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Toedliche Saturnalien

Toedliche Saturnalien

Titel: Toedliche Saturnalien
Autoren: John Maddox Roberts
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nicht erwarten, daß sie sich wie eine alte sabinische Krankenschwester benehmen.«
    »Wohl nicht. Und wie läuft es zur Zeit so in der Gegend?«
    »Ungewöhnlich ruhig. Du kannst deine Waffen zur Abwechslung einmal eingepackt lassen.«
    »Und wie ist es in der Stadt?« fragte ich.
    »Dazu kann ich nicht viel sagen. Aber ich habe gehört, es soll in letzter Zeit recht rauh zugehen.«
    »Clodius?« Es war das Jahr, in dem Clodius für das Tribunat kandidierte, das damals in vielerlei Hinsicht das mächtigste politische Amt in Rom war. Und wenn Clodius gewählt werden sollte, wäre er ein Jahr lang sowohl ungeheuer mächtig als auch sakrosankt, unberührbar durch das Gesetz oder seine Mitbürger.
    Allein der Gedanke verursachte mir Bauchgrimmen. Allgemein ging man davon aus, daß er die Wahl sicher gewinnen würde. Die Claudier waren an sich Patrizier und damit von diesem Amt ausgeschlossen; doch Clodius hatte Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um zum Plebs übertreten zu dürfen.
    Schließlich war ihm das dank des Einflusses von Caesar und Pompeius auch gelungen. Er hatte sein Ziel erreicht, indem er sich von einem obskuren plebejischen Verwandten namens Fronteius adoptieren ließ. Jeder, der sich diesem Übertritt widersetzt hatte, durfte für das kommende Jahr allerlei Unannehmlichkeiten erwarten.
    »Er ist Caesars Bluthund«, sagte Silanus, »aber man sagt, daß der Konsul ihn an der langen Leine läßt.« Wie alle anderen sprach auch Silanus von Caesar, als sei er alleiniger Konsul.
    Sein Amtskollege Bibulus war eine derart unbedeutende Figur, daß die Römer dieses Jahr seither stets als das des »Konsulats von Julius und Caesar« bezeichnet haben. Ich steckte die Vollmachten ein, sammelte meinen Sklaven und mein Gepäck ein und trottete im Regen durch die Porta Appia.
    An sich war vereinbart, daß ich erst nach Rom zurückkehren sollte, wenn Clodius seine Amtszeit beendet und Rom verlassen hatte. Andererseits war aber nicht vorgesehen, daß Metellus Celer starb. Die Anordnung meines Vaters war, gelinde gesagt, kategorisch gewesen.
    Unser Verwandter Quintus Caecilius Metellus Celer ist tot, vermutlich vergiftet. Anläßlich seiner Beerdigung tritt der Familienrat zusammen. Du hast unverzüglich nach Rom zurückzukehren. Mir kam das ein wenig übertrieben vor. Celer war zugegebenermaßen einer der bedeutendsten Caecilier seiner Zeit, aber normalerweise hätten lediglich die engste Familie und alle Mitglieder des Gens, die sich zur Zeit zufällig in Rom aufhielten, an seiner Beerdigung teilgenommen und sich um die weiteren Rituale gekümmert, die das Hinscheiden eines so berühmten Mannes begleiteten. Daß Caecilier von so entlegenen Orten wie Rhodos heimbeordert wurden, deutete vielmehr darauf hin, daß eine politische Krise bevorstand.
    Wir Meteller sind stets politische Menschen gewesen, aber ich war das einzige Familienmitglied, dessen Anwesenheit in Rom als politisch wenig ratsam galt. Mein Talent, mir Feinde zu machen, war schon bemerkenswert für einen Mann ohne jeden politischen Ehrgeiz. Vor allem Menschen, die etwas zu verbergen hatten, wurden in meiner Gegenwart unruhig.
    Am Stadttor wählten Hermes und ich unsere Pferde und packten unsere spärlichen Habseligkeiten auf einen dritten Gaul.
    Als wir losritten, hüpfte Hermes in seinem Sattel so auf und ab, daß schon das Zuschauen schmerzte, aber ich konnte nur herzhaft darüber lachen. Ich selbst war ein passabler Reiter. Als kleiner Junge bin ich auf sanftmütigen Gäulen über unsere ländlichen Anwesen geritten, und als ich die Toga eines Mannes anlegen durfte, schickte mich mein Vater zum Unterricht bei den Männern, die im Circus neben den Wagen her galoppieren und die Vierspänner vorwärtstreiben. Diese Übung kam mir bei meinem militärischen Einsatz in Spanien gut zustatten, denn ein Großteil der Jagd auf die Freiheitskämpfer, die sich in die Berge zurückgezogen hatten, wurde zu Pferde erledigt. Trotzdem waren Pferde nie eine Leidenschaft von mir, und ich habe es Zeit meines Lebens vorgezogen, den Profis von einem bequemen Tribünenplatz aus zuzusehen. Aber es war besser als zu Fuß oder per Schiff zu reisen. Alles war besser als Schiffsreisen.
    Die Via Appia war wie alle unsere Straßen in tadellosem Zustand. Sie war die älteste unserer Hauptstraßen, das Stück zwischen Capua und Rom war vor fast dreihundert Jahren von Appius Claudius begonnen worden, und der Rest war fast ebenso alt, so daß die entlang der Straße gepflanzten Pappeln
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