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Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Tödliche Ohnmacht: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: C. S. Forester
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Moment.
    »Und was ist mit dir, Mutter?«, fragte sie. »Du bist doch genauso müde wie ich.«
    »Oh nein, bin ich nicht«, entgegnete Mrs Clair entschieden. »In meinem Alter fühlt man sich nicht mehr müde. Nun geh schon.«
    Marjorie schleppte sich die Treppe hinauf nach oben ins Schlafzimmer, wo die warme Nachmittagssonne ihre Strahlen allmählich schon durch die Fenster sandte. Sie war sogar zu müde, um sich noch das Kleid auszuziehen; sie sank aufs Bett, drehte sich auf die Seite und schlief fast augenblicklich ein. Doch in ihrem schweren Schlaf suchten stürmische Träume sie heim. Und manche dieser Träume waren geradezu verstörend, wenn auch albern – es waren Träume über schwarze Scherben von Weinflaschen, die in einem Mülleimer lagen.

3
    Als Marjorie am Freitagmorgen mit Derrick an der Hand die High Street entlangging, um Einkäufe zu erledigen, fiel ihr das Reklameplakat des ›Weekly Advertiser‹ ins Auge.
    »Städtische Schreibkraft begeht Verzweiflungstat«, las sie. »Vollständiger Bericht zur Todesursache«.
    Die städtische Schreibkraft war Dot, das wusste sie, und die Verzweiflungstat war ihr Selbstmord. Marjorie gab kaum einmal die zwei Pence für die Lokalzeitung aus, aber heute tat sie es. Und sie trieb die Verschwendung noch weiter und ging ins Mountain’s, das Café auf der High Street, wo die reichen Frauen verkehrten, und erkaufte sich mit einem Eisbecher zu vier Pence für eine Weile Derricks Schweigen und mit einer Tasse Kaffee zu vier Pence einen friedlichen Augenblick für sich selbst, um die Zeitung zu lesen.
    Die Seite mit dem Bericht fand sie recht schnell – so ein richtig pikanter Selbstmord in der Vorstadt bekam natürlich unweigerlich einen prominenten Platz in der Lokalzeitung.
    »Der Stellvertretende Untersuchungsrichter Mr Harley Brown hat nach Ermittlungen zum Tod von Dorothy Evelyn Clair am 18. Juni, Stenotypistin, 28 Jahre alt, wohnhaft Dewsbury Road 16, in einer Sitzung ohne Geschworene auf ›Selbstmord bei eingeschränkter Zurechnungsfähigkeit‹ als Todesursache erkannt. Dr. Aloysius Montgomery sagte aus, dass der Tod durch eine Kohlenmonoxidvergiftung infolge eingeatmeten Kohlengases eingetreten sei. Die Verstorbenehabe kurz vor ihrem Tode noch eine Mahlzeit zu sich genommen und eine beträchtliche Menge Alkohol getrunken. Es sei nicht ungewöhnlich, dass Menschen, die einen Selbstmord planten, reichlich trinken, um sich Mut zu machen. Seltener sei es, dass sie auch noch etwas essen, aber er könne nicht sagen, dass dies ein auffälliges Verhalten sei. Solche Fälle habe er schon häufiger gesehen. Die Verstorbene sei im dritten Monat schwanger gewesen.
    Sergeant Hale von der Londoner Polizei sagte aus, dass er auf einen Telefonanruf hin in den Harrison Way 77 gekommen sei und die junge Frau dort tot auf dem Boden liegend und mit dem Kopf im Gasherd vorgefunden habe. Briefe oder irgendeinen anderen Hinweis auf das Motiv für die Tat habe er nicht gefunden.
    Marjorie Grainger, verheiratet und die Schwester der Verstorbenen, schilderte, dass ihre Schwester an diesem Abend in den Harrison Way 77 kam, um das Haus zu hüten, während ihr Ehemann und sie ausgingen. Bei ihrer Rückkehr kurz vor Mitternacht habe sie Gas gerochen und dann die Verstorbene in der Küche wie beschrieben aufgefunden. Die Küche sei mit Gas angefüllt gewesen, da der Gashahn offen gewesen sei, und nachdem sie ihn zugedreht und die Fenster geöffnet hatte, habe sie die Polizei herbeitelefoniert. Sie wisse nicht, aus welchem Grund ihre Schwester unglücklich gewesen sein sollte; diese sei stets heiter und fröhlich gewesen. Sie könne sich an ein oder zwei kleine Flirts ihrer Schwester erinnern, aber an keine ernsthafte Affäre, und gewiss nicht in den letzten zwei Jahren. Edward Grainger, ihr Ehemann, bestätigte ihre Aussagen.
    Martha Clair, verwitwet und die Mutter der Verstorbenen, sagte, dass ihre Tochter ihr ganzes Leben lang zusammen mit ihr in der Dewsbury Road 16 gelebt habe. Ihre Tochtersei stets ein heiteres und fröhliches Mädchen gewesen, auch wenn sie meine, in den letzten Wochen eine Veränderung an ihr wahrgenommen zu haben. Die Verstorbene habe nur sehr wenige Männer gekannt, und falls es eine ernsthafte Affäre gegeben haben sollte, hätte sie gewiss davon gewusst.
    Mabel Somerset, Leiterin der Fürsorgestelle, sagte, dass die Verstorbene in den vergangenen vier Jahren als Stenotypistin für sie gearbeitet habe. Sie habe sie stets als tüchtig, fröhlich und lebhaft
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