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Tödliche Versuchung

Tödliche Versuchung

Titel: Tödliche Versuchung
Autoren: Janet Evanovich
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Vinnie, der noch immer in der Tür zu seinem Arbeitszimmer stand. »Und du hast die Kaution für diesen Wahnsinnigen ausgestellt.«
    »Ich bin kein Richter. Ich bin Geschäftsmann. Er ist nicht vorbestraft«, sagte Vinnie. »Er hat eine feste Arbeit in der Knopffabrik, und er besitzt ein Eigenheim.«
    »Und jetzt ist er untergetaucht.«
    »Er ist nicht zu seinem Gerichtstermin erschienen«, sagte Connie. »Ich habe mich bei seinem Arbeitgeber erkundigt, dort wurde er zuletzt am Mittwoch gesehen.«
    »Hat man seitdem was von ihm gehört? Ich meine, hat er sich krank gemeldet?«
    »Nein. Nichts. Ich habe bei ihm zu Hause angerufen, aber da lief nur der Anrufbeantworter.«
    Ich überflog die beiden anderen Akten. Lenny Dale, vermisst, angeklagt wegen Hausfriedensbruch. Und Walter »Moon Man« Dunphy, angeklagt wegen Trunkenheit, Ruhestörung und Urinierens in der Öffentlichkeit.
    Ich steckte die drei Akten in meine Umhängetasche und stand auf. »Melde dich über meinen Pager, wenn du was von Rangerhörst.«
    »Letzte Gelegenheit für dich«, sagte Vinnie. »Ich schwöre dir, ich gebe den Auftrag an Joyce weiter.«
    Ich nahm mir noch einen Doughnut für unterwegs, reichte die Tüte weiter an Lula und ging. Es war März, Schneematsch lag auf der Straße, und auf meiner Windschutzscheibe und dem Fenster der Beifahrertür hatte sich eine Eisschicht gebildet. Hinter dem Fenster erkannte ich verschwommen einen menschlichen Umriss. Ich blinzelte und sah angestrengt ins Wageninnere. Der Umriss entpuppte sich als Joe Morelli.
    Er sah unverschämt gut aus. Er hatte Stiefel, Jeans und eine schwarze Fleecejacke an. Die Zipfel eines rotkarierten Baumwollhemdes hingen aus der Hose heraus. Unter dem Hemd trug er ein schwarzes T-Shirt und eine Glock, Kaliber .40. Seine Augen hatten die Farbe von uraltem Whiskey, und sein Körper war der Beweis für die Qualität italienischer Gene und für sein hartes Training im Fitnessstudio. Er stand in dem Ruf, ein flottes Leben zu führen. Der Ruf war verdient aber überholt. Heute steckte Morelli seine ganze Energie in den Beruf.
    Ich glitt hinters Steuer, steckte den Schlüssel in den Anlasser und stellte den Defroster an. Ich fuhr einen secns Jahre alten Honda Civic, der als reines Transportmittel seinen Zweck zufrieden stellend erfüllte, aber meine Phantasie regte er nicht gerade an. Mit einem sechs Jahre alten Honda Civic als Dienstfahrzeug lässt sich schlecht Kriegerprinzessin Xena spielen.
    »Na?«, sagte ich zu Morelli. »Was gibt’s Neues?« »Bist du jetzt hinter Ranger her?«
    »Nein. Ich doch nicht.«
    Morelli zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Ich kann doch nicht zaubern«, sagte ich. Mich auf Ranger anzusetzen hieße, die Hühner auf den Fuchs hetzen. Morelli lehnte lässig gegen die Beifahrertür. »Ich muss ihn unbedingt sprechen.«
    »Ermittelst du in der Brandsache?«
    »Nein. Es geht um etwas anderes.«
    »Hat es mit dem Brand zu tun? Zum Beispiel das Loch in Homer Ramos’ Kopf?«
    Morelli grinste. »Du stellst aber viele Fragen.«
    »Ja, und nie kriege ich eine Antwort. Warum reagiert Ranger nicht auf seinen Pager? Wieso ist er in die Sache verstrickt?« »Er hat sich an dem Abend mit Ramos getroffen. Eine Überwachungskamera im Foyer hat die beiden aufgenommen. Das Gebäude wird über Nacht abgeschlossen, aber Ramos besaß einen Schlüssel. Er kam als Erster, hat zehn Minuten auf Ranger gewartet und ihm die Tür aufgemacht. Dann sind die beiden durch das Foyer gelaufen und mit dem Aufzug in den zweiten Stock gefahren. Fünfunddreißig Minuten später kommt Ranger zurück. Zehn Minuten, nachdem er das Gebäude verlassen hat, wird Feueralarm ausgelöst. Man hat vierundzwanzig Stunden Filmmaterial von der Überwachungskamera gesichtet, und danach zu urteilen waren außer Ranger und Ramos niemand sonst in dem Gebäude.«
    »Zehn Minuten, das ist eine lange Zeit. Dazu kommen noch drei Minuten für die Fahrt mit dem Aufzug oder die Flucht über die Treppe. Angenommen Ranger hat das Feuer gelegt, wieso ist dann der Alarm nicht eher losgegangen?«
    »In dem Büro, in dem Ramos’ Leiche entdeckt wurde, gibt es keinen Rauchmelder. Die Tür war geschlossen, und der nächste Rauchmelder ist im Flur.«
    »Ranger ist nicht blöd. Er würde sich niemals von einer Überwachungskamera erwischen lassen, wenn er vorhätte jemanden umzubringen.«
    »Es war eine versteckte Kamera.« Morelli schielte auf meinen Doughnut. »Willst du den noch essen?«
    Ich teilte den Doughnut und gab ihm
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