hester wählte eine Nummer.
    »Könnte ich Dr. Craig sprechen? Ja, hier Hester Jackson.«
    Wenige Augenblicke später sagte sie: »Donald? Ich wollte dir nur sagen, dass ich heute Abend leider nicht mit zu dem Vortrag kommen kann… Nein, nein, ich bin nicht krank, wir haben nur gerade eine sehr sonderbare Nachricht erhalten…«
    Sie legte ihre Hand über die Muschel und flüsterte, zu ihrem Vater gewandt:
    »Es ist doch kein Geheimnis?«
    »Nein, durchaus nicht«, meinte Leo, »ich würde dir nur raten, Donald zu bitten, vorläufig nicht darüber zu sprechen. Du weißt, wie schnell sich Gerüchte verbreiten und phantastische Formen annehmen.«
    »Ja, natürlich.«
    Sie sprach wieder ins Telefon. »In gewisser Weise ist es gut, aber es war ein Schock… Ich möchte am Telefon lieber nicht darüber reden… nein, bitte komm heute Abend nicht zu uns… komm morgen… es handelt sich um meinen Bruder Clark; wir haben eben gehört, dass er meine Mutter nicht ermordet hat… bitte sprich mit keinem Menschen darüber, Donald… ja, morgen werde ich dir über alles ausführlich berichten…« Sie legte den Hörer auf, und Gwenda meldete ein Gespräch nach Drymouth an.
    »Warum gehst du nicht mit Donald zu dem Vortrag?«, fragte Leo. »Es würde dich auf andere Gedanken bringen.«
    »Ich möchte nicht – wirklich nicht –, ich könnte es nicht ertragen, Vater.«
    »Donald muss nach diesem Gespräch den Eindruck haben, dass wir die Nachricht als schlecht empfinden, aber das stimmt nicht. Du weißt genau, dass wir sehr glücklich darüber sind, Hester… sehr glücklich.«
    »Wir werden es jedenfalls behaupten, nicht wahr?«
    »Kind, Kind …«, mahnte Leo vorwurfsvoll.
    »Micky ist am Apparat«, meldete Gwenda.
    Leo nahm ihr den Hörer aus der Hand und sprach mit seinem Sohn. Micky reagierte ganz anders auf die Nachricht als Mary Durrant. Er war weder ungläubig noch besonders erstaunt.
    »Donnerwetter«, staunte Micky, »nach so langer Zeit? Der fehlende Zeuge! Der arme Clark hat wirklich Pech gehabt.« Und dann: »Ja, ich bin ganz deiner Meinung, wir sollten alle möglichst schnell zusammenkommen und Marshall bitten, uns zu beraten.«
    Micky lachte kurz auf. Schon als kleiner Junge hat er oft so abrupt gelacht, dachte Leo. »Wer von uns war der Täter? Wollen wir eine Wette abschließen?«
    Leo legte entrüstet den Hörer auf.
    Auf Gwendas Frage wiederholte er, was Micky gesagt hatte. »Ein sehr alberner Witz«, meinte Gwenda missbilligend.
    Leo sah sie von der Seite an. »Vielleicht war es gar kein Witz«, sagte er leise.
     
    Mary Durrant ging durch das Zimmer, hob ein paar Blumenblätter auf und beförderte sie sorgfältig in den Papierkorb. Sie war siebenundzwanzig Jahre alt, groß, schlank und ruhig, und trotz der Glätte ihres Gesichts wirkte sie eher älter, wie ein reifer, abgeklärter Mensch. Sie war keine strahlende Schönheit, aber eine gut aussehende Frau. Sie besaß regelmäßige Züge, einen frischen Teint, lebhafte blaue Augen und blondes Haar; sie trug einen Knoten, nicht etwa, weil diese Frisur zufällig modern war, sondern weil sie ihre persönliche Note jeder Mode
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