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Toedliche Spur

Titel: Toedliche Spur
Autoren: André Marx
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Zeichen. Vielleicht war es sinnvoll, beide Seiten anzuhören.
    Bob riss ihrem Gefangenen das Klebeband so unsanft vom Mund, dass dieser aufschrie. »Sie wollten etwas sagen?«
    »Unschuldig!«, keuchte MacDunno. »Susanna war nicht unschuldig. Sie hat das Geld mitgehen lassen und ist davongekommen! Und die Polizei, diese Idioten, glaubten, dass es Steve gewesen wäre.«
    »Sie hatte ihre Gründe!«, verteidigte Morton seine Schwester. »Und das wissen Sie besser als jeder andere, MacDunno!«
    »Was für Gründe, Morton?«, hakte Justus nach.
    Morton seufzte. »Ich lebte damals noch in England, als meine Schwester Susanna auf diesen Kerl hereinfiel. Sie ahnte, dass er krumme Sachen machte. Ich habe sie immer wieder vor ihm gewarnt, aber sie hat nicht auf mich gehört. Sie war ihm hörig. Das ging so weit, dass sie sogar bei ihm blieb, als er sie … misshandelte. Er schlug sie immer wieder, aber sie hatte sich in eine so tiefe Abhängigkeit begeben, dass sie sich nicht von ihm trennen konnte. Er nahm ihr ihr Geld, sie hatte keinen Job mehr und wusste nicht, wie sie aus dieser Hölle ausbrechen sollte. Das ging jahrelang so. Doch eines Tages kam sie auf mich zu und sagte, sie wüsste nun, wie sie sich selbst befreien könnte. Doch dazu brauchte sie meine Hilfe. Ich habe ihr natürlich versprochen, sie zu unterstützen, egal was passieren würde.« Morton unterbrach sich und schluckte schwer. »Das war ein Fehler.«
    »Denn eines Tages bat sie Sie, einen Koffer voller Geld in Sicherheit zu bringen«, mutmaßte Justus.
    Morton nickte. »Richtig. Susanna hatte herausgefunden, dass ihr sauberer Freund tief in Drogengeschäfte verwickelt war. Sie beschloss, den Spieß umzudrehen, und spionierte ihm nach, bis sie genug über die Geschäfte wusste. Dann entwickelte sie einen Plan: Sie wollte die beiden Banden gegeneinander ausspielen und das Geld selbst behalten. Ich weiß bis heute nicht, wie sie es geschafft hat, aber es gelang ihr, den Geldkoffer kurz vor der Übergabe auszutauschen, die Polizei zu verständigen und die Million zu verstecken. Die Polizei schnappte die beiden Banden. Ihr Glück war, dass einer der Verbrecher beim Schusswechsel getötet wurde. So fiel der Verdacht auf ihn. Ich war damals kurz davor, nach Kalifornien auszuwandern. Sie bat mich, mein Versprechen einzulösen und ihr zu helfen. Dann drückte sie mir den Koffer in die Hand und flehte mich an, das Geld in Sicherheit zu bringen. Sie hatte Angst, dass die Polizei es im Laufe der Untersuchung bei ihr finden würde.«
    »Und Sie haben ihr geholfen.«
    »Sie ist meine Schwester.«
    Bob räusperte sich. »Sie ist nicht halb so unschuldig, wie es aussah.«
    »Du schätzt die Situation falsch ein, Bob. Susanna wollte sich an MacDunno, der sie immer wieder misshandelt hatte, rächen.«
    »Dann hätte sie zur Polizei gehen und ihn wegen seiner illegalen Geschäfte anzeigen können.«
    »Die Polizei …«, murmelte Morton. »Susanna hat dort immer wieder Hilfe gesucht, wenn MacDunno sie geschlagen hatte.« Morton starrte den glatzköpfigen Mann voller Verachtung an. »Aber die Behörden hielten es nie für nötig, einzugreifen und sie da rauszuholen. Schließlich hatte Susanna eine Million Pfund in einem Koffer. Das Geld war durch die verschiedensten Verbrechen erworben worden, es gehörte niemandem rechtmäßig. Also stand sie vor der Wahl, es der Polizei zu übergeben, die sie immer wieder im Stich gelassen hatte – oder es zu behalten und sich damit ein neues Leben aufzubauen.«
    »Und sie entschied sich für Letzteres.«
    »Genau. Als die Gerichtsverhandlungen gelaufen waren und die Bande im Knast saß, zog sie nach Australien und bat mich von dort aus, ihr das Geld zukommen zu lassen.«
    »Aber das haben Sie nicht getan«, stellte Peter fest. »Warum nicht?«
    »Weil es unrecht war. Das Geld gehörte ihr nicht. Ihr zu helfen, wenn sie in Schwierigkeiten steckte, war eine Sache. Sie aber dabei zu unterstützen, eine Million Pfund verschwinden zu lassen, eine ganz andere. Also weigerte ich mich, ihr das Geld zu geben. Ich konnte es einfach nicht mit meinem moralischen Empfinden vereinbaren.«
    Justus runzelte die Stirn. »Aber warum haben Sie es dann nicht zur Polizei gebracht?«
    Morton atmete tief ein. »Das konnte ich auch wieder nicht. Erstens hätte ich meine Schwester damit an die Polizei verraten, und zweitens … zweitens hatte ich eine dunkle Vorahnung, dass sie das Geld eines Tages benötigen würde. Nicht um sich ein schönes neues Leben
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