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Tödliche Liebe: Roman (German Edition)

Tödliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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schwierig genug gewesen, ihre Verantwortlichkeiten in der Nachrichtenredaktion und vor der Kamera und die Gefälligkeiten, die sie Angela erwies, unter einen Hut zu bringen. Und das, was sie für Angela tat, waren tatsächlich nur Gefälligkeiten, und spielte sich überwiegend in ihrer Freizeit ab.
    »Zu mir war sie jedenfalls immer sehr freundlich. Meine Arbeit für das Mittagsmagazin und Deannas Viertelstunde gefielen ihr, und sie will mir sogar dabei helfen, meinen Stil noch zu vervollkommnen.«
    »Sie nutzt dich nur aus.«
    »Sie bringt mir etwas bei«, korrigierte Deanna und warf die für das Abschminken benutzten Wattebäusche beiseite. Ihre Bewegungen waren schnell und geübt, und sie traf die Mitte des Abfalleimers so sicher wie ein erfahrener Basketballspieler. »Es hat schon seine Gründe, daß Angelas Talk-Show als die beste überhaupt gilt, und ich hätte Jahre gebraucht, um die ganzen Feinheiten dieser Arbeit zu lernen, die ich in wenigen Monaten von ihr mitbekommen habe.«
    »Und du meinst wirklich, sie gibt dir von diesem Kuchen ein Stück ab?«
    Sie zog einen Flunsch, denn selbstverständlich wollte sie ein schönes, großes Stück dieses Kuchens für sich. Gesunder Egoismus , dachte sie und lachte in sich hinein. »Immerhin bin ich keine Konkurrenz für sie.«
    »Noch nicht.« Roger wußte jedoch, daß das irgendwann einmal der Fall sein würde. Es überraschte ihn, daß Angela den Ehrgeiz übersah, der immer wieder in Deannas Augen
aufglomm. Egozentrik macht einen eben oft blind, dachte er versonnen. Es hatte seine Gründe, daß er so gut darüber Bescheid wußte. »Ich gebe dir einen freundschaftlichen Rat: Liefere ihr nicht noch zusätzliche Munition.« Er bedachte sie mit einem letzten prüfenden Blick, während Deanna sich noch schnell für die Straße schminkte. Sie mochte ja vielleicht naiv sein, grübelte er, dickköpfig war sie jedenfalls obendrein noch. Ihr Mund und die Neigung ihres Kinns verrieten ihm das. »Ich muß mich noch um eine Aufzeichnung kümmern.« Sie zupfte an ihren Haaren. »Bis morgen dann.«
    »Ja.« Als Deanna allein war, klopfte sie mit ihrem Augenstift auf den Schminktisch. Sie hielt nicht alles für unbegründet, was Roger gesagt hatte. Weil Angela Perfektionistin war, für ihre Talk-Show Höchstleistungen einforderte und diese auch geboten bekam, hatte sie den Ruf, sehr streng zu sein. Und das zahlte sich aus. Seit sechs Jahren wurde ihr Material überallhin verkauft, und ihre Talk-Show Angela war jetzt mehr als drei Jahre lang die unbestrittene Nummer eins.
    Da sowohl Angela als auch das Mittagsmagazin in den CBC-Studios aufgezeichnet wurde, war Angela durchaus imstande, ein wenig Druck auszuüben, damit Deanna mehr Zeit für sie erübrigen konnte.
    Es traf auch zu, daß Angela sich Deanna gegenüber immer freundlich verhalten hatte und ihr mit einer Freundschaft und einer Bereitschaft, mit ihr zu teilen, begegnete, die in der ganz auf Konkurrenz eingestellten Welt des Fernsehens eher Seltenheitswert hatte.
    War es naiv, auf Freundlichkeit zu vertrauen? Deanna war nicht dieser Ansicht. Allerdings war sie auch nicht so dumm zu glauben, daß Freundlichkeit immer belohnt wurde.
    Nachdenklich nahm sie die Bürste mit ihrem Namen darauf in die Hand und zog sie durch ihr schulterlanges, schwarzes Haar. Wenn ihre Haut nicht von der dicken Schicht Theaterschminke bedeckt wurde, die im Licht der hellen Lampen und vor der Kamera erforderlich war, erinnerte sie mit ihrer vornehmen Blässe an Porzellan und stand damit in dramatischem Kontrast zu der tiefschwarzen Mähne ihrer Haare und den rauchgrauen, ein wenig schräg stehenden
Augen. Um dem Ganzen noch eine zusätzliche dramatische Note zu geben, hatte sie ihre Lippen rosarot geschminkt.
    Zufrieden zog sie die Haare mit zwei flinken Bewegungen der Handgelenke zu einem Pferdeschwanz nach hinten.
    Sie hatte nie vorgehabt, Angela Konkurrenz zu machen. Obwohl sie hoffte, das Gelernte dazu nutzen zu können, ihre eigene Karriere voranzutreiben, wollte sie eigentlich nur irgendwann einmal einen festen Platz im Sendernetz erhalten. Und Deannas Viertelstunde , ihren wöchentlichen Beitrag zu den Mittagsnachrichten, zu einer richtigen eigenen Talk-Show auszuweiten, lag durchaus im Bereich des Möglichen. Aber auch das würde Angela, der unumstrittenen Königin auf dem Gebiet der Talk-Shows, noch lange nicht den Rang ablaufen.
    Die neunziger Jahre waren für alle möglichen Stile und Shows weit offen. Sollte sie tatsächlich Erfolg
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