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Tödliche Liebe: Roman (German Edition)

Tödliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Sollte es nicht gelingen, zu vergessen, was in der Vergangenheit zwischen ihnen vorgefallen war, konnten sie das immer noch akzeptieren und ihrer Wege gehen.
    Deanna ließ ihren Ausweis in den Schlitz neben den Türen zum Studio gleiten. Das Licht blinkte grün auf. Sie schob sich nach innen, in die Dunkelheit hinein.
    Das Studio war leer, was sie freute.
    Als erste hier anzukommen verschaffte ihr einen weiteren Vorteil, denn sie würde dann als Talkmasterin den unwillkommenen Gast an einen ihr wohlvertrauten Ort führen, an dem sie sich ganz wie zu Hause fühlte. In diesem Studio war Deanna vom Mädchen zur Frau herangereift, hier hatte sie gelernt und sich herumgezankt; insofern war das Studio wirklich ihr Zuhause.
    Mit einem feinen Lächeln streckte Deanna in der Dunkelheit den Arm nach dem Schalter aus, mit dem das Lampenaggregat an der Decke eingeschaltet wurde. Sie vermeinte, etwas gehört zu haben, ein leises, kaum wahrnehmbares
Flüstern. Und die Vorfreude, die sie verspürte, wurde jäh von dem Gefühl durchbrochen, nicht allein zu sein.
    Angela, dachte sie und betätigte den Schalter.
    Doch als die Strahler an der Decke aufflammten, explodierten gleichzeitig hellere, blendendere Lichter in ihrem Kopf. Schmerz durchzuckte sie, und sie versank wieder in der Dunkelheit.
     
    Stöhnend erlangte sie allmählich wieder das Bewußtsein. Ihr Kopf hing nach hinten, stieß gegen einen Sessel, tat fürchterlich weh. Desorientiert hob sie erschöpft eine wacklige Hand an die Stelle, an der der Schmerz am schlimmsten war. Leicht mit Blut beschmiert, bewegten sich die Finger wieder davon weg.
    Verzweifelt versuchte sie, sich zu konzentrieren, und stellte verblüfft fest, daß sie an ihrem Stammplatz in dem ihr wohlbekannten Studio saß. Hatte sie einen Einsatz verpaßt? fragte sie sich und starrte benommen auf die Kamera, an der das rote Licht aufleuchtete.
    Doch hinter der Kamera war kein Studiopublikum zu sehen, außerhalb des von den Kameras erfaßten Bereiches herrschte bei den Leuten von der Technik kein geschäftiges Treiben. Obwohl die Deckenlichter mit der vertrauten Hitze auf Deanna herunterfluteten, war keine Talk-Show im Gang.
    Deanna erinnerte sich daran, daß sie eigentlich gekommen war, um sich mit Angela zu treffen.
    Wie Wasser, in das ein Stein geworfen wurde, begann ihr Gesichtsfeld erneut zu schwanken. Sie blinzelte, um klarer sehen zu können, und ihr Blick blieb an den beiden Bildern auf dem Monitor hängen. Dort sah sie sich selbst, blaß und mit glasigen Augen. Dann bemerkte sie voller Entsetzen den Gast im Sessel neben sich.
    Angelas rosafarbenes Seidenkostüm war mit Knöpfen aus Perlen verziert. Um den Hals trug sie eine zu diesen passende Perlenkette und kleine Trauben aus diesen Perlen als Ohrringe. Angelas goldfarbenes Haar war zu einer lieblichen Frisur zurechtgemacht, sie hatte die Beine übereinandergeschlagen
und die gefalteten Hände über die rechte Armlehne ihres Sessels gelegt.
    Jeder Irrtum war ausgeschlossen – das mußte Angela sein, auch wenn von ihrem Gesicht nicht mehr viel zu erkennen war.
    Die rosafarbene Seide war mit Blut bespritzt, und frisches Blut rann fast gemächlich von dort herunter, wo eigentlich dieses schöne, kluge Gesicht sein sollte.
    Deanna fing an zu schreien.

Erstes Kapitel
    Chicago, 1990
     
     
     
    F ünf, vier, drei …
    Deanna lächelte von ihrem Platz im Mittagsmagazin -Studio aus in die Kamera. »Unser Gast heute nachmittag ist Jonathan Monroe, ein hiesiger Schriftsteller, der gerade ein Buch mit dem Titel Ich will, was mir zusteht! veröffentlicht hat.« Sie hob das dünne Buch von dem kleinen runden Tisch zwischen den Stühlen in die Höhe und versuchte, es vor die zweite Kamera zu bringen. »Jonathan, Sie haben diesem Buch den Untertitel Gesunder Egoismus gegeben. Was hat Sie veranlaßt, über eine Eigenschaft zu schreiben, die die meisten Menschen als charakterliche Schwäche ansehen?«
    »Nun ja, Deanna.« Der kleine Mann mit dem heiteren Lächeln, dem die Strahler die Schweißperlen auf die Stirn trieben, lachte vergnügt in sich hinein. »Mein gesunder Egoismus eben.«
    Gut geantwortet, dachte sie. Ihr war jedoch klar, daß er das nicht weiter ausführen würde, wenn sie nicht ein wenig nachhalf. »Wenn wir ehrlich sind, ist das doch bei uns allen so, oder nicht?« fragte sie und versuchte ihren Gast ein wenig aufzulockern, indem sie ihm ein Gefühl von Kameradschaftlichkeit vermittelte. »Jonathan, in Ihrem Buch behaupten Sie, daß schon im
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