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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd
Autoren: Jack Higgins
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sank sie wie ein Stein.

    Es war alles so schnell gegangen, wie der berühmte Blitz aus
heiterem Himmel, daß unter den Mönchen auf dem Wellenbrecher
heillose Verwirrung ausbrach. Ich hatte keine Zeit, nach Chen-Kuen zu
gucken, hoffte nur, daß er auch da unten war, als ich auf den
Wellenbrecher zielte.
      Die Granate erwischte sechs, sieben Mönche; ihre
Körper fielen in das Hafenbecken. Die übrigen liefen danach
auseinander; die fünfte Granate richtete kaum noch Schaden an. Nun
wurden auch die ersten Schüsse in unsere Richtung abgegeben. Ich
legte deshalb den M79 weg und nahm das AK47.
    Die meisten Mönche liefen den
Hügel hinauf Richtung Haus. Ich knöpfte mir die vor, die am
weitesten oben waren, und das war es auch schon. Sie stoben in alle
Himmelsrichtungen auseinander. Nach wenigen Minuten war kein Mensch
mehr zu sehen. Danach pfiffen uns die Kugeln nur so um die Ohren. Mir
war eigentlich von Anfang an klar, daß ich diese Stellung nicht
lange würde halten können. Helen war es, die mich zum Han
deln veranlaßte. Sie war die ganze Zeit völlig verstört
neben mir gelegen und hatte mich angestarrt.
      Plötzlich schrie sie kurz und gellend auf und
hielt sich die Wange. Ein Querschläger oder ein Steinsplitter
hatte sie getroffen und ihr eine tiefe Wunde beigebracht; das Blut
quoll durch die Finger.
    Ich hängte mir das Granatgewehr
über die Schulter, die Gurte mit den Granaten um den Hals, packte
sie am Arm und lief hinüber zum Wald.

    11
    Seek and destroy – Aufspüren und vernichten

    Helen war nicht mehr fähig zu gehen, aber ich zerrte sie
weiter. Wir schafften es vielleicht noch hundert Meter am Waldrand
entlang, doch dann war sie am Ende. Sie hatte keine Kraft mehr,
stolperte ständig, so daß es mich einiges an
körperlicher Anstrengung kostete, sie auf den Beinen zu halten.
      Wir gingen in den Wald hinein und legten im Schutz
einer niedrigen Steinmauer eine kleine Pause ein. Von irgendwo, nicht
weit von uns entfernt, waren Stimmen, Kommandos und das Stampfen von
Hufen zu hören.
      Die tödliche Jagd war angeblasen, denn sie
saßen hier auf der Insel in der Falle, bis Vaughan aufkreuzen
würde. Es gab für sie kein Entrinnen. Sie konnten nur eines
tun: versuchen, Ellis Jackson zu hetzen wie einen Hasen. Nun, wenn sie
es so haben wollten, bitte schön! Ich hatte schon viel Schlimmeres
heil überstanden.
      Aus unserem Versteck sahen wir, wie plötzlich
etwa ein Dutzend Reiter über den Hügel rechts von uns
galoppierte. Alle trugen Mönchsgewänder mit Ausnahme von St.
Claire, der diesen Trupp anführte. Er ritt genau wie die anderen
ein Pony, aber bei ihm sah es so aus, als wäre es lächerlich
klein im Vergleich zu seinem Reiter.
    Helen stöhnte, als wolle sie im
nächsten Moment aufschreien; ich hielt ihr den Mund so lange zu,
bis die Hufschläge im Regen nicht mehr zu hören waren.
      Das Blut auf ihrer Wange begann bereits zu gerinnen.
Sie kramte in ihrer Hosentasche, zog ein Taschentuch heraus, rollte es
zusammen und preßte es gegen die Wunde.
    »Ist schon gut«, sagte ich. »Wir müssen weiter.«
      Sie protestierte schwach. »Sogar jetzt noch, wo
alles zu Ende ist, gelingt es dir nicht, Phantasie und Realität
auseinanderzuhalten. Du glaubst immer noch, es mit der ganzen Welt
aufnehmen und gewinnen zu können.«
      »Das ist das einzige, woran ich seit meinem
achten Lebensjahr noch glauben kann. Steh jetzt auf und beweg
dich.«
      Ich half ihr auf die Beine, schob sie immer wieder
vorwärts; wir liefen über die Wiese, denn ich war sicher,
daß sie dieses kleine Waldstück in der Nähe der Klippen
oberhalb des Hafens sehr bald durchsuchen würden. Daß wir
uns aber ins offene Gelände wagten, würden sie nicht
erwarten, und gerade das, womit der Gegner nicht rechnet, führt im
Krieg zum Erfolg.
      Nur mühsam erreichten wir die Kuppe des
Hügels; oben angelangt, schubste ich sie in eine kleine Mulde und
kauerte mich neben sie.
      Unten am Fuße des Hügels waren bald
überall Stimmen zu hören; sie durchkämmten das
Wäldchen, schlugen ins Gebüsch, veranstalteten eine
regelrechte Treibjagd.
      Jenseits der Hügelkuppe, auf der wir lagen, stieg
das Gelände sanft an zur nächsten Hügelkuppe, eine lange
schiefe Ebene, spärlich mit Gras bewachsen, keinerlei Deckung
bietend, doch oben befand sich ein Steinkreis, eine Miniaturausgabe von
Stonehenge, eines jener Vermächtnisse der Bronzezeit, die im
Westen Englands relativ häufig anzutreffen sind. Der
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