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Toedliche Spur

Titel: Toedliche Spur
Autoren: André Marx
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wahrnahm. Er drehte sich zum Fenster. War da draußen nicht eine Bewegung gewesen? Langsam trat er näher an die Scheibe und sah hinaus. Düster lag der Schrottplatz vor ihm. Nur das Licht der Straßenlaternen fiel über den hohen Bretterzaun, der das Gelände begrenzte, und verwandelte die Berge aus Schrott und Gerümpel in bizarre Gebilde aus Licht und Schatten – ein vertrauter Anblick für Justus. Er hatte fast sein ganzes Leben hier verbracht. Aufmerksam wanderte sein Blick vom kleinen Holzschuppen, in dem Onkel Titus seine wertvollsten Schätze aufbewahrte, zum Büro, in dem Tante Mathilda sich um die Buchhaltung kümmerte, zum Campinganhänger, in dem Justus und seine Freunde Bob und Peter ihre Detektivzentrale eingerichtet hatten, zur angrenzenden Freiluftwerkstatt … Alles war ganz ruhig. Er musste sich getäuscht haben. Justus wartete einige Minuten, doch nichts rührte sich. Wahrscheinlich war es nur ein Auto gewesen, dessen Scheinwerferlicht durch die Ritzen im Zaun gefallen war.
    Gerade als er endgültig in sein Bett zurückkehren wollte, sah er es erneut: ein Licht, ein Schatten. Jemand schlich mit einer Taschenlampe durch die Werkstatt! Eine hochgewachsene, schlanke Gestalt. Mehr konnte Justus nicht erkennen. Er wirbelte herum, stürzte zum Telefon im Flur, aber als er den Hörer abheben und die Nummer der Polizei wählen wollte, hielt er inne. Die Polizei würde zu lange brauchen. Bis dahin war der Einbrecher längst über alle Berge. Justus legte wieder auf und zog Tante Mathildas Strickjacke an, die an der Garderobe hing. Dann schlüpfte er in seine Turnschuhe und öffnete die Haustür. Es war unangenehm kühl. Er blieb ein paar Sekunden in der Tür stehen und hielt Ausschau nach dem Schatten. Da war er wieder! Er schlich über den Hof, näherte sich aber nicht wie erwartet dem Schuppen oder Büro, sondern dem roten Tor. Diese in den Bretterzaun eingebaute Geheimtür kannte außer Justus, Peter und Bob niemand. Das musste ein Zufall sein! Doch als die Gestalt tatsächlich genau dort stehen blieb und sich an dem Mechanismus zu schaffen machte, mit dem man eines der Zaunbretter zur Seite schieben konnte, löste sich Justus aus seiner Starre und lief, so schnell er konnte, auf den Fremden zu. Er musste wissen, wer das war! Der Einbrecher hörte Justus’ Schritte und drehte sich um, doch sein Gesicht lag im Schatten des Zaunes. Er zwängte sich durch die schmale Öffnung des roten Tores und verschwand.
    Als Justus die Geheimtür erreichte, hörte er bereits einen Motor aufheulen. Er steckte seinen Kopf durch das geheime Tor, sah aber nur noch die Rücklichter des Autos. Angestrengt kniff er die Augen zusammen und erkannte die ersten Buchstaben des Nummernschildes. Dann verschwand der Wagen in der Ferne.
    Wütend stampfte Justus mit dem Fuß auf, schloss das rote Tor und suchte ein paar Minuten auf dem Schrottplatz herum. Schließlich fand er einen geeigneten Holzkeil, mit dem er den Eingang versperren konnte. Als er ihn unter das Brett geklemmt hatte, fiel sein Blick auf einen kleinen, blitzenden Gegenstand. Der Einbrecher hatte bei seiner Flucht etwas verloren.
Ein Feind aus der Vergangenheit?
    »Wir treffen uns heute Nachmittag in der Zentrale«, sagte Justus Jonas, als er seine Freunde Peter Shaw und Bob Andrews in der Pause auf dem Schulhof traf.
    Peter runzelte die Stirn. »Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, Justus. Tut mir leid, ich kann heute nicht, ich gehe mit Jeffrey surfen. Darauf freue ich mich schon seit Tagen.«
    »Im Internet?«, fragte Bob.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Peter gereizt, der Bobs Scherz nicht begriff. »Schon mal was von Wasser, Wind und Surfbrettern gehört?«
    »Es ist wichtig, Peter!«, mischte Justus sich ungeduldig ein. »Wir haben etwas Dringendes zu besprechen. Sozusagen einen Notfall.«
    »Notfall? Ist die Zentrale abgebrannt?«
    »So ähnlich. Wir hatten letzte Nacht einen Einbrecher. Also: Pünktlich um drei auf dem Schrottplatz!« Mit diesen Worten wandte Justus sich um und ging mit schnellen Schritten auf das Schulgebäude zu.
    Bob und Peter blickten ihm schweigend nach, bis Bob seine Sprache wiederfand und hinterherrief: »He! Ist das dein Ernst?«
    »Ja!«, rief Justus zurück.
    »Was ist denn passiert? Bleib doch stehen!«, versuchte Peter ihn aufzuhalten.
    »Keine Zeit! Ich muss noch in die Bibliothek, bevor die nächste Stunde anfängt«, behauptete Justus und war verschwunden.
    »Das darf ja wohl nicht wahr sein«, sagte Peter kopfschüttelnd.
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