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Tödliche Pralinen

Tödliche Pralinen

Titel: Tödliche Pralinen
Autoren: Léo Malet
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ist
Perrot, aus dem Stall Jamin.“
    Reboul räkelte sich.
    „Hab ich auch gehört“, sagte er gähnend, „im
Bistro... von Leuten, die Ahnung haben.“
    Roger Zavatter verließ seinen
Beobachtungsposten.
    „Ich auch“, sagte er, „im Cornet und bei
Gaston.“
    Jetzt gähnte auch er und fügte hinzu:
    „Ich glaube, ich muß mal was trinken.“
    „In eben diesen Bistros?“
    Er grinste.
    „Und so nebenbei Ihr nicht verdientes Geld
verwetten?“
    „Kann schon sein.“
    Ich stopfte meine Pfeife neu und zündete sie an,
um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Schließlich zückte ich meine Brieftasche.
    „Hier sind tausend Francs. Aber nicht für Sie!
Setzen Sie sie auf die Startnummer io.“
    Nachdem Zavatter die Agentur verlassen hatte, um
Durst und Wetteifer zu stillen, legte ich die Sportillustrierte zur Seite und
griff zu der Morgenausgabe des Crépuscule. Hatte sie schon vor- und
rückwärts gelesen, doch ich wollte mich noch einmal davon überzeugen, daß sich
mein Magen nicht ohne Grund zusammengezogen hatte.
    Nein, ich träumte nicht. Auf der ersten Seite
stand immer noch in riesigen Lettern:
     
    DIE EHRENWERTE GESELLSCHAFT
    DER RIESENBETRUG DES FALSCHEN BARONS
    JAMES DE HELCOURT.
    RENE GALZAT ENTLARVT
DEN HOCHSTAPLER!
     
    Im Alleingang, nur mit Hilfe seines analytischen
Verstandes, ist der Journalist einem Rätsel auf die Spur gekommen, das die ausgefuchsten
Spürhunde vom Quai des Orfèvres und die findigsten Privatdetektive unserer
Stadt für unlösbar hielten. (Forts. S. 5)
     
    Eine schöne Fortsetzung war das! Und ein schöner
Schnapsheiliger, dieser Marc Covet! So was nannte sich „Freund“! Hätte er mich
nicht anrufen können? Ganz bestimmt wußte er, welcher Sache sein Kollege da auf
die Schliche gekommen war. Diesen Galzat hatte ich gefressen. Schlechtgelaunt
brummte ich vor mich hin. Das tat ich nun schon seit heute morgen.
    Der Crépuscule hatte die fettesten
Lettern verwendet, um das Loblied auf den Sherlock Holmes ihrer Redaktion zu
singen. Hörte sich beinahe schon wie ‘ne öffentliche Bekanntmachung an.
     
    DANK DER BEACHTLICHEN INTELLEKTUELLEN
FÄHIGKEITEN VON RENE GALZAT... IM CREPUSCULE, DER BEDEUTENDEN TAGESZEITUNG...
     
    Nicht zum Aushalten! Ganz besoffen von seiner
Glanzleistung, konnte sich René Galzat vor Freude kaum fassen. War gar nicht
mehr zu bremsen. Verhieß Sensationelles, versprach Unerhörtes und... hielt den
Leser hin! Mit der Zeit und den Zeilen wurde es immer komischer.
     
    Vor drei Monaten wurde der Taxichauffeur Yvan
Boris auf der Straße nach Orléans ermordet. Die Polizei konnte die Täter bisher
nicht fassen.
    Vor zwei Monaten bemerkte Miss Sattle das
Verschwinden ihres Diamantenkolliers, dessen Wert sich auf rund zehn Millionen
beläuft. Von dem Kollier sowie den Dieben fehlt jede Spur.
    Vor einem Monat wurde der Börsenmakler Karpel
entführt. Die Polizei konnte bisher weder das Opfer finden noch die Entführer
festnehmen.
    René Galzat nimmt die Herausforderung an. Er
wird diese Kriminalfälle in Angriff nehmen. Von einem bekannten Pariser
Privatdetektiv wird behauptet, er schlage „das Geheimnis k. o. a ! Unser Mitarbeiter wird ihm
diesen Rang bald streitig machen...
     
    Es wurde immer besser! Jetzt klaute man mir
schon meinen Werbespruch! Ich schnappte mir das Telefon. Nach einer
beträchtlichen Anzahl von Fehlversuchen wählte ich endlich die richtige Nummer
des Crépu. Doch man ließ mich warten. Als ich schließlich Marcs „Hallo!“
hörte, spürte ich das dringende Bedürfnis, ihn anzuschnauzen. Ich gab dem
Bedürfnis nach. Die Membrane zitterte, die Leitung knackte und rauchte.
    Marc Covet beteuerte seine Unschuld. Er habe
nichts mit der Sache zu tun, schwor er beim Barte seiner verstorbenen
Großmutter. Der alte Feigling! Galzat habe heimlich alles eingefädelt. Galzat
hier, Galzat da... Covet spuckte mir beinahe den Namen seines Kollegen ins Ohr.
Nein, man konnte wirklich nicht behaupten, daß er ihn ins Herz geschlossen
hätte. Nicht etwa, weil dieser Windhund drauf und dran war, mich auszustechen
und mir meinen Titel als Dynamit-Burma abzujagen. Covet war vielmehr so
schlecht auf ihn zu sprechen, weil er ihn nicht über seine Recherche informiert
hatte und deshalb seine eigenen Artikel bei der Leitung des Crépu im
Kurs sinken würden! Zufrieden stellte ich fest, daß sich die beiden
Journalisten nicht riechen konnten.
    „Ich schicke Ihnen Reboul vorbei“, teilte ich
meinem Freund mit. „Er ist ganz verrückt nach Mae West und will
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