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Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi

Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi

Titel: Tödliche Panne: Ein Las-Vegas-Krimi
Autoren: Rex Kusler
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geantwortet, dass ich auf diese Art freundschaftliches Verhalten verzichten kann, vor allem, wenn es von einem älteren Kollegen kommt.« Sie trank einen Schluck Kaffee. »Jetzt beachtet er mich einfach nicht mehr und behandelt mich wie einen Hund. Er denkt wohl, ich soll ihm einfach hinterher trotten, den Mund halten und ihn die Ermittlungsarbeit und die Beweisaufnahme machen lassen, währendich herumstehe und dabei lächle und nicke und zu ihm sage: ›Ja, Massa!‹«
    Snow lachte. »Und wie macht der Massa seine Arbeit?«
    Sie beugte sich näher zu ihm. »Er ist sehr fokussiert. Er macht sich sofort über die Leiche her und steckt seine Nase rein – wie ein Hund, der an einem Haufen Scheiße schnüffelt. Ihn interessiert nichts außer der Leiche.« Sie kicherte und legte ihre Hand auf Snows Arm. »Und wenn er sieht, wie ich mit den Händen auf dem Rücken am Tatort auf und ab gehe und nach Dingen Ausschau halte, die fehl am Platz oder verdächtig sind, lässt er jedes Mal denselben Spruch ab: ›Passen Sie auf, Detective, dass Sie den Tatort nicht verunreinigen.‹ Dann watschelt er wieder wie eine Ente um die Leiche herum – als ob er dabei was finden könnte, das die Jungs von der Spurensicherung übersehen haben.«
    Sie drehte den Kopf zur Seite und warf ihrem älteren Kollegen durch das Fenster einen Blick zu.
    Snow folgte ihrem Blick. Harris stand in aufrechter Haltung draußen auf der Terrasse des Cafés, Handy am Ohr und die andere Hand in der Hosentasche. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt, reckte das Kinn nach vorne und grinste vergnügt. So wie er dastand, sah es aus, als redete er mit dem Himmel.
    »Haben Sie schon mit dem Lieutenant oder Ihrem Sergeant geredet und darum gebeten, dass man Sie einem anderen Partner oder Team zuteilt?«
    Sie wandte sich wieder Snow zu. »Nein. Ich will keinen Staub aufwirbeln. Ich bin ja noch neu in dem Laden. Und dann gibt es Tage, an denen ich mich frage, ob ich mir nicht einen anderen Job suchen soll. Mel scheint die Arbeit Spaß zu machen, aber ich kann Leichen wirklich nicht mehr sehen.«
    Snow nickte. »Das war der Hauptgrund, warum ich den Job hingeschmissen hab. Und ich hab diese Entscheidung nie bereut.«
    »Nun ja.« Alice langte in ihre Handtasche, nahm eine Visitenkarte heraus und gab sie Snow. »Da Sie ja jetzt in diesen Fall verwickelt sind, können Sie mich gerne anrufen, falls Sie Fragen haben oder falls ich Ihnen irgendwie helfen kann.« Sie sah ihm in die Augen. »Ich bin jederzeit für Sie da … es sei denn, Sie reden lieber mit Mel.«
    Diese Bemerkung sorgte für Heiterkeit und sie bekamen beide Tränen in die Augen vor Lachen.

5
    Der Hollywood-Wohnmobil-Stellplatz war ungefähr vierhundert Kilometer von der gleichnamigen Filmstadt entfernt. Er lag im Osten von Las Vegas am Hollywood Boulevard, nur ein kleines Stück südlich der Vegas Valley Road. Nördlich des Stellplatzes befand sich ein unbebautes und nicht eingezäuntes Grundstück, vor dem ein Schild mit der Aufschrift »Zu Verkaufen« stand. Noch weiter nördlich, an derselben Straße, war ein Abschleppdienst, auf dessen Hof kaputte Fahrzeuge auf ihre Besitzer oder den Abtransport zum Schrottplatz warteten. Nach Süden hin erstreckte sich entlang der anderen Straßenseite ein unbebautes Stück Wüste, auf dem Salbei- und Kreosot-büsche sowie eine Reihe anderer Pflanzen wuchsen, die in der trockenen Hitze der Mojave-Wüste gedeihen konnten.
    Aber an diesem Tag, als Jim Snow mit seinem Hyundai Sonata vor dem Stahltor des Hollywood-Wohnmobil-Stellplatzes hielt, war es trotz der für die Jahreszeit etwas hohen Temperaturen nicht zu heiß. Obwohl es schon Ende Oktober war, maß das Thermometer milde achtundzwanzig Grad – für lokale Verhältnisse ein Wetter, bei dem eine leichte Jacke genügte.
    Er stieg aus und ging zum Tastenfeld. Bei genauerem Hinsehen bemerkte er die Sprechtaste und wollte schon darauf drücken, als das Tor aufging. Er stieg wieder in seinen Wagen und fuhr auf das Gelände.
    Gleich rechts nach der Einfahrt sah Snow einen Müllcontainer und eine mobile Toilettenkabine in Grün. Auf der linken Seite befand sich ein weiß angestrichenes Holzhäuschen mitspitzem Ziegeldach von der Größe eines Geräteschuppens. An der Vorderseite gab es keine Fenster, sondern nur eine Fliegengittertür. Daneben war ein Kasten aus Metall befestigt, in den die Mieter ihre Stellplatzgebühren einwerfen konnten. Die Seitenwände des Gebäudes hatten in der Mitte je ein Fenster mit
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