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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen
Autoren: Hansi Hartwig
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reichlich spanisch vorkam – allerdings nur solange, bis er sagte: „Vor allem mit der Verwaltung meines Vermögens.“
    Sie konnte ein begeistertes „ Cool !“ nicht zurückhalten und schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund, als sich eine blauhaarige Dame am Nebentisch pikiert zu ihr umdrehte.
    „ Mein Vater hat mir eine Firma hinterlassen, Import und Export medizinischer Ausrüstungen, Elektronik et cetera , außerdem die Beteiligung an einer Reederei in Brest und …“ Germeaux winkte gleichmütig ab, würde er doch heute mit der Aufzählung nicht zum Ende kommen. „Geschäfte eben, einträgliche Geschäfte und selbstverständlich eine ganze Menge Arbeit, wie du dir denken kannst.“
    „Selbstverständlich. “
    Großer Gott, an wen war sie da bloß geraten? Er spielte in einer völlig anderen Liga als sie! Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn allen Ernstes kennenlernen wollte. Dennoch wurmte sie, dass er anscheinend nicht bereit war, von sich ebenso viel preiszugeben, wie er von ihr wusste. Sie musste ihm ja regelrecht die Informationen einzeln aus der Nase ziehen!
    „D emnach wohnst du in Brest?“
    „Nein, dort besitze ich lediglich ein Penthouse. Meinen Hauptwohnsitz habe ich in Paris, in der Rue Jean Caroupaye .“
    Nach der zweiten Flasche Champagner hatte sich Beates Zunge endlich so weit gelockert, dass aus dem anfänglichen Verhör ihres Vaters ein angeregtes Gespräch mit ihm wurde.
    „Lass uns hinüber in die Kaminbar gehen. Es ist ausgesprochen gemüt lich dort.“
    „ Le Tire Bouchon “, las Beate mit Ehrfurcht in der Stimme und kicherte gleich darauf albern. „Du kennst dich ziemlich gut aus in diesem Haus. Bist du hier Stammgast?“
    „Oh nein, glaube das nur nicht. Ich habe lediglich in der Service-Mappe gelesen, heute würde es in der Bar Live-Musik geben.“
    Dass er es mit Häusern und Wohnungen in einem halben Dutzend Staaten von wirtschaftlicher Bedeutung wohl kaum nötig hatte, sich in Hotels herumzutreiben, konnte er diesem Mädchen später noch erzählen.
     
    Lange nach Mitternacht verabschiedete sich Beate von ihrem Vater. Sie hatte den Tag mit ihm genossen und bedankte sich nun mit einem freundschaftlichen Kuss bei ihm.
    Pierre Germeaux hielt sie an der Hand zurück. „Beate, warte. Einen Moment, bitte.“
    „Ja?“ Sie gähnte ungeniert und hatte ihre liebe Not, die Augen geöffnet zu halten.
    „ Ich weiß, ich darf nichts überstürzen oder dich gar bedrängen, dennoch möchte ich dich fragen, ob ich einen Wunsch äußern darf.“
    „Aber sicher doch.“ Sie hatte heute ihren ausgesprochen großzügigen Tag, bemerkte sie im Stillen und wünschte sich gleichzeitig nichts sehnlicher, als schnell in ihr Bett zu kommen, bevor sie im Stehen zusammenklappte wie ein Taschenmesser.
    „Ich möchte, dass du zu mir nach Paris kommst.“
    Nicht bloß todmüde, sondern ebenfalls nicht mehr ganz nüchtern von dem reichlich geschlürften Champagner blitzten ihre Augen vor Begeisterung auf. „Ja. Warum nicht? Das ist eine gute Idee. Ich war noch nie in Paris, musst du wissen. Oder wusstest du das schon? Auf jeden Fall beginnen die Semesterferien irgendwann im Juli. Im August machen ‚Die guten Tiere’, das sind meine Freunde an der Seefahrtsschule, mit uns Mädchen einen Segeltörn auf der ‚Tina’. Ein paar Tage lediglich. Und mehr ist nicht geplant.“
    „Nein, Beate. Du hast mich falsch verstanden.“
    War das etwa ein Wunder? Ihr ganzes Leben schien aus nichts anderem als aus Missverständnissen und Fehlgriffen zu bestehen. Mit einer eigenartigen Mischung widerstreitender Gefühle schaute er ihr in die Augen. Sie hatte diesen glühenden Blick schon einmal gesehen. Einen kleinen Moment noch, dann würde ihr wieder einfallen, wo. Herrjeh, warum hatte sie sich nicht etwas zurückgehalten beim Trinken? Urplötzlich fühlte sie sich ernüchtert und unwohl in ihrer Haut, weil ihr schwante, was da gleich kommen würde.
    „Ich möchte, dass du für immer bei mir bleibst. Du bist meine Tochter. Und du hast dein Studium abgebrochen, sodass du bereits heute alle Zeit der Welt hast.“
    „Ach? Und w oher, bitteschön, weißt du das? Es ist noch gar nicht offiziell.“
    Kohlensäure blubberte in ihrem arg strapazierten Magen, als wollte sie sich auf den Weg zurück ans Licht machen, und dämpfte mit einem kräftigen „Hicks!“ den drohenden Wutanfall. „Ups, t’schuldigung. Wollte sagen, ich bin nicht der erdrückenden Obhut meiner Eltern entkommen, bloß um mich jetzt
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