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Toedliche Verfolgung

Toedliche Verfolgung

Titel: Toedliche Verfolgung
Autoren: Michelle Raven
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Stiefel trotz der Hitze anbehalten, auch wenn er darüber nachgedacht hatte, sich ihrer wenigstens für einige Minuten zu entledigen. Noch nicht einmal eine Sonnenbrille hatte er dabei, da sie die Sicht durch die getönte Scheibe seines Trucks zu sehr einschränkte.
    Gegen die Sonne blinzelnd blickte er sich um. Der Ort sah noch genauso trostlos aus wie vor einigen Minuten, als er hier angehalten hatte. Eine staubige Piste, verwahrloste Gebäude, ein paar verdorrte Bäume und Büsche. Ein abgestorbener Strauch rollte über die Straße, von einem leichten Wind angetrieben. Fast bildete Jack sich ein, den Klang einer Mundharmonika zu hören, die das ›Lied vom Tod‹ anstimmte. Okay, bevor auch noch Charles Bronson neben ihm auftauchte, sollte er lieber Hilfe suchen.
    Mit langen Schritten eilte Jack auf die erste Hütte zu. Die Tür hing schief in den Angeln und wirkte nicht sonderlich stabil, deshalb klopfte er an den Türrahmen. »Hallo?«
    Niemand antwortete, nichts rührte sich. Jack wartete einige Sekunden, dann schob er die Tür ein Stück auf. Angewidert betrachtete er den heruntergekommenen Raum. Nein, hier wohnte seit Langem niemand mehr. Selbst wenn es früher ein Telefon gegeben hatte, wäre es inzwischen längst abgemeldet. Er wollte gerade umkehren, als die Tür knarrte. Langsam kippte sie auf ihn zu und landete dann mit einem lauten Krachen auf dem Boden. Jack konnte gerade noch mit einem Sprung zur Seite ausweichen. Fluchend ging er allen weiteren Gefahrenquellen aus dem Weg, untersuchte rasch das Gebäude und versuchte es dann beim nächsten. Doch auch dieses Haus war unbewohnt – in diesem Geisterort schien, wie zu erwarten, niemand mehr zu leben. Die Sandschicht in den Häusern wies keine Fußspuren auf, die Stille war absolut. An einem Pfahl hing ein völlig verblichenes Schild mit zahllosen Einschusslöchern:
Willkommen in Dead End
. Oh ja, willkommen! Der Name passte gut zu diesem verlassenen Kaff.
    Jack trat auf die Schotterpiste zurück und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es wurde Zeit, sich mit der Situation abzufinden. Am Highway würde ihn sicher jemand mitnehmen. Nun, vermutlich keine Frau mit Kindern, so wie er aussah, aber bestimmt einer seiner Kollegen. Erst einmal musste er allerdings die Strecke bis zum Highway hinter sich bringen. Warum hatte er nicht einfach hinter der ersten Kurve angehalten? Dann stände sein Truck noch da, und selbst wenn nicht, hätte er wesentlich schneller eine Mitfahrgelegenheit gefunden. Mit einem Ruck zog Jack das Shirt über den Kopf und schlang es um seinen Nacken. Seine Wut auf den Dieb und die eigene Dummheit half ihm, auf der verlassenen Straße zügig voranzukommen. Weil seine Gedanken ausschließlich auf das Ziel gerichtet waren, den Mistkerl zu erwischen und seinen Truck wiederzubekommen, hörte er das Motorengeräusch zunächst gar nicht.
    Bevor er sich umdrehen konnte, war das Motorrad an ihm vorbeigerast und hatte ihn in eine dichte Wolke feinen Sandes gehüllt. Hustend und spuckend drehte Jack sich zur Seite, um wenigstens seine Augen vor den Sandkörnern zu schützen. Verdammter Idiot! Es war lebensgefährlich, auf dieser Straße dermaßen schnell zu fahren. Ohne davon zu reden, dass man Menschen, die hier entlanggingen, viel zu spät erkennen konnte. Als sich der Staub gelegt hatte, sah er etwa hundert Meter vor sich das Motorrad mitten auf der Straße stehen. Der Fahrer hatte seine Beine zu beiden Seiten auf den Boden gestellt und blickte zu ihm zurück. Jack bezwang den Impuls, dem Typen seinen Mittelfinger zu zeigen. Vielleicht konnte er ja jemanden für Jack benachrichtigen. Mit gleichmäßigen Schritten ging er weiter die Straße entlang, er würde sich auf keinen Fall beeilen. Zu oft hatte er in seiner Jugend selbst so getan, als würde er jemanden mitnehmen, um dann im letzten Moment weiterzufahren.
    Jack verzog den Mund. Es würde ihm recht geschehen, wenn sich der Biker entschloss, nicht so lange zu warten. Einige Meter weiter stoppte er abrupt. Auf dem Motorrad saß – in Jeans, knöchelhohe Stiefel und T-Shirt gekleidet – eine Frau! Während er betont langsam weiterging, wanderten seine Augen über ihren Körper. Lange, schlanke Beine steckten in einer engen Jeans, das weiße, enge T-Shirt klebte an ihrem Oberkörper. Die langen, roten Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten. Einzelne Strähnen waren daraus entkommen und kringelten sich um ihr Gesicht. Eine dunkle Sonnenbrille verbarg ihre Augen. Trotz der Hitze trug sie
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